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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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sich plötzlich um Jasons Beine. Zaghaft watete er aus dem Teich und begab sich an Mijos Seite.
    „Nein, ich bin da …“ Er deutete etwas linkisch hinter sich, „… zufällig hineingeraten.“
    „Und ich glaubte schon, ihr hättet mich gesucht.“
    Jason wechselte einen raschen Blick mit seinem Dämon und drückte ihm dabei gleich den verflixten Saphir in die Hand.
    „Bist du der Alte Mann?“, fragte Mijo und steckte den Seelenstein beiläufig in seine Hosentasche.
    „Der bin ich.“
    Jason kämpfte jetzt, da der erste Schreck abgeklungen war, tapfer mit dem Impuls, schreiend davonzurennen, sich unter dem nächstbesten Busch zu verkriechen und die Lider zusammenzupressen wie ein kleines Kind. Immer in der Hoffnung, dass das Monster ihn nicht sehen würde, solange er selbst es nicht sah … Er beherrschte diesen Impuls. Weglaufen war sinnlos.
    Der Dämon, der überhaupt nicht alt und nur bedingt wie ein Mann wirkte, musterte ihn intensiv aus violett-rötlichen Augen.
    „Soweit ich beobachten konnte, ist es kein gutes Zeichen, wenn Menschen zittern wie Weiden im Sturm. Kommt mit, ihr beiden, ich bringe euch ins Warme.“
    Ohne sich zu vergewissern, ob sie ihm tatsächlich folgten, schritt der Dämon voran. Seine Bewegungen wirkten gemächlich und trotz der Krücke fließend. Dennoch mussten Jason und Mijo beinahe rennen, um ihm folgen zu können.
    Sie erreichten schon bald eine offene Lichtung, auf der sich ein riesiges Haus von palastähnlichen Ausmaßen befand. Jason wusste, er sollte sich wundern, dass er dieses riesige Gebäude nicht bereits hundert Meter vorher über den Baumwipfeln hatte aufragen sehen. Oder dass dieses Gebäude mit seinen weißen Säulen und der Gesamtkonstruktion starke Ähnlichkeit mit dem historischen Museum in seinem Gothik Revival-Stil in seiner Heimatstadt aufwies, bloß noch etwas imposanter wirkte es. Dafür fehlte ihm entschieden die Energie, darum versuchte er es gar nicht erst.
    Der Alte Mann führte sie in eine gemütliche, rustikal eingerichtete Stube, wo ein prasselndes Feuer in einem Kamin für behagliche Wärme sorgte.
    „Zieht die Sachen aus und hängt sie dort über den Balken“, befahl er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Mijo hatte erwartungsgemäß keinerlei Skrupel, sich vor diesem beängstigend fremdartigen Wesen zu entblößen, während Jason längere Zeit zögerte, sich nackt zu präsentieren. Lieber hätte er wenigstens die Unterhose anbehalten, aber ein ungeduldiges Knurren von Mijo zwang ihn zum Gehorsam. Dass sein ewig gieriger Dämon ihn anschließend zu sich auf den Boden zog und in aufrechter Sitzposition schützend in die Arme nahm, wirkte hingegen seltsam beruhigend.
    „Du brauchst dich nicht zu fürchten, kleiner Mensch“, sagte der Alte Mann. Er hantierte am Feuer und brachte nach einigen Minuten zwei Holzbecher mit dampfendem Kräutertee zu ihnen herüber. Seine Hände waren so riesig, dass tatsächlich beide Becher gleichzeitig hineinpassten. Ein Anblick, der das beständige Ziehen in Jasons Magen nicht verbesserte. Das Pock-Pock der Krücke bei jedem Schritt war auch nicht angenehmer. Erst, als der Alte Mann sich in einem Lehnstuhl niederließ, konnte er sich ein wenig entspannen und versuchsweise an dem Tee nippen. Es schmeckte ungewohnt, insgesamt jedoch recht gut und wärmte ihn von innen.
    „Interessant zu beobachten, wie seltsam sich alles fügt.“
    Jason fand es eher seltsam interessant, wie jemand leise sprechen und trotzdem allein mit seiner Stimme die gesamte Umgebung vibrieren lassen konnte. Verdammt, er musste sich konzentrieren! Zum Glück schien der Ausdruck auf dem spitzwinkligen Gesicht des alten Dämons eher amüsiert. Jason schrak zusammen, als Mijo ihm den mittlerweile leeren Becher abnahm – hatte er das tatsächlich alles getrunken? – und eine Hand an seinen Kopf legte, um ihn sanft an die Schulter zu ziehen.
    „Lass ruhig die Augen zu, ich pass auf dich auf“, raunte er ihm zu, gefolgt von einem zärtlichen Biss in die Ohrmuschel. Herrgott im Himmel, dieser verflixte Dämon machte ihn fertig!
    „In der Tat, sehr seltsam“, fuhr der Alte Mann fort. „Endlose Jahre lang wurde ein Seelenzwilling nach dem anderen abgeschlachtet, und zurück blieben Kreaturen, die innerlich leer und schwach waren. Und kein einziger der Magieräuber hatte Skrupel deswegen, oder wenn doch, dann fehlte es an Potential, um sich gegen das System aufzulehnen. Und nun finden sich in einer einzigen Generation gleich vier junge

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