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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Prince auf irgendeine Art dahintersteckt?«
    »Ja. Ja, das glaube ich.«
    Helen beugte sich vor. »Sagen Sie noch einmal, was er gesagt hat. Das letzte Mal.«
    »Er sagte: ›Machen Sie nicht den gleichen Fehler wie Ihr Bruder‹.«
    »Was hat er Ihrer Meinung nach damit gemeint?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt.«
    »Und?«
    |289| »Und er sagte: ›Ich denke, es waren mehrere.‹ Und dann: ›Ein Nein nicht zu akzeptieren war einer davon.‹«
    »Und Sie glauben, das bezieht sich auf das Buch, das Ihr Bruder schreiben wollte?«
    »Was sonst? Was sollte es denn sonst sein?«
    Helen stieß eine Rauchfahne aus. »Prince – was für einen Dialekt hat er, was würden Sie sagen?«
    »Ich weiß nicht. Den regionalen, nehme ich an.«
    »Welche Region? Hier oder   …«
    »Nein. Nottingham.«
    »Also die East Midlands?«
    »Ja, warum?«
    Helen klopfte Asche von ihrer Zigarette ab. »Auf dem Anrufbeantworter Ihres Bruders war eine Nachricht.«
    »Wann?«
    »Ein paar Tage, bevor er starb.«
    Lesley wurde blass. »Woher wissen Sie das?«
    »Jemand, den Ihr Bruder kannte, jemand, den er kennengelernt hatte, hörte die Nachricht – jedenfalls teilweise – und hat sie für uns wiederholt. Den Teil, den er gehört hat.«
    »Jemand? Was meinen Sie mit ›jemand‹? Wer?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Natürlich tut es das.«
    »Nein, wirklich nicht. Glauben Sie mir.«
    »Aber die Nachricht, wie lautete sie?«
    »›Ich meine es wirklich ernst.‹«
    »Das war’s? Das ist alles?«
    »Alles, was er gehört hat.«
    Lesley sah hinüber zu einer älteren Frau mit dünnen grauen Haarsträhnen, die von einem Sanitäter aus einem Krankenwagen gehoben und in einen Rollstuhl gesetzt wurde. »Sie glauben, Prince könnte die Nachricht hinterlassen haben«, sagte sie.
    |290| »Ich weiß es nicht.«
    »Aber deshalb haben Sie nach dem Dialekt gefragt?«
    »Ja.«
    »Und es war der Dialekt der East Midlands? Nottingham?«
    »Soweit wir wissen. Aber wir haben nur die Aussage einer einzigen Person.«
    Lesley krümmte den Rücken und schloss die Augen. Für einen Moment sah sie Stephens Leiche vor sich und den Helfer in der Gerichtsmedizin, der langsam das Laken zurückfaltete.
    »Können Sie Prince nicht danach fragen?«, sagte sie. »Mit Ihnen müsste er doch sprechen.«
    Helen drückte ihre Zigarette an der Unterseite der Bank aus und ließ den Stummel auf den Boden fallen. »Wenn wir ihn damit konfrontieren, was er zu Ihnen gesagt hat, braucht er es lediglich zu leugnen, und dann sind wir in der Sackgasse.«
    Ein Anflug von Ärger erschien auf Lesleys Gesicht. »Das ist es also? Sie lassen es einfach auf sich beruhen?«
    »Nein. Keineswegs. Ich spreche mit Will, sobald ich kann.«
    »Aber wenn er dann, wie Sie sagen   …«
    »Als wir Prince gefragt haben, warum er Ihren Bruder davon abhalten wollte, das Buch zu schreiben, und warum er sich weigerte, ihn bei seinen Recherchen zu unterstützen, hat er uns nur einen Grund genannt. Dass er nämlich seine Frau schützen wollte, damit sie sich nicht aufregt.«
    »Und jetzt glauben Sie, es könnte mehr dahinterstecken?«
    Vorsichtig stand Helen auf. »Leichen im Keller, meinen Sie? Wer weiß? Nichts kann uns daran hindern, ein wenig zu graben.«
    |291| »Ich kann Ihnen ein paar Sachen schicken, die ich über Prince zusammengestellt habe. Hintergrundinformationen. Das meiste habe ich aus dem Netz runtergeladen.«
    »Gut, danke. Das könnte helfen.«
    Lesley streckte ihre Hand aus. »Passen Sie auf sich auf.«
    »Sie auch.«
    »Soll ich Sie noch auf die Station zurückbringen?«
    »Nein, schon gut. Ich schaffe das.«
    Lesley lächelte und Helen sah ihr nach. Noch eine Zigarette, dachte sie, dann gehe ich zurück.
     
    Wie lange der Brief schon da war, wusste Helen nicht. Aber da stand er auf ihrem Nachttisch, aufrecht zwischen den Sachen, die Lesley mitgebracht hatte. Adressiert und abgestempelt: Sie brauchte ihn nicht zu öffnen, um zu wissen, von wem er kam.
    In den ersten Monaten ihrer Bekanntschaft, bevor irgendetwas Ernsthaftes zwischen ihnen gewesen war, hatte er die ganze Zeit geschrieben. Manchmal nur eine Nachricht, eine Karte; manchmal einen ausführlichen Bericht über einen Ort, an dem er gewesen war, oder etwas, das er gesehen hatte. Nur zwei Wochen, nachdem sie sich kennengelernt hatten, war er in die Vereinigten Staaten gereist – Washington, DC, Chicago, Ann Arbor, Minneapolis-Saint Paul.
    Er. Andrew. Sie mochte nicht einmal seinen Namen aussprechen.
    Bei seiner Rückkehr

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