Splitterseelen
„Unser allseits geliebter Patriarch würde sie umgehend beseitigen, sobald er herausfindet, dass die beiden Magie besitzen. Ein Doppelritual passt garantiert nicht zu seinen diktatorischen Ambitionen.“
„Wenn wir uns zeigen, wird öffentlich bekannt, dass wir eine Verschwörung irgendeiner Art geplant haben. Danach wird es unmöglich, unauffällig die Herrschaft zu übernehmen, sobald das Portal zerstört ist“, wandte Nirta ein. „Wir müssen auf jeden Fall dich raushalten, Andina.“
Ihre Gedanken jagten wie gehetzt. Einen Plan hatte sie bereits, doch war er umsetzbar?
„Calael“, begann sie zögerlich, „die Bestie wittert in unsere Richtung und das Ablenkungsmanöver hat gezeigt, dass mindestens noch jemand beteiligt war. Es wäre am geschicktesten, wenn du dich schnappen lässt. Andina ist besser geeignet, euch drei rauszuholen, und ich kann versuchen, unseren Vater zu manipulieren.“
„Du meinst, ich bin entbehrlich, sag es ruhig“, flüsterte Calael niedergeschlagen.
„Das ist nicht wahr und das weißt du auch.“ Sie ergriff seine Hand und ließ ihn spüren, wie sehr sie ihn liebte. Er war die einzige Familie, die ihr geblieben war, denn den Rest verabscheute sie zutiefst.
„Dass du nicht die Kraft besitzt, die Führung zu übernehmen ist nicht deine Schuld. Dass Vater dich als Marionette missbrauchen wollte, noch viel weniger. Du bist weitaus talentierter als neunundneunzig Prozent der anderen Spiegelweltler, Boldt eingeschlossen. Dass Jason sein Herz Mijo geschenkt hat bedeutet nur, dass die Liebe deines Lebens noch auf dich wartet.“
Er lächelte bitter zu ihren Worten, ohne etwas zu erwidern. Plötzlich griff Andina nach seinem Arm und zerrte ihn nah zu sich heran.
„Calael, wach auf!“, zischte sie. „Selbstmitleid macht dich schwach. Du willst ein Mann sein. Eine Führungspersönlichkeit. Also hör auf zu jammern wie ein Kleinkind, das seinen Lolli nicht haben durfte!“
Andinas Härte zeigte dort Erfolg, wo Nirtas Liebe versagt hatte: Ihr Bruder gab sich einen sichtbaren Ruck und nickte langsam.
„Geht“, sagte er und drückte Nirta einen Trawell und Mijos Spiegel in die Hände. „Ich halte mich hier versteckt und lass mich von dem Stachelviech aufstöbern.“
„Sie werden dich befragen, was ihr drei geplant habt und wozu die überzähligen Seelensteine gut waren. Und ob ich irgendwie beteiligt war. Improvisiere, wenn es sein muss, am besten schweige und verleugne alles. Dein Vater wird nicht allzu rasch wagen, dich mit Magie zu brechen. Lass uns beten, dass Mijo sich beherrscht und Jason zumindest lang genug durchhält, bis Nirta und ich etwas arrangiert haben“, flüsterte Andina, hastig nun, da das Monster sich in ihre Richtung bewegte. „Keine Heldentaten, Calael. Wir brauchen dich.“
„Wenn alles versagt, Bruder, schiebe die Schuld auf mich. Sag, dass ich dich erpresst habe. Ich bin tatsächlich entbehrlich, ihr vier werdet hingegen gebraucht.“
Nirta hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor Calael etwas erwidern konnte, schmiegte sich dann in Andinas Arme und verschwand mit ihr durch den winzigen Spiegel. Keinen Moment zu früh – das Monster raste nun auf ihn zu. Der Boden bebte und ihm blieb nichts übrig als zu beten, dass es auch ihn nicht fressen wollte …
„Warum haben Sie Calaels Seelenzwilling entführt?“
„Zum Ficken.“
„Was wollten Sie mit dem Seelenstein?“
„Er sollte beim Ficken schön aussehen. Und bei mir wirken schwarze Edelsteine potenzfördernd.“
„Und wieso waren sie beide zusammen mit Calael an der Magiequelle?“
„Immer den gleiche Kerl ficken wird langweilig, also wollte ich einen in Reserve haben. Schön abwechselnd oder auch zu dritt, da gibt’s viele leckere Kombi-Möglichkeiten. Ich steh total darauf gerimmt zu werden, während ich ficke.“
Mijo hing lässig über den Stuhl und genoss die Show. Das arme Kerlchen, das man geschickt hatte, um ihn zu befragen, gehörte eindeutig zur homophoben Sorte – wann immer Mijo das F-Wort in den Mund nahm, zuckte der lächerliche Wicht, als würde er sich am liebsten übergeben wollen. Dass er vor Sorge um Jason kurz vor dem Durchdrehen stand, ließ er sich nicht anmerken und nach sieben Jahren in steril-weißen Bunkern konnte ihn der karge Verhörraum nicht weiter schockieren. Man hatte versucht, ihm den Seelenstein abzunehmen, was dem Idioten einen saftigen Stromschlag verpasst hatte. Ähnlich war es ihm ergangen, als er nach der Bernsteinkugel mit Jasons
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