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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Verwechslung zwischen Geschenk und Verteidigungsmaßnahme zumindest verständlich. Genauso wie die Udeahner fälschlich annahmen, dass die Anwesenheit der Dämonen für diese Magie verantwortlich war – das Gegenteil war der Fall, die Dämonen sorgten dafür, dass ausreichend Energie aufgenommen wurde und es darum nicht beständig zu Naturkatastrophen kam. Sharnak wusste nicht, wann und wie die ersten Menschen nach Udeah gelangt waren. Vermutlich war es ein Unfall gewesen, jemand war in ein Weltenportal gestolpert. Die Menschen auf der Erde besaßen verschiedenste Legenden von solchen Reisen in Parallelwelten. Irgendwann waren jene, die Udeah zu besiedeln begonnen hatten, auf Sharnaks Heimatwelt gestoßen. Auch dort bündelten sich Energien, die Magie bewirkten, doch war die Ursache eine andere. Sharnak war noch fast ein Kind gewesen, als man ihn als Kriegsgefangenen nach Udeah brachte. Eine Vision hatte ihm einen Ausweg für sein Volk gezeigt, eine Vision, die ihn verstehen ließ …
    „Ich habe den Menschen das Ritual gezeigt, mit dem sie ihre Magie freisetzen können. Ich habe ihnen erklärt, was Seelenzwillinge sind, nämlich Menschen, die haargenau zur gleichen Sekunde ihren ersten Atemzug nehmen und dabei vom Wesen her zueinander passen. Wie das funktioniert, weiß ich nicht, aber es ist real. In der so genannten Quelle der Magie, die nichts anderes ist als ein Zusammentreffen vieler magischer Strömungen an einem einzigen Punkt, wo sich zufällig ein Teich befindet, werden die Seelensteine geweiht, indem je ein Blutstropfen des Zwillingspaares in einen Edelstein eingeschlossen wird.“
    „Ist ja alles gut und schön, das meiste davon wusste ich zumindest ungefähr. Was. Willst. Du. Uns. Sagen?“ Mijo wirkte unruhig, gewiss spürte er, dass sich auch in diesem Haus – das lediglich eine halb verfallene Holzhütte war, über die Sharnak eine Illusion gelegt hatte – verschiedene magische Strömungen kreuzten. Wer sich hier längere Zeit aufhielt, wurde mit Magie regelrecht geflutet. Wenn Sharnak seine Kräfte nicht regelmäßig einsetzte, bewirkte jeder einzelne Schritt, jedes gesprochene Wort Erdbeben und Gewitter.
    „Sei geduldig mit dem Alten Mann, mein Junge“, sagte er lächelnd. „Es ist wichtig, dass ihr die Zusammenhänge begreift. Indem ich den Spiegelweltlern dieses Ritual gab, bewirkte ich Frieden für mein Volk. Es stimmt übrigens nicht, dass man diesen Krieg ursächlich wegen unserer Magie begonnen hatte, die Menschen hatten vielmehr Angst vor uns und wollten mein Volk ausrotten. Nach verlustreichen Kämpfen wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Tatsächlich wurden die ersten von uns Kriegsgefangenen nach Hause gelassen, aber dann gerieten die Dinge auf Udeah aus dem Gleichgewicht. Sie dachten, dass wir für die Magie verantwortlich sind, die sie nutzen konnten, seit wir in diese Welt gekommen waren. Ich erzählte ihnen von dem Ritual und dass sie damit uns Dämonen nicht mehr brauchen würden. Sie behielten die letzten von uns dennoch da und versiegelten den Weg in meine Heimat. Niemand konnte mehr dorthin. Stattdessen holten sie sich Menschen von der Erde als Ersatz.“ Mit möglichst einfachen Worten erklärte Sharnak den beiden die Wahrheit über Magie, ihrer Ursache und Nutzbarkeit.
    „Um uns zu schützen, habe ich den Menschen nur das halbe Ritual gegeben. Es sieht so aus: Der Seelenstein schafft einen untrennbaren Bund zwischen den Zwillingen. Vergießt der eine nun in einem bestimmten rituellen Ablauf das Blut seines Zwillings an einem jener Orte, an dem sich die magischen Strömungen kreuzen, erhält er nicht bloß vollen Zugang zu seiner eigenen Magie, sondern übernimmt auch die Macht des anderen. Dafür wandelt sich von diesem der Körper. Jetzt müsste das Ritual wiederholt werden – der andere Zwilling gibt seine Lebenskraft. Beide würden anschließend über die doppelte Macht verfügen wie zuvor einer allein. Das war mehr, als ich meinen Feinden zugestehen wollte, darum habe ich dieses kleine, feine Detail, ähm, vergessen.“
     
    Wie elektrisiert fuhr Mijo hoch und starrte den Alten fassungslos an.
    „Jetzt noch mal ganz langsam für die kleinen Dicken in der letzten Reihe – wenn ich Andina auf den Opferblock zerre und ihr den Dolch in die Kehle ramme, werde ich zum vollen Magier und sie doppelt so mächtig wie zuvor? Beziehungsweise, wenn ich das vor sieben Jahren getan hätte, jetzt ist es ja viel zu spät.“
    „Ja. Und nein“, erwiderte der Alte Mann mit

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