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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Er nahm ihn bei der Hand, um ihn in die hinterste Ecke der Grotte zu ziehen. Dort hantierte er an der Decke, von der sich plötzlich ein Stück zur Seite schob.
    „Ein Notaufstieg. Einmal geschlossen kann er nur von innen her geöffnet werden.“ Mühelos kletterte Mijo voraus und half ihm hoch. Sie befanden sich zwischen mehreren hohen Felsen, die die Sicht auf die verfallene Siedlung versperrten. Er schien allerdings gar nicht dorthin zu wollen, sondern kauerte sich in eine flache Mulde. Verwirrt ließ Jason sich zwischen Mijos Beinen nieder und lehnte sich mit dem Rücken an dessen Bauch. Es wurde kurz eisig kalt, als Mijo ihm die Decke abnahm, und sofort behaglich warm, da der Stoff sie nun beide umhüllte.
    „Warum sind wir hier?“, fragte er schläfrig.
    „Schau hoch, Jason. Sieh dir den Himmel an.“
    Es war berauschend: Ein Meer von Sternen lag über ihnen.
    „Oh Gott!“, hauchte er ehrfürchtig. Gleich darauf fuhr er wie elektrisiert hoch: „OH MEIN GOTT!“ Er spürte kaum, wie Mijo ihn zurückriss und die Hand über seinen Mund legte, wohl um ihn an weiteren Schreien zu hindern.
    „Das ist …“, nuschelte er gegen die Handfläche, schob sie unwillig beiseite und stammelte: „Das … das ist … es sind …“
    „Ja, mein Schatz. Es sind dieselben Sterne wie bei uns zuhause. Ich hab vielleicht wenig Ahnung von Sternbildern, trotzdem, den großen Wagen finde sogar ich problemlos. Wir haben gerade Neumond, deshalb ist der nicht zu sehen.“
    Fassungslos ließ Jason sich zurücksinken und starrte nach oben.
    „Auf der Erde ist Vollmond, wir befinden uns also nicht in der gleichen Phase …“, murmelte er und studierte angestrengt den Himmel. „Mijo, ich bin bestenfalls ein Hobbysterngucker, doch das hier ist für mich der Sommersternenhimmel der Nordhemisphäre.“
    „Häh?“
    „Die gleichen Sterne sieht man gerade auch in Nordamerika auf der Erde. Ich kann nicht sagten, ob es derselbe Monat ist, aber dort, schau – der Steinbock, der Drache, Schwan …“ Er zeigte auf das Sternbild des Schwans, das wie ein Kreuz geformt war. „Man nennt es auch das Kreuz des Nordens.“
    „Wow.“
    „Ja – wow!“
    Eine Weile lang lagen sie da. Jason erklärte das eine oder andere Sternbild und ließ sich dabei von Mijo sanft streicheln, bis er zu schläfrig wurde, um noch weiterzureden. In den vertrauten Himmel zu blicken gab ihm das Gefühl, nicht ganz so verloren zu sein. Dieses Udina – U… Egal, es war anders, fremd, bedrohlich – und dennoch gehörte es auf irgendeine Weise in seine Welt.
    „Es ist die bessere Erde“, flüsterte Mijo irgendwann.
    „Hm?“
    „Keine Umweltverschmutzung, weder Überbevölkerung noch offener Krieg. Kein Hunger, keine Krankheiten. Das Wetter ist immer ziemlich gemäßigt, es gibt genug sauberes Wasser für alle und als Kirsche auf der Sahnetorte die Magie. Udeah ist nahezu perfekt und du könntest mir alle Reichtümer der Erde anbieten, ich würde auf keinen Fall dorthin zurückwollen.“ Ein nachdenklicher, beinahe sehnsuchtsvoller Klang lag in Mijos Stimme. „Richtig perfekt ist es natürlich nicht. Gefährliche Tiere und Pflanzen gibt es reichlich, viele Schätzchen hast du noch gar nicht kennen gelernt. Die Treibjagden sind Scheiße, na ja, die Spiegelweltler überhaupt vermiesen das Bild. Aber alles in allem ist Udeah die bessere Erde. Und der Eintritt in dieses Paradies kostet lediglich die Seele.“
    Seufzend richtete er sich auf und beendete damit die zauberhafte, ja, regelrecht romantische Stimmung, die für eine Weile zwischen ihnen geherrscht hatte.
    „Wir sollten schlafen, wird anstrengend für dich morgen. Ich wollte bloß, dass du das sehen kannst.“
    „Danke“, sagte Jason leise.
    „Oh, ich wüsste, wie du dich bei mir bedanken kannst, da gibt’s einige nette …“
    Rasch legte er dem ewig geilen Dämon einen Finger an die Lippen und brachte ihn damit zum Schweigen.
    „Danke“, wiederholte er mit Nachdruck, bevor er sich den Weg zurück in die Grotte suchte. Mijo folgte ihm, versiegelte den Aufstieg und legte sich mit ihm zusammen wieder auf das bequemste Stück harten Gesteins, das sie finden konnten.
    Wenn er ehrlich war, fühlte er sich gar nicht so unwohl. Dieser verflixte Kerl konnte wirklich liebenswert sein …
     

     
    Calael brüllte und tobte, von seinen sehr stillen Kriegern beobachtet. Sie alle hatten juckende Bisswunden erhalten, als die Blauhakennasen über sie hergefallen waren, hatten wie verrückt um sich geschlagen

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