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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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unterstanden.
    »Hast du von dem Transporter gehört?«, fragte Moyles.
    Will nickte.
    »Der Fundort könnte von Bedeutung sein«, fuhr Moyles fort.
    »Wie das?«
    »Vor einem Jahr gab es eine Flut von schwulenfeindlichen Übergriffen in dem betreffenden Gebiet. Eastwood, Kimberley, Heanor. Alle innerhalb von zwölf Monaten. Alle gravierend. Ein Mann wurde in einer Herrentoilette zusammengeschlagen. Ihn hatte es besonders schlimm erwischt. Er war allem Anschein nach von einem Kerl reingelegt worden, der vorgab, schwul zu sein. Diesem Mann hing die Hose um die Fußknöchel, als plötzlich sechs oder sieben Kerle hereinplatzten. Mit Messern und Baseballkeulen. Sie haben ihn fast umgebracht.«
    |236| »Und wann war das? Was hast du gesagt?«
    »Vor gut einem Jahr, vielleicht noch ein bisschen länger. Nottinghamshire und Derbyshire haben eine gemeinsame Sonderkommission eingerichtet und es ist gelungen, die Gruppe eine Zeitlang zu unterwandern. Ziemlich erfolgreich nach allem, was man hört. Ein halbes Dutzend Festnahmen, zwei oder drei Verurteilungen. Seither sind keine Übergriffe mehr bekannt geworden.«
    »Bis jetzt. Vielleicht.«
    »Vielleicht.«
    »Besteht diese Sonderkommission noch?«, erkundigte sich Will.
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich kann aber mit Chris Parsons sprechen. Er ist zuständig für die Hasskriminalität und weiß es wahrscheinlich.«
    »Gut, sieh mal, ob du ein Treffen arrangieren kannst. Aber gib Rastrick Bescheid, okay?«
    »Klar«, sagte Moyles. »Verstanden.«
    Als er seine Mitteilungen durchsah, stellte Will fest, dass Lesley Scarman seit Mittag zweimal angerufen hatte. Er wählte ihre Büronummer, und sie nahm das Telefon beim zweiten Läuten auf. Um sie herum hörte man leises Stimmengewirr, im Hintergrund die Stimme eines Moderators.
    »Vielen Dank, dass Sie zurückrufen«, sagte Lesley.
    »Kein Problem.«
    »Ich habe wegen Helen angerufen. Helen Walker. Ich wollte mich erkundigen, wie es ihr geht.«
    »Gut, unter den Umständen.«
    »Den letzten Nachrichten zufolge ist sie noch auf der Intensivstation?«
    »Nicht mehr, Gott sei Dank. Sie ist über den Berg, wie es scheint.«
    |237| »Klingt so, als hätte sie Glück gehabt.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Will. »In gewisser Weise.« Er fragte sich, ob man es als Glück bezeichnen konnte, wenn jemand nur um Haaresbreite mit dem Leben davongekommen war. Aber wenn man bedachte, was Lesleys Bruder passiert war, hatte Helen wirklich Glück gehabt.
    »Wo Sie schon am Telefon sind«, sagte Will, »wir haben mit Howard Prince gesprochen. Und ihn nach dem Brief seines Anwalts gefragt, den er Ihrem Bruder hat schicken lassen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Es sei eine Privatangelegenheit. Eine Familiensache. Seine Frau ist offenbar – wie hat er sich ausgedrückt? – eine zerbrechliche Persönlichkeit. Psychisch labil, soll das heißen, denke ich. Scheint, dass er vor allem sie schützen wollte.«
    »Mehr als sich selbst?«, sagte Lesley mit einer gewissen Verachtung.
    »Was soll das heißen?«
    Lesley ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. »Ich weiß es nicht. Aber Sie haben ihm geglaubt?«
    »Ja. Ja, ich denke schon. Kein Grund, es nicht zu tun.«
    Lesley wollte noch etwas dazu sagen, ließ es aber sein. »Richten Sie Ihrer Kollegin meine besten Wünsche aus«, beendete sie das Gespräch.
    »Natürlich.«
    Kaum hatte auch Will aufgelegt, läutete das Telefon beinahe sofort wieder. Es war Rastrick.
    »Moyles hat mich gerade informiert – für dieses Treffen in Notts gebe ich Ihnen grünes Licht. Ich habe alle Hände voll zu tun mit der Weiterverfolgung der Sache auf der Newmarket Road, ganz zu schweigen von den Zeugenaussagen, durch die ich mich wühlen muss, und dazu noch |238| die Ergebnisse der Spurensicherung an dem Transporter. Aber halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Will versprach es.
     
    Im Lauf des Tages hatte ein Regenschauer heftig an die Fenster geschlagen, aber gleichzeitig war die Sonne hinter dunklen Wolken hervorgekommen und ein Regenbogen war über der Stadt erschienen. Als Will jetzt in den frühen Abend hinaustrat, war die Sonne schon lange verschwunden und der Regen war in ein Nieseln übergegangen. Das Krankenhaus war so nahe, dass es unsinnig war, mit dem Wagen zu fahren, und außerdem gab es sowieso nie einen Parkplatz.
    Er rief Lorraine von unterwegs mit dem Handy an. »Alles in Ordnung, Lorraine?«
    »Ja, bestens.«
    »Ich wollte nur kurz bei Helen vorbeischauen, bevor ich nach Hause komme.«
    »Mach das. Wie ging es ihr

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