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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Haarsträhne gegriffen hatte. Danach hatte man ihn freundlicherweise nicht mehr angetatscht. Zur Magie würden die Feinde erst als letztes Mittel greifen; magische Verhöre endeten in neun von zehn Fällen damit, dass das Opfer einen solchen geistigen Schaden erlitt, dass es den kurzen Rest seiner Tage sabbernd und heulend am Boden liegend verbrachte. Magie ließ sich nun einmal deutlich schlechter dosieren als körperliche Gewalt und Psychospielchen.
    „Waren noch weitere Personen an der Sache beteiligt?“, fragte der langweilige Typ, der eine Weile lang auf einem Block herumgekritzelt hatte. Der wollte mit seinem grauen Anzug sicherlich wichtig aussehen, blieb allerdings ein armseliges, kleines, hageres Würstchen. Eigentlich fehlte bloß noch ein dürrer Schnauzbart, um die optische Katastrophe zu vervollständigen.
    „Ich fragte, ob noch andere Personen beteiligt waren“, wiederholte der Wicht mit Nachdruck und angestrengt bedrohlichem Blick.
    „Wäre cool gewesen, ich steh auf Gang Bang, aber nein, es ist beim flotten Dreier geblieben.“ Hoffte er zumindest. Mijo hatte keine Ahnung, ob die Mädels auch erwischt worden waren, es konnte eine Fangfrage sein. Ließe sich leicht mit Gedächtnisverlust erklären, an Frauen war er schließlich nicht weiter interessiert.
    „Bei den Wächtern war dafür `ne echt coole Sau dabei, der hätte sich an allem beteiligen dürfen. So’n großer Blonder mit Muskelpaketen wie Arni. Du kennst den Schwarzenegger, oder? Der is’ mir zu alt, klar, der Wächtertyp hingegen war genau mein Ding. Ich wette, der stöhnt im Bass, wenn er gerammelt …“
    „Ich darf also festhalten, dass es die ganze Zeit ausschließlich um … um … um Geschlechtsverkehr gegangen ist?“
    „Es sei gestattet“, verkündete Mijo gnädig. „Hast du heute Abend schon was vor? Oder wir könnten auch direkt hier loslegen, bin spitz wie Lumpi. Ich bin sicher, du hast einen absolut süßen Knackarsch.“
    Er umfasste die Hand des Typs, der sie entsetzt wegriss.
    „Auch als Dämon sollten Sie ein Mindestmaß von Anstand und Manieren pflegen!“
    „Wozu? Ihr nehmt die Magie für euer Vergnügen, also müssen wir nutzen, was übrig bleibt. Sex bietet sich immer an. Ich kann echt gut ficken und du siehst aus, als könntest du gut blasen. Dir hat’s bestimmt schon lange keiner mehr richtig besorgt.“
    „Danke, das war’s vorerst.“ Vor Empörung bebend rauschte das Kerlchen raus. Dem Himmel sei Dank, der Typ hatte ekelerregend nach Seife gestunken. Olive mit Zitronengras und noch irgendwas Süßliches. Mandelöl vielleicht. Wer als Mann mit so einer Mischung duschte, schlachtete vermutlich auch kleine Kinder, das war doch pervers!
    Sofort musste er an Jason denken und an den Duft, der zu seinem Schnuckel gehörte. Er hatte nicht herausgefunden, ob sein Süßer noch lebte, das fraß ihn innerlich regelrecht auf. Die fernen Gedanken und Empfindungen, die er von Andina wahrnahm, wirkten insgesamt eher ruhig, das war der einzige Hoffnungsfunke, der ihm blieb. Wenn Jason starb, verlor Calael seine Magie, darüber würde Andina sich bestimmt mächtig ärgern. Vielleicht auch mächtig freuen. Egal wäre es ihr zumindest nicht.
    Aufgewühlt tigerte Mijo durch den winzigen Raum, der durchgängig stahlverstärkte Wände besaß und eine Tür, die magisch wie mechanisch verriegelt war. Ausbruch konnte er vergessen, also musste er warten. Sich auf die anderen verlassen, was er nicht bloß hasste, es war ihm schlicht unmöglich. Verdammt, er musste einfach herausfinden, was mit Jason geschehen war!
     

     
    „Warum sind Sie zu der Quelle gegangen?“
    „Keine Ahnung.“
    „Ist Ihnen die Bedeutung des Seelensteins bewusst? Des Saphirs um Ihren Hals?“
    „Er ist wertvoll und außergewöhnlich hübsch.“
    „In welcher Beziehung stehen Sie zu dem Dämon Mijo?“
    „Ich kenne keine Dämonen, aber mein Verhältnis zu Mijo ist … rein sexueller Natur. Wie kommen Sie auf Dämon? Ich gehöre keiner satanistischen Sektenvereinigung an!“
    „Was ist mit Ihrem Seelenzwilling?“
    „Sie verwechseln mich. Ich bin Einzelkind. Hören Sie, ich möchte meinen Anwalt sprechen. Ich kenne meine Rechte, klar? Sie dürfen mich nicht ohne Grund hier festhalten und ich darf einen Anruf tätigen. Also?“
    Jason hielt dem Blick des komplett in grau gekleideten älteren Mannes stand, der ihn ungläubig anstarrte. Er hatte bereits das Bewusstsein wiedererlangt, bevor die Quellenwächter ihn durch den Spiegel hierher gebracht
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