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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nur zögernd die Gelegenheit, nach unten in die Cafeteria zu gehen, um zu frühstücken.
    »Blumen, Will?«, sagte Helen, und ihr Gesicht verzog sich zu einem schwachen Grinsen.
    Will blickte auf den bunten Strauß in seiner Hand. »War Lorraines Idee. Sie schickt ihre besten Wünsche.«
    »Von allein wärst du nicht darauf gekommen.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Zu unmännlich.«
    »Und wie!« Er legte die Blumen zur Seite und zog sich einen Stuhl ans Bett. Ihre Hand kam ihm überraschend kalt vor.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Außer wie Scheiße, meinst du?«
    »Außer wie Scheiße.«
    |230| Sie versuchte ein Lächeln. »Sagen wir mal, ich bin nicht gerade in Frühlingsform.«
    »Also dieses Jahr keine 10K?«
    »Ich bezweifle, dass ich zehn Meter auf Händen und Füßen schaffen würde.« Mit großer Anstrengung versuchte sie, sich in eine fast sitzende Position zu hieven, dann fiel sie in ihr Kissen zurück. »Ich kann mich ja noch nicht mal im Bett aufsetzen.«
    »Überanstreng dich nicht«, sagte Will. »Du solltest nichts erzwingen.«
    »Du hast gut reden.«
    »Wenn du den Bogen überspannst, wirst du noch länger hier liegen.«
    »Ja, Herr Doktor.«
    Will grinste.
    »Ich fühle mich nur so verdammt nutzlos«, sagte Helen.
    »Du hast vermutlich einem Menschen das Leben gerettet. Vielleicht zwei Menschen. Dein Bild ist in allen Zeitungen. Und im Fernsehen. Regelrecht heldenhaft. Entschuldigung: heldinnenhaft.«
    »Das ist alles Schwachsinn, und du weißt es.«
    »Natürlich ist es das. Aber bestimmt kriegst du eine Belobigung oder so was, würde mich nicht wundern. Darfst dem Polizeipräsidenten die Hand schütteln. Kann deinen Aussichten auf Beförderung nicht schaden.«
    »Verpiss dich, Will.«
    Er sah auf die Uhr. »Gleich.«
    »Fang nicht damit an«, sagte Helen.
    »Was meinst du damit?«
    »Mein Vater sitzt hier und tut so, als wäre er nicht gelangweilt, aber er sieht immer wieder auf die Uhr, wenn er denkt, ich merke es nicht. Meine Mutter quatscht ununterbrochen. |231| Sie scheint zu glauben, ich würde umfallen und sterben, wenn ich sie nicht mehr höre.«
    »Die liebe Familie, was?« Will drückte leicht ihre Hand. »Diese Kerle, die dich angegriffen haben, du hättest es doch gesagt, wenn du dich an irgendwas Wichtiges erinnern könntest?«
    Helen bewegte langsam ihren Kopf. »Ich hab Rastrick ja schon erzählt, dass alles so schnell gegangen ist. Und dann war es auch noch dunkel. Die zwei, die auf mich losgegangen sind, waren weiß. Eher jung. Der mit dem Messer war vielleicht noch nicht mal zwanzig.«
    »Und der andere?«
    »Älter, aber nicht viel. Ende zwanzig vielleicht?«
    »Größe?«
    »Der Ältere? Ungefähr so groß wie du. Ziemlich mager. Er trug eine dieser Wollmützen.«
    Will nickte und sah ein zweites Mal auf die Uhr. »Pass auf, ich muss jetzt wirklich gehen.« Er drückte noch einmal ihre Hand. »Ich schaue heute Abend noch mal bei dir vorbei, in Ordnung?«
    Helen lächelte schwach. »In Ordnung.«
    »Der Student aus Hongkong glaubt, dass einige aus der Gang vielleicht Fotos mit ihren Handys gemacht haben«, sagte Will an der Tür.
    Der Gedanke verursachte Helen Übelkeit. »Das habe ich nicht gemerkt. Aber das heißt natürlich nicht, dass es nicht passiert ist.«
    »Ich weiß.«
    »Sag Lorraine Danke für die Blumen.«
    »Klar.« Als er draußen vor dem Krankenhaus sein Handy wieder einschaltete, hatte er eine Nachricht aus dem Revier: Malcolm Rastrick wollte ihn so schnell wie möglich sehen.
     
    |232| Rastrick sah ungeheuer fröhlich aus – für Rastrick. Ein Anflug von Strahlen schimmerte in seinen grauen Augen, aber die bleichen Wangen waren immer noch eingefallen.
    »Ein Ford Escort, der sich auf der Newmarket Road um einen Laternenpfahl gewickelt hat. In der Nähe des Einkaufszentrums. Drei Jugendliche wurden beim Weglaufen beobachtet.«
    »Beschreibungen?«
    Ein schroffes Kopfschütteln. »Noch in Arbeit.«
    »Und das Fahrzeug?«
    »Am selben Tag zu einem früheren Zeitpunkt gestohlen. Beim Park-and-Ride hinter dem Friedhof.«
    »Irgendwas, um den Unfall mit dem Überfall in Verbindung zu bringen?«
    »Bislang nur die Zeit. Soweit wir wissen, geschah der Unfall fünfzehn bis zwanzig Minuten, nachdem die Täter sich verzogen hatten.«
    »Und wenn sie zu Fuß weitergegangen sind, nachdem sie das Auto zu Schrott gefahren haben   …?«
    »Sie könnten in der Nähe wohnen, in Barnwell, draußen beim Flughafen. Eine andere Möglichkeit ist, dass sie irgendwo an die Newmarket

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