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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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aus eurer todgeweihten Welt nach Gharax brachte. Aber ihr wolltet es nicht wissen. Ihr wolltet es nicht erkennen.« Unerbittlich drang Nhordukaels Stimme durch den Rauch. »Achtet auf die Spuren, die er in der Sphäre hinterlassen hat, auf die Legenden, die überall von seiner Machtgier, seiner Falschheit und Eitelkeit künden. Drafur ist Sternengänger, und Sternengänger Durta Slargin – der erste Zauberer der Menschheit, der den Niedergang eurer Welt verschuldet hat.«
    Nun riss Sazeeme die Hände empor, schirmte die lidlosen Augen ab. Er stieß einen Schrei aus, voller Enttäuschung. Die Nebelkinder ließen ihre Schwerter sinken. Sie stimmten in seinen Klageruf ein. Das Heer der Goldéi trauerte; und diesmal beweinten sie nicht ihre Toten, sondern sich selbst. Sie sahen die Sphäre, die glühenden Fußspuren des Weltenwanderers, den Abdruck des grässlichen Stabs. Durta Slargins Macht … die Erkenntnis, ihm gedient zu haben, ließ sie verzweifeln.
    »Drafurs Maske«, zischte Sazeeme, »und Drafurs Mantel! Haben sie dem Kind Laghanos umgelegt, ihn durch die Sphäre schreiten lassen, bis sein Körper bereit war für Drafurs Rückkehr. Haben ihm einen neuen Leib geschenkt.«
    »Das habt ihr«, sagte Nhordukael. »Denn Sternengänger war in der Sphäre gefangen. Ihr habt ihn befreit und ihm so alle Macht gegeben. Er hat eine neue Welt erschaffen, und nun, da er im Körper des Jungen zurückgekehrt ist, wird er sich die Sphäre unterwerfen … dann die Menschen … und am Ende euch.«
    »Können nicht zu ihm gelangen … jenseits des Meers endet unsere Macht. Wollten den Leuchtturm erobern, um es zu verhindern. Doch in der Flammenbucht verbrannten unsere Schiffe, ehe wir Fareghi erreichten. Das war dein Werk, Schlüssel träger! Hast uns den Weg verwehrt! Ist uns verschlossen für immer.«
    »Ja, ihr seid an die Quellen gebunden. Mit ihrer Magie holte Sternengänger euch herbei, und ihr könnt Gharax nicht verlassen. Aber ich … ich kann es! Ich trage den Schwarzen Schlüssel und kann jene neue Welt erreichen, um ihn für seine Taten zu bestrafen.«
    Der Rauch war nun so dicht, dass er den Nebel fast verdrängte. Nhordukael konnte die Goldéi kaum erkennen.
    »Wollen frei sein«, hörte er Sazeeme flüstern, »endlich frei. Wollen leben ohne Angst, vertrieben zu werden. Wollen nicht enden wie die Gehäuteten.«
    »Wenn ihr frei sein wollt, müsst auch ihr der Magie entsagen und euch aus der Sphäre zurückziehen.« Nhordukael setzte einen weiteren Schritt auf die Goldéi zu. Die Schmerzen in seinen Fußsohlen waren kaum zu ertragen; er taumelte, und mit letzter Kraft stieß er seine Worte hervor. »Ich biete euch Frieden! Einen neuen Pakt zwischen Menschen und Nebelkindern. Ihr habt fast alle Quellen befreit und die Menschen aus weiten Teilen von Gharax vertrieben. Nur wenige leben noch hier; die anderen verschleppte Sternengänger. Beendet den Krieg, schließt Frieden mit jenen, die auf Gharax verweilen. Dann lasse ich euch leben.«
    Er schwieg, wartete auf eine Antwort.
    Sazeemes Gestalt schälte sich aus dem Rauch. Seine Augen funkelten in allen Farben des Regenbogens. »Frieden mit den Nachfahren der Feuerschänderin? Frieden mit Mondschlunds Knecht? Bist von Sinnen, Schlüsselträger! Werden ein neues Athyr’Tyran niemals dulden, niemals! Müsst Drafur folgen, auf seine neue Welt. Gharax gehört uns!«
    Nhordukael hieb mit dem Stab auf den Grund. Eine Flamme peitschte ihm voraus, fuhr durch den Rauch und wirbelte die umherfliegende Asche auf. »Das Auge der Glut kann euch verbrennen, hier und jetzt. Ich habe die Macht, euer Heer auszulöschen, und das werde ich tun, wenn ihr mein Angebot ausschlagt. Aber willigt ihr ein – dann verschone ich euch.«
    »Darfst uns nicht drohen … kann keinen Frieden geben, solange die Quellen gefesselt sind. Das Auge der Glut, das Verlies der Schriften, der Gläserne Stein … sie müssen frei sein, alle!«
    Der Rauch um Nhordukael verdichtete sich. Nur seine brennenden Augen waren noch zu erkennen. »Das also fordert ihr von mir? Dass ich die letzten Quellen preisgebe? Dann müssten die letzten Menschen von Gharax verschwinden, und Sternengänger hätte gesiegt.«
    Hinter ihm glommen die Schwerter der Weißstirne auf. Funken sprangen empor. Der Rauch färbte sich dunkelrot. Nhordukael hob die Hand. Er war bereit, das Zeichen zum Angriff zu geben.
    »Ihr habt die Wahl, Nebelkinder. Wollt ihr den Pakt mit uns schließen? Überlegt es euch gut. Ich werde nicht noch einmal um

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