Splitterndes Glas - Kriminalroman
dass es Schnee war.
|226| 35. INNEN – NACHTCLUB – NACHT
Das Innere des Clubs ist klein, intim, verraucht. RUBY steht auf einer kleinen runden Bühne am Mikrofon, einen weißen Stutzflügel im Rücken. In langsamem Tempo singt sie »I Must Have That Man«, begleitet von Piano, Bass, Schlagzeug und Saxofon. Die Haare hochgesteckt, trägt sie ein langes, eng anliegendes Kleid mit einem Bouquet Gardenien an der Schulter.
SCHWENK. Man sieht Rubys Zwillingsschwester ALMA, die mit PHILIP an einem der Tische sitzt. Ihre Hände liegen auf der Tischplatte, ihre Finger berühren sich.
Aus Philips Sicht NAHAUFNAHME von Ruby beim Singen, DETAILAUFNAHME ihres Mundes, dann die Finger der einen Hand, die das Mikrofon streicheln, dann die der anderen Hand, die über ihren Oberschenkel streichen.
SCHWENK zu Philips Gesicht, der fasziniert zusieht; ein Lächeln in Rubys Augen, als sie merkt, dass seine Aufmerksamkeit nur ihr gilt, und dann Almas Gesichtsausdruck, als sie ihn beobachtet, wie er Ruby beobachtet.
HALBTOTALE der Bühne, als Ruby ihr Lied beendet, Applaus, der schwächer wird, aber anhält bis …
36. INNEN – GARDEROBE – NACHT
RUBY sitzt am Toilettentisch und betrachtet sich im Spiegel. Vielleicht hat sie schon angefangen, einen |227| Teil ihres Make-ups zu entfernen. Sie nimmt eine Zigarette aus einem Silberetui und steckt sie sich gerade in den Mund, als jemand an die Tür klopft.
Ruby: Wer ist da?
ALMA (von draußen): Ich bin es, Alma.
Ruby greift nach ihrem Feuerzeug, zündet ihre Zigarette an, inhaliert und bläst langsam eine Rauchwolke zum Spiegel, bevor sie antwortet.
Ruby: Komm rein.
Ruby dreht sich mit ihrem Stuhl herum, als Alma eintritt, gefolgt von PHILIP.
Alma: Erinnerst du dich an Philip?
Es ist offensichtlich, dass Ruby das tut. Sie sieht ihn halb amüsiert, halb bewundernd an.
Philip tritt vor und streckt seine Hand aus, Ruby ergreift sie, immer noch denselben Ausdruck im Gesicht wie zuvor.
Philip: Sie waren wunderbar.
Sie hat seine Hand nicht losgelassen. Alma bemerkt es.
Ruby: Ja, das war ich wirklich, nicht wahr?
|228| 20
In der Nähe von Craft’s Hill hatten Überwachungskameras auf einer Fußgängerbrücke an der A14 von Cambridge nach Huntingdon etwa zehn Minuten nach dem Vorfall einen weißen Ford-Kleintransporter aufgenommen, der schnell auf der Überholspur fuhr. Das Nummernschild schien absichtlich verschmutzt worden zu sein, sodass nur eine Zahl und zwei Buchstaben sichtbar waren. Weiteres Filmmaterial, dieses Mal von einer Kamera bei einem Motel in den Außenbezirken von Huntingdon, zeigte den Transporter immer noch auf dem Weg nach Westen, jetzt aber langsamer.
Ohne weitere Angaben des Taxifahrers, der die Männer nach dem Überfall über die Brücke hatte rennen sehen, war es noch nicht möglich, festzustellen, was für ein Fahrzeug die zweite Gruppe zur Flucht benutzt hatte – oder ob überhaupt ein Fahrzeug im Spiel gewesen war. Wenn sie aus Cambridge kamen, was möglich war, konnten sie sich einfach getrennt haben und zu Fuß in der Stadt verschwunden sein. Zeugen wurden gebeten, sich zu melden, und die wenigen, die dem Aufruf bislang gefolgt waren, wurden befragt.
Die beiden jungen Männer, die angegriffen worden waren, waren immer noch im Addenbrooke’s Hospital, wo der Zustand des Theologiestudenten zu ernsthafter Besorgnis Anlass gab; er hatte das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt, und einige seiner Angehörigen waren mit dem Flugzeug aus Honduras gekommen, um an seinem Bett zu sitzen. Der Architekturstudent aus Hongkong |229| hatte sich dagegen trotz zweier gebrochener Rippen und umfangreicher Prellungen im Bett aufsetzen und mit den Kriminalbeamten sprechen können. Die Beschreibungen, die er von den Angreifern geliefert hatte, waren allerdings enttäuschend vage und lückenhaft. Aber er hatte den Beamten erzählt, er glaube, mehrere Mitglieder der Gang hätten ihre Handys benutzt, um den Übergriff zu fotografieren.
Helen Walker konnte sich zwar nicht aufsetzen, aber sie hatte sich so weit erholt, dass sie mit etwas angehobenem Kopf auf stützenden Kissen liegen konnte; seitlich an ihrem Hals hing immer noch der Infusionsschlauch, und sie war ziemlich benommen von den Schmerzmitteln, die man ihr gegeben hatte.
Ihre Schwester war am Spätnachmittag des Vortags gegangen und hatte versprochen wiederzukommen; ihre Eltern waren bis spät in den Abend geblieben und bei Tagesanbruch zurückgekehrt. Als Will vormittags eintraf, ergriffen sie
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