Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Anführer den Kerker. Kieron konnte die Furcht, die die kaiserlichen Legionäre verbreiteten, beinahe körperlich spüren, ganz abgesehen von dem Verwesungsgestank, der ihnen vorauseilte und der ihm fast den Magen umdrehte.
    »Keine Sorge, Junge«, murmelte Croy, »wir werden gleich erfahren, was sie vorhaben.«
    Der Pantheride ahnte nicht, wie recht er behalten sollte. Denn der Pulk der Legionäre kam geradewegs auf ihn und seine Gefährten zu. Innerhalb von Augenblicken waren sie eingekreist und sahen sich von Speerspitzen umgeben, drei Menschen und zwei Animalen gegen eine Übermacht von zwanzig Legionären.
    »Was wollt ihr von uns?«, fragte Croy.
    »Sehr einfach«, erwiderte der Schakalkrieger, der den Trupp anführte, und für Kieron sah es aus, als würde sich sein Maul dabei zu einem Grinsen verziehen. »Wir wollen dich, Panthermann!«

13. Kapitel
    Beinahe lautlos glitt der Schlitten durch den Schnee.
    Es war ein abenteuerliches Gefährt, das in Form und Konstruktion einem Streitwagen ähnelte, jedoch mit Kufen statt Rädern versehen war. Gezogen wurde es von vier Eisrennern – von mit zottig-weißem Fell überzogenen Kreaturen, die Pferden nicht unähnlich waren, jedoch über mächtige, nach hinten gebogene Hörner verfügten.
    Die Bahn, auf der sie sich bewegten, war gerade breit genug, das Gespann passieren zu lassen – rechts davon ragte eine von Eis und gefrorenem Schnee bedeckte Felswand empor, auf der anderen Seite fiel der Boden steil in die Tiefe, ohne Geländer oder eine sonstige Begrenzung. Jenseits des Abgrunds erstreckte sich die atemberaubendste Landschaft, die Kalliope in ihrem Leben gesehen hatte – und das, obschon sie fest entschlossen gewesen war, sich von dieser feindseligen und barbarischen Welt nicht beeindrucken zu lassen.
    Schnee bedeckte die Senke, die sich tief unter ihnen erstreckte und in der Ferne von einer Bergkette begrenzt wurde, die im fahlen Licht des Morgens violett schimmerte. Aus der Schneewüste jedoch erhoben sich bizarre, spektakuläre Formen aus Fels und Eis: riesige Pfeiler und kühn geformte Bogen, dazu Gebilde, die wie riesige, erstarrte Monstren anmuteten. Es war unmöglich zu sagen, wo das Gestein endete und das Eis begann; unter dem Einfluss von Kälte und Wind waren die Elemente zu einer Einheit verschmolzen und hatten Formen hervorgebracht, die in ihrer Einzigartigkeit und schieren Größe alles übertrafen, was Kalliope je gesehen hatte. Atemlos blickte sie auf die Landschaft hinab, an der sie vorüberglitten. Nur das Schnauben der Eisrenner, deren Hufe so breit waren, dass sie im hart gefrorenen Firn nicht einsanken, störte ab und an die Stille. Und das Knallen der Peitsche, mit der Erik die Tiere antrieb.
    Mit bewundernswertem Geschick lenkte der Prinz von Jordråk den Schlitten über die schmale Bahn, die sich in abenteuerlichen Windungen an den eisverkrusteten Fels schmiegte. Als sich die Strecke unvermittelt zu einem kleinen Plateau erweiterte, zügelte Erik die Pferde. Der Schlitten kam zum Stehen, und es bot sich ein atemberaubender Ausblick über die Ebene und die Wolken, die sich grau und düster darüber ballten.
    »Ich hoffe, Ihr seid beeindruckt?«, erkundigte sich Erik mit einem Siegerlächeln.
    »Das bin ich«, versicherte sie, »von der Schaffenskraft der Urmutter und von der Ausgewogenheit der Elemente.«
    »Und von meiner Fahrkunst?«
    Kalliope erwiderte sein Lächeln, eine Antwort blieb sie schuldig.
    »Dies ist die Ebene von Vigrid«, erklärte der Prinz von Jordråk weiter. »In der Überlieferung heißt es, dass sich die Götter und die Giganten des Eises hier vor langer Zeit eine Schlacht geliefert hätten. Viele Hundert Zyklen tobte der Kampf, der schließlich damit endete, dass Midgard, die Welt der Sterblichen, zerriss – dies war der Beginn dessen, was Ihr als das Sanktuarion bezeichnet, wir hingegen als Ginnungagap, die Große Kluft.«
    »Und daran glaubt Ihr?« Kalliope konnte die Überraschung in ihrer Stimme nicht ganz verbergen. »Denkt Ihr allen Ernstes, die Geschichte des Sanktuarions hätte hier ihren Anfang genommen? Auf einer Welt, die so entlegen ist wie die Eure?«
    »Warum nicht?« Erik ließ abermals die Peitsche knallen. »Große Dinge pflegen oft im Verborgenen ihren Anfang zu nehmen.«
    Kalliope zog die Nase kraus. Die Art und Weise, wie er mit ihr sprach, hatte etwas Belehrendes, dabei war er doch der Barbar und sie die Gildeschwester. »Fast jedes Volk hat seinen eigenen Mythos darüber, wie das Sanktuarion

Weitere Kostenlose Bücher