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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Baniters N amen.
    »Baniter … wo bist du, Luchs von Ganata … wo bist du?«
    Der Mann hustete, spuckte Schleim, wollte sich aufrichten. Wasser troff aus den Kleidern. Er musste seit Tagen in den Gängen herumgeirrt sein. Dabei hatte er seinen ganzen Stolz eingebüßt, der ihn sonst umgab wie ein Schild.
    »Nicht so weit entfernt, dass Ihr meinen Namen brüllen müsst, Großer Ejo.« Baniter baute sich vor dem Arphater auf. »Hier bin ich. Auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie Ihr den Weg in das Verlies gefunden habt, muss ich zugeben, dass ich mich freue, Euch zu sehen.«
    Der Schechim riss den Kopf empor. »Der Luchs von Ganata! Ich hatte schon fast aufgegeben, nach dir zu suchen.« Er rappelte sich auf. Dabei wurde er von einem weiteren Husten geschüttelt.
    »Dass Ihr mich sucht, ehrt und wundert mich gleichermaßen. Was tut Ihr hier, Schechim? Habt Ihr mich so sehr vermisst, dass Ihr freiwillig durch nasse Gänge fleucht?«
    »Gewiss nicht, Luchs … ich habe dich so vermisst wie die Mücken, die Blut aus meinem Arm saugen.« Der Arphater steckte den Säbel fort und rückte unter Mühen seine Tücher zurecht. »Die Tochter der Sonne verlangte nach dir. Deshalb suche ich dich, um ihren letzten Wunsch zu erfüllen.« Er keuchte. »Tagelang habe ich nach dem Eingang der Ruine gesucht, wo der Dämon Glam mir das silberne Kästchen überreichte … jenes üble Zauberwerk, das die stolzen Anub-Ejan gebrochen hat. Ich bin in den stinkenden Tümpel des Sterbenden Varas hinabgetaucht, um den Zugang zu finden … und dich, Baniter! Weil sie es so wollte! Weil sie es von mir forderte! Weil es das letzte ist, was ich für sie tun kann, ehe ich ihren Mörder meine Klinge schmecken lasse.«
    Baniter blickte ihn erschrocken an. »Ihren Mörder?«
    Der Schechim hustete und nickte. »Arphats Sonne ist erloschen. Er hat sie getötet, alle beide … sie und das Kind … ich habe ihre Leiche nur kurz gesehen, ihr schöner Leib ausgestreckt auf dem Boden, wo er sie in ihrem Blut liegenließ … die Arme wie Sonnenstrahlen, die Haare dunkel wie die erste Stunde der Nacht.« Ejo drückte sich gegen die Wand, seine Stimme voller Schmerz. »Sie verglühte … und ich war nicht dort in der Stunde ihres Todes. Ich suchte dich, Baniter, weil sie es mir befahl, und Arphats Sonne ging unter … kein Morgen folgt dieser Nacht! Agihor wird niemals zurückkehren. Du bist schuld daran, Luchs von Ganata … denn du hast sie nach Vara gelockt!«
    Er schluchzte, wandte sich von Baniter ab. Doch der Fürst ließ ihn nicht in Ruhe.
    »Tot? Alle beide? Sie und … das Kind?« Baniters Stimme bebte.
    »Ja … eine Tochter. Eine neue Sonne … doch sie wurde in finsterer Nacht geboren. Es war ein schlechtes Zeichen. Ich sagte es Inthara … aber sie wollte nicht hören. Er hat sie beide umgebracht … ich wünschte, er wäre im Palast gewesen, als ich ihren Leichnam fand. Dann hätte ich ihn mit meinen Händen zerquetscht, seinen riesigen Körper zerstückelt und in alle Winkel der Welt verstreut … und das werde ich auch tun, wenn ich ihn finde, wenn ich ihm gegenübertrete, wenn ich …« Wieder wurde Ejo vom Husten gepackt. Er konnte kaum noch Luft holen. Tränen rannen aus seinen Augen.
    Baniter ahnte nun, von wem der Schechim sprach. So bist du also doch nach Vara zurückgekehrt, Binhipar, und auch von deinen Fingern fließt nun Blut. Er hieb zornig gegen die Wand, so fest, dass sich Steinchen lösten. Der Silberne Kreis, ein letztes Mal vereint im Todesrausch! Niemand von uns ist schuldlos. Akendor tötete Tundias Tochter, Uliman erdrosselte die Fürsten, und ich – auch ich watete durch Blut, als ich Jundala den Befehl gab, Akendors Gespielin zu beseitigen. Aber du, Binhipar, hast uns am Ende alle an Bosheit übertroffen. Eine Mutter und ihr neugeborenes Kind … meine Tochter … du niederträchtiger Hund!
    »Sie war so schön«, hörte er Ejo flüstern, »so wunderschön, selbst noch im Tod. Jetzt erst weiß ich, was ich verloren habe! Ich hätte sie schon damals beschützen sollen, als ihre Mutter sie vergiften wollte. Doch ich hielt ihren Bruder für die wiedergeborene Sonne, wünschte ihr den Tod. Blind war ich … so blind! Ich musste erst in die Sonne blicken, um zu erwachen. Sie war meine Sonne! Die Sonne Arphats. Erloschen! Verglüht!«
    »Dieser Mord wird nicht vergessen werden«, sagte Baniter grimmig. »Ich hoffe, Ihr habt Euch den Weg durch die Gänge gut gemerkt, Großer Ejo. Denn nun müssen wir rasch nach Vara

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