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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Frieden bitten.«
    Ein Gluthauch wogte um Nhordukael und schlug den Goldéi entgegen. Er konnte hören, wie sie unter der Hitze litten und wie die ersten Nebelkinder verschmorten.
    Das Auge der Glut hielt den Atem an. Es wartete. Das Knistern seiner Flammen wurde leiser. Eine gefährliche Stille lag über dem Hochland.
    Nun drang Sazeemes Antwort aus dem Nebel. »Sind die letzten Wesen der Sphäre. Mit uns stirbt die Magie. Wollen von ihr lassen und in Frieden auf Gharax leben, an eurer Seite. Lassen euch das Verlies der Schriften. Ein neues Athyr’Tyran. Sollt darin leben. Werden euch in ihm gewähren lassen.«
    Nhordukael nickte. Er wusste, was es für die Goldéi bedeutete, das Verlies der Schriften aufzugeben, die mächtigste Quelle von Gharax den Menschen zu überlassen. Sazeemes Angebot war ein schmerzliches Zugeständnis, und Nhordukael begriff, dass auch er ein Opfer bringen musste.
    »Das Verlies uns Menschen«, sagte er mit fester Stimme, »und euch die übrigen Quellen. So soll es sein. Ich werde das Auge der Glut von seinen Fesseln befreien, und die Funkelnden Scherben von Thoka sollen die letzte Quelle sein, die ihr den Menschen entreißt.« Er hielt kurz inne. »Willigt ihr ein in diesen Pakt?«
    »Der Pakt … ja, Schlüsselträger.« Sazeemes Worte drangen wie aus weiter Ferne an Nhordukaels Ohr. »Doch wirst auch du ihn einhalten? Wie können wir wissen, dass du uns nicht betrügst?«
    Der Stab in Nhordukaels Hand glühte. Er spürte, wie die Macht des Schwarzen Schlüssels an ihm zerrte, ihn fortriss und in die Sphäre trug. »Indem ich Sternengänger besiege und euch seine Maske zurückbringe«, rief er in den aufwirbelnden Rauch. »Vertraut mir.«
    Glut peitschte durch seinen Körper. Er hörte nicht, was der Scaduif antwortete; fühlte nur den brennenden Schmerz in seinen Füßen. Aber noch während sein Leib in die Sphäre übertrat und Gharax seinen Sinnen entschwand, spürte er eine Erschütterung und hörte den Aufschrei der Quellen, der gefesselten und auch der befreiten.
    Der Pakt war erneuert. Die Goldéi hatten ihm zugestimmt. Endlich würde Frieden auf Gharax herrschen, schon bald.
    Er aber war noch nicht am Ziel. Der Schwarze Schlüssel wies ihm den Weg zu Sternengängers neuer Welt. Diesem Pfad musste er folgen; denn solange Sternengänger Macht über die Menschen besaß, war der Frieden brüchig. Er musste ihn finden. Er musste ihn aufhalten. Er musste …
    Nhordukael ließ das Auge der Glut los. Er gab die Quelle frei, die ihn so lange beschützt hatte.
    Das Feuer in seinen Adern erlosch.

 
KAPITEL 10
     
    Treue
     
    Der Tag der Ernte war das bedeutendste Fest im Palidonischen Hochland. Er wurde alljährlich in der Mitte des Neunten Kalenders gefeiert. In allen Dörfern und Städten Palidoniens strömten die Menschen zusammen, in ihren Händen geflochtene Körbe mit den Früchten des Herbstes, um Tathril für die Zähmung der Quellen zu danken.
    So war es seit jeher Brauch. Und obwohl die meisten Palidonier längst aus dem Hochland geflohen waren – vertrieben von Nhordukaels Feuern –, feierten sie den Tag der Ernte auch fern der Heimat, in fleckigen Zelten und armseligen Hütten, überall dort, wo man sie untergebracht hatte. Sie, die Vertriebenen, brachten ihrem Gott Tathril den letzten Bissen Brot dar und flehten ihn an, sie von der sterbenden Welt Gharax fortzubringen. Und jene, die aus der zerstörten Stadt Thax geflohen waren, richteten ihre Gebete nicht nur an Tathril, sondern auch an Nhordukael, den Auserkorenen. Sie dachten an den Tag zurück, als der junge Priester auf dem Platz der Gießer und Schmelzer einen Goldéi getötet hatte, ein Untier und dunkles Vorzeichen der Schrecken, die Sithar heimgesucht hatten. Nhordukael hatte es besiegt und war selbst unversehrt der geschmolzenen Bronze entstiegen. Er hatte Glut und Feuer getrotzt. Und so flehten sie ihn an, den Verderber ihrer Heimat, der ebenso grausam und zerstörerisch war wie Tathril.
    Südlich des Hochlands, in den Fürstentümern Varona und Ganata, wurde der Tag der Ernte mit weniger Verzückung begangen. Es gab bedeutsamere Feste, und nur die gläubigsten Anhänger Tathrils fanden sich Jahr für Jahr im Burghof ein, um den Gebeten der Priester zu lauschen. Oft schritten sie dann gemeinsam zum Fluss Dumer und vergossen Wein und Honig am Ufer, Tathril zu Ehren. Es war ein Tag der Besinnung, kein rauschendes Fest wie im Hochland.
    Dieses Jahr war es anders. Die Priester hatten die Menschen aufgefordert, in den

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