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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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tippte sich mit aufforderndem Blick auf seine eigenen Lippen.
    „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, sagte Jason verunsichert.
    „Du musst es wollen. Konzentrier dich darauf, dass er sprechen kann, das genügt“, entgegnete Sharnak.
    Er gehorchte, und einen Moment später hörte er Mijos vertrautes Lachen.
    „Wie konnte das denn geschehen? Ich habe nicht einmal gemerkt, dass ich gezaubert habe“, fragte Jason.
    „Du wirst rasch lernen, deine Kräfte zu kontrollieren, sei unbesorgt. Normalerweise ergeht es Neulingen nicht so übel wie dir, aber die anderen wurden ja immer ihrer Kräfte größtenteils beraubt. Deine Freunde haben diese Anpassungsprobleme nicht, weil sie alle schon an Magie gewöhnt waren.“ Sharnak klopfte ihm leicht auf die Schulter und überließ ihn damit Mijo.
    „Hi“, murmelte er nervös und wusste weder was er sagen, noch wie er reagieren sollte. Mijo hatte sich um ihn gesorgt, ihm durch das Ritual geholfen. Was bedeutete das jetzt? Machte sich der Kerl doch etwas aus ihm oder gehörte das weiterhin zu der sei-nett-dann-gibt’s-Sex-Taktik? Es wäre sinnvoll, sich von ihm fern zu halten, immerhin wollte er so bald wie möglich durch das Weltentor entschwinden und Udeah endgültig verlassen. Er würde seinen Lieblingsdämon also niemals wieder sehen und verdammt wollte er sein, dieser Gedanke brachte ihn regelrecht um den Verstand.
    „Jason ist wach und munter, wir können also anfangen“, sagte in diesem Moment Nirta – wann war die denn hergekommen? – und rettete ihn damit aus seiner Verwirrung, die durch Mijos brennenden Blick nur noch schlimmer geworden war.
    „Wir müssen uns gut überlegen, wie wir weitermachen wollen.“ Andina ergriff das Wort mit einer Entschiedenheit, dass Widerspruch lächerlich gewesen wäre. Alle wandten sich ihr zu, auch Calael. Jason spürte die Nähe seines Seelenzwillings und dazu eine Verbundenheit, die ihn beinahe unbewusst an dessen Seite trieb.
    „Wir verfolgen mehrere Ziele. Zum ersten wollen wir die Unterdrückung aller Udeahner durch das Patriarchat und das Tribunal beenden. Zweitens sollten wir überlegen, ob alle menschgeborenen Dämonen zu ihrem wahren Recht kommen sollten, indem das Doppelritual vollendet wird. In beiden Fällen müssen wir bedenken, dass vor allem auf Seiten der Spiegelweltler mit erheblichem Widerstand zu rechnen ist. Niemand wird uns dankbar die Füße küssen, dass wir ein funktionierendes System zerstören wollen und ein Bürgerkrieg ist das Letzte, was wir wollen. Sprich, wir dürfen auf keinen Fall irgendetwas überstürzen. Drittens: Das Weltentor zur Erde muss geschlossen werden, um die Versuchung zu unterbinden, weitere unschuldige Menschen zu entführen beziehungsweise Spiegelweltler zu verbannen, was de facto ein Todesurteil ist. Dabei gilt es zu beachten, dass unsere Leute es nicht gewohnt sind, für sich selbst zu sorgen. Sprich, Nahrungsbeschaffung, Herstellung von Geräten und Materialien und so weiter ist Neuland. Dank der Magie werden wir das schon hinkriegen, es wird allerdings mit weiteren Unruhen einhergehen. Da es keine neuen Seelenzwillinge mehr geben wird, bricht schlagartig eine ganze Kultur und Lebensart zusammen. Habe ich irgendetwas vergessen?“
    „Ja, hast du. Wir steuern auf eine Zeit zu, in der es keine Magie mehr geben wird, wenn wir alle unter der Erde liegen“, sagte Mijo. „Es sei denn, wir vererben sie weiter.“ Er warf einen unsicheren Blick zum Alten Mann.
    „Ich bin kein Hellseher, Mijo. Ich sammle lediglich Legenden“, erklärte Sharnak. „Genauer gesagt, ich erinnere mich an das, was einst Wissen war, größtenteils verloren ging und mittels Halbwahrheiten in Legenden verwandelt wurde. Wie ihr Udeah neu strukturiert, liegt in euren Händen. Und neu strukturiert werden muss es. Denn das Weltenportal muss geschlossen werden. Dafür werdet ihr diese hier brauchen.“ Er zog zwei Steine aus seiner Tasche, die sich in seinen gewaltigen Pranken winzig ausmachten, einen Saphir und einen Onyx.
    „Mijo, Jason, kommt her zu mir.“
    Sie folgten dem Befehl und Sharnak packte ihre Hände. Ehe sie protestieren konnte hatte er sie mit einem Dorn in den Finger gestochen und ließ jeweils einen Tropfen von Mijos Blut auf den Onyx und einen Tropfen von Jasons Blut auf den Saphir fallen. Beide Steine saugten diesen kostbaren Tropfen in sich auf, genau wie der Opferblock … Anschließend bekam Jason das blaue Juwel überreicht, das ein Ebenbild von Calaels Seelenstein zu sein schien.

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