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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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– dort gibt es keinen Ausgang«, stellte Kalliope verwundert fest, als sie in die bedeutete Richtung blickte. »Das ergibt keinen Sinn.«
    Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber doch anders.
    »Was habt Ihr?«, fragte Kalliope.
    »Wir nehmen immer an, dass der Mörder die Halle verlassen hat«, stellte Erik fest.
    »Ihr … Ihr meint …?«
    »Was habt Ihr getan, nachdem Eure Meisterin in Euren Armen gestorben war?«
    »Nun, ich bin hinausgerannt und habe die Wachen gerufen«, erinnerte Kalliope sich verblüfft.
    »Und dem Täter damit eine Gelegenheit verschafft, um zu fliehen«, fügte Erik hinzu.
    Kalliope nickte, beeindruckt von seinem Scharfsinn, der so gar nicht zum Bild des rohen Barbaren zu passen schien. »Natürlich«, gestand sie ein, »so muss es gewesen sein. Was für eine Närrin bin ich gewesen!«
    »Zu Vorwürfen besteht kein Anlass.« Er schüttelte den Kopf. »Womöglich habt Ihr damit Euer Leben gerettet, denn vielleicht hätte der Mörder in jener Nacht noch ein zweites Mal zugeschlagen, hätte er dazu Gelegenheit bekommen. Ich bin dem Schicksal dankbar, dass es Euch verschont hat. Und nun entschuldigt mich.«
    »Wohin geht Ihr?«
    »Zu meinem Vater. Ich muss ihm berichten, was wir herausgefunden haben. Denn wenn es einem Skoll gelungen ist, zweimal hintereinander in die Festung einzudringen, so gibt es eine Lücke in unserer Verteidigung, die wir schließen müssen.«
    »Und das ist alles, was Euch interessiert?« Sie sah ihn verwundert an. »Fragt Ihr Euch nicht, wieso der Wolf es stets nur auf Angehörige der Gilde abgesehen hat?«
    »Doch«, gestand er zu, »aber alles zu seiner Zeit. Und nun entschuldigt mich. Meine Leibwache …« – er deutete nach den beiden Kriegern, die am Eingang Aufstellung genommen hatten und mit eisernen Brünnen und gehörnten Helmen gerüstet waren – »… wird für Eure Sicherheit sorgen, ebenso, wie ich es selbst tun würde. Auf bald, Kalliope.«
    Er verbeugte sich, dann wandte er sich ab und ging davon, nicht mehr mit den kurzen Schritten eines Dieners, sondern dem selbstsicheren Gang eines Mannes, der sich trotz seiner Jugend seiner Stellung und Verantwortung bewusst war.
    In einem Gefühl der Zerrissenheit blieb Kalliope zurück.
    So froh sie einerseits darüber war, einen Verbündeten gefunden zu haben, plagten sie gleichzeitig auch Bedenken. Längst trat sie dem Prinzen von Jordråk nicht so distanziert gegenüber, wie sie es ihrer Herkunft und ihrem Eid gemäß hätte tun sollen.
    Kalliope beschloss, in Zukunft mehr Vorsicht walten zu lassen. Prinz Eriks Absichten mochten lauter sein und sein Herz so rein, wie es bei einem Primitiven eben möglich war – aber er war auch ein Fremder.
    Und, was noch schlimmer war, er war ein Mann.

12. Kapitel
    Für Kieron hatte sich nur wenig geändert.
    Erneut saß er im Kerker, erneut trennten ihn dicke Gitterstäbe von der Freiheit, die er für kurze Zeit hatte genießen dürfen, und erneut war die Zelle, in die man ihn gesteckt hatte, ein elendes, feuchtes Loch.
    Nur einen Unterschied gab es.
    Diesmal war Kieron nicht allein.
    Der Kerker von Nergal bestand nur aus einer einzigen großen Höhle, deren Zugang vergittert war und streng bewacht wurde. Darin sammelten sich all jene, die mit dem Gesetz der Minenkolonie in Konflikt geraten waren und das Pech gehabt hatten, dabei erwischt zu werden: entlaufene Sklaven, pflichtvergessene Aufseher sowie Eindringlinge von außerhalb, zu denen auch Kieron und seine Gefährten zählten.
    Nachdem Croy angesichts der erdrückenden Übermacht nichts anderes übrig geblieben war, als sich zu ergeben, hatten die Goroptera sie ergriffen und zu ihrem Stützpunkt gebracht, einem steinernen Kastell, das auf der Spitze einer Felsnadel thronte und deshalb so gut wie uneinnehmbar war. Eine eigene Landestelle für Sturmwale und Flugdrachen sorgte dafür, dass es aus der Luft versorgt werden konnte und auch im – allerdings äußerst unwahrscheinlichen – Fall eines Aufstands der Gefangenen nicht aufgegeben werden musste.
    Irgendwo im Inneren der gewaltigen Steinsäule, auf der das Kastell thronte, befand sich der Kerker – und entsprechend aussichtslos war jeder Versuch, daraus zu entkommen.
    Jago kauerte auf dem nackten Felsboden und hatte das schuppige Kinn auf die Fäuste gestützt. »Bist du nun endlich zufrieden, Katzmann? Hast du uns da, wo du uns immer haben wolltest?«
    Croy antwortete nichts. Der Pantheride schlich immerzu umher, ein Raubtier, das in

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