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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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breitem Grinsen. „Ja, wenn du Andina opferst, erlangt ihr beide volle Macht. Und nein, es ist nie zu spät dafür. Den Passus mit dem einundzwanzigsten Geburtstag, auf jeden Fall vor Sonnenaufgang, habe ich nur beigefügt, damit es mythischer klingt. Genauso wie all die anderen Abläufe für das Ritual. Ich wusste schon damals von den Menschen, dass diese eine Schwäche für solch schmückendes Beiwerk haben und eine Sache, die zu einfach erscheint, nicht als wertvoll betrachten können.“
    Das war … heftig. Hallo? Dieser Typ stellte gerade sein ganzes Weltbild auf den Kopf und grinste dabei auch noch ganz entspannt! Mijo ließ sich zurück zu Boden plumpsen, das musste er erst einmal verdauen.
    „Calael ist also nicht der Böse, der mich abschlachtet, sondern vielmehr derjenige, der mir hilft, mein gesamtes Potential zu entfalten?“, fragte Jason leise.
    Scheiße! Scheiße! Scheiße!
    Jetzt hatte er den Kleinen verloren. Endgültig, aus und vorbei. Jason würde sich diesem Weichei mit den strahlend blauen Guckerchen an den Hals werfen, froh, aus seinen Klauen fliehen zu können.
    Und dabei hab ich ihn noch nicht mal ficken dürfen.
    Seltsamerweise kratzte das kaum an seinem Ego. Er wollte Jason behalten, der Sex war Nebensache. Irgendetwas machte dieser Junge mit ihm, er weckte Seiten, die Mijo vergessen beziehungsweise niemals besessen hatte. War er denn wirklich verliebt? Aber Verliebtheit war doch nichts anderes als starke sexuelle Begierde, oder gab es noch mehr? War dieses mehr der Grund, warum er Jasons Stimme so gerne hörte und sich innerlich ruhig wie nie fühlte, wenn er ihm nahe war? Warum konnte der Schnuckel nicht sein Seelenzwilling sein?
    „So viel zur Vorgeschichte“, sagte der Alte in diesem Moment und sicherte sich damit Aufmerksamkeit. Was denn jetzt noch?
    „Vor ungefähr hundert Jahren war ich es müde, diese Welt ertragen zu müssen. Uns verbliebenen echten Dämonen ist es trotz aller Bemühungen nie gelungen, das Siegel zu unserer Heimat zu zerbrechen. Die Spiegelweltler anzugreifen hätte bloß das Gleichgewicht in Udeah zerstört, ohne einen Sinn zu haben. Meine Leute hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die geopferten Zwillinge unter ihre Fittiche zu nehmen und die anderen in dem Glauben zu bestärken, dass diese seelenloses Nutzvieh sind. Sie haben sich mit dem Leben hier arrangiert und wollen keine Veränderung. Es ist angenehm für sie, Macht über die menschgeborenen Dämonen auszuüben, sie wollen nichts daran ändern und haben sich darum mit dem jeweiligen Patriarch oder Matriarchin geeinigt. Das Feindbild auf beiden Seiten wird sorgfältig gepflegt, damit man hüben wie drüben alles unter Kontrolle behält. Das missfällt mir, darum lebe ich schon seit langer Zeit in der Einöde.
    Nun, ich suchte damals nach einer Vision, wie dieser untragbare Zustand zu beenden ist. Danach habe ich die Legende von Sharnak zu den Dämonen geschmuggelt – Sharnak bin übrigens ich selbst – da die Vision mir genau dazu riet. Sie besagt im Großen und Ganzen, dass einst der mächtigste aller menschgeborenen Dämonen das Weltenportal zerstören wird. Das Tribunal – also die Gruppe ‚echter’ Dämonen – hat diese Legende rasch unterdrückt und da niemand den Sinn verstanden hat, warum man das schöne Portal kaputt machen soll, geriet sie in Vergessenheit. Bis, ja, bis ein neugieriges kleines Mädchen mit einem beunruhigenden Talent alles das herauszufinden, was sie besser nicht wissen sollte, auf meine Legende gestoßen ist. Nirta hat verstanden, warum es sie gibt und ihr ist klar, dass du, Mijo, der prophezeite Held bist.“
    Mijo blinzelte einige Male, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach.
    „Alter, ich bin der Dreck, den meine Erzeuger auf die Straße gekehrt haben. Ich bin ein Großmaul, ein selbstverliebter Egoist, ein sexgieriger Triebtäter. Ich bin alles, aber garantiert kein Held!“
    „Du bist der Mann, der weitere Entführungen unschuldiger Menschen beenden kann, und damit meine ich nicht bloß die Seelenzwillinge, sondern die bedauernswerten Kreaturen, die als Jagdbeute zu hunderten jedes Jahr hergeschleppt werden. Du bist derjenige, der Andina zur Macht verhelfen kann, die sie dringend braucht, um die restlichen Spiegelweltler von Revolten und gegenseitige Zerfleischung abzuhalten, sobald das Portal geschlossen ist. Du bist der Einzige, der dafür sorgen kann, dass es auch tatsächlich geschieht, denn es braucht nicht nur einen Mann dafür.“
    „Sprich weiter“,

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