Splitterndes Glas - Kriminalroman
Nadelstreifen. Big Business. Lass mich mit ihm tauschen.«
Pike sah sie zum ersten Mal an. »Wie oft muss ich es denn sagen? Ein für allemal: nein.«
»Ich sehe, du wirst schwach, Alan.«
»Also gut.« Pike umrundete seinen Schreibtisch und kam auf sie zu. »Ich sage es in ganz einfachen Worten: Du hältst dich von dieser Pressekonferenz fern.«
»Fernhalten, heißt das …«
»Du gehst nicht hin. Verstanden?«
Lesley hob eine Hand in die Höhe und lächelte. »Verstanden. Das war deutlich. Ich halte mich fern.«
Eine halbe Stunde später fing sie Jerry Walton ab, der gerade aus der Herrentoilette kam und noch dabei war, seinen Hosenschlitz zuzumachen.
»Jerry …«
»Diese verdammten Knöpfe! Was zum Teufel ist eigentlich an Reißverschlüssen auszusetzen?«
»Du gehst zu dieser Sache von Prince Holdings?«
»Als Strafe für meine Sünden.«
»Ich dachte, ich komme vielleicht mit. Nur aus Interesse. Also, wenn es dir nichts ausmacht?«
»Nee. Wieso sollte es? Wie du willst.«
»Danke, Jerry. Ich bin so still wie ein Mäuschen. Sage keinen Pieps. Ach, und Jerry. Alan braucht es nicht zu wissen, okay?«
Normalerweise dominierte ein Eichentisch den Sitzungssaal der Prince Holdings. Er war weggeräumt worden, und an seiner Stelle stand ein helles Sperrholzmodell des Trent-River-Projekts |281| auf einer Plexiglasplatte, das die Blicke auf sich zog. Seitlich und im Hintergrund suggerierte ein grün schimmerndes Tuch Rasenflächen, die sich bis zu einer von Bäumen gesäumten Allee erstreckten, während im Vordergrund Paare aus Plastik sorgenfrei umherspazierten und Plastikbuggys schoben und Miniaturruderer auf einem gewundenen Streifen Blau Wassersport trieben.
Lesley warf einen Blick auf das Hochglanz-Pressedossier, das ihr eine eifrige junge P R-Frau an der Tür gegeben hatte.
Jerry versorgte sich bereits an einem Seitentisch mit einer kleinen Auswahl an Kanapees. Eine Anzahl Anzugträger mittleren Alters, die sie für Stadträte oder Bauunternehmer hielt, stand am hinteren Ende des Raumes, wo ein kleines Podium errichtet worden war. Ein paar studentisch wirkende Typen, die vermutlich von einem der unzähligen Lifestyle-Magazine kamen, hielten sich dagegen beharrlich in Griffweite des Weines auf.
Von Howard Prince bis jetzt keine Spur.
Lesley warf einen weiteren Blick auf das Modell, das bei eingehender Betrachtung mit seinen gerundeten Kanten einem Schiff glich, dann ging sie durch den Raum und nahm sich eines der kleinsten Würstchen im Schlafrock der Welt und ein Garnelen-Dingsbums auf Sesamtoast.
»Ms Scarman.«
Sie hörte Raymond James’ Stimme, bevor sie ihn sah.
»Mr James.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die er geflissentlich übersah.
»Sie haben doch nicht die Absicht, einen Aufstand zu veranstalten?«
Lesley bedachte ihn mit ihrem schönsten Lächeln. »Gott bewahre.«
»In der Tat.«
|282| Er starrte sie noch einen Augenblick an, dann verschwand er.
»Wer war das?«, fragte Jerry, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war.
»Der Teufel vermutlich. Oder sein Assistent.«
Bevor Jerry um Aufklärung bitten konnte, hatte James die Versammlung zur Ruhe gerufen und stellte Howard Prince vor, der in den Raum gekommen war, ohne dass Lesley es gemerkt hatte. Neben ihm stand der Architekt des Projekts, Carl Richter.
In Person sah Prince auf jeden Fall jünger aus als auf den Fotos; auch eleganter, dachte Lesley, obwohl der Anzug, den er trug, etliche Hundert Pfund gekostet haben mochte, aber wenig geeignet war, den raubeinigen Mann zu verbergen, der in ihm steckte.
»Es gibt Leute«, begann Prince, »vielleicht auch hier unter uns, die denken, dass Männer wie ich und meine anwesenden Kollegen vor allem an einem interessiert sind. Und das ist Geld.« Er legte eine Pause ein und blickte in den Raum. »Nun, lassen Sie sich das von mir gesagt sein: Das ist verdammt richtig.«
Gelächter überall in der Runde, breites Grinsen bei den Anzugträgern.
»Aber lassen Sie mich auch sagen, dass das nicht alles ist, an dem wir interessiert sind. Was uns interessiert, was uns am Herzen liegt – was mir am Herzen liegt –, ist diese Stadt. Und die Menschen, die in ihr leben. Und wenn ich sterbe – ja, ich weiß, das ist noch verdammt lange hin, sollte es jedenfalls sein –, aber wenn ich sterbe, möchte ich nicht, dass die Leute sagen, er hat Mist abgerissen und dafür neuen Mist gebaut. Ein selbstsüchtiger, gieriger Bastard, um den es nicht schade ist. Ich möchte, dass
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