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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Zunge wieder ins Maul zu stopfen, jedoch versah sie nur unzureichend ihren Dienst. »Nichts haben wir gemeinsam, verschlagenes Menschenweib, gar nichts!«
    »Willst du dich mit mir anlegen?« Sie bedachte ihn mit einem geringschätzigen Blick. »Dann stell dich hinten an, Ringelschwanz. Der Junge war zuerst dran.«
    »Hhh-hör endlich auf, mich immer einen Jungen zu nennen«, protestierte Kieron. »Das bin ich nicht me-mehr!«
    »Nein«, gab sie mit einem unverschämten Grinsen zu. »Aber ein Mann wohl auch noch nicht.«
    »Schluss jetzt«, verschaffte Croy sich Gehör. »Dieser sinnlose Streit endet jetzt, oder ich werde ihn persönlich beenden.« Zur Sicherheit ließ er seinen Worten ein kehliges Knurren folgen, bleckte die Zähne und starrte von einem zum anderen, aber niemand war erpicht darauf, sich mit ihm anzulegen.
    »Du sagtest vorhin, dass du wüsstest, woher die Soldaten gekommen seien«, wandte er sich dann an Shen.
    »Das habe ich nicht gesagt.« Sie lächelte matt. »Ich schlug nur vor, dass du jemand anderen fragen sollst und nicht den Rattenmann.«
    Croy seufzte. »Du solltest keine Spiele mit mir treiben.«
    Sie hielt seinem bohrenden Blick stand. »Nachdem wir den Flugdrachen bei dem Steinschlag verloren hatten, versuchten wir, einen der Pfade zu finden, die hinauf zum Felsgrat führen. Dabei sahen wir sie.«
    »Wen?«, wollte Kieron wissen.
    »Sturmwale, zu Dutzenden. Der ganze Himmel war davon übersät. Und plötzlich war da eine ganze Meute dieser geflügelten Affenmenschen, die uns auf unserem Pfad entdeckten …«
    »Sie sind die Elite der kaiserlichen Legion«, erklärte Croy. »Sie nennen sich ›Goroptera‹.«
    »Also, diese fliegenden Bastarde griffen uns an, und da wir in der Minderzahl waren und nur unzureichend bewaffnet, überwältigten sie uns und brachten uns in die Garnison, wo sie uns in diesen Kerker steckten. Aber vorher hatte ich noch Zeit, mich ein wenig umzusehen.«
    »Und?«, Croy reckte wissbegierig das schmale Kinn vor.
    »Soldaten, wohin das Auge blickte. Die Garnisonsfestung platzt aus allen Nähten. Fast könnte man meinen, sie hätten auf etwas Bestimmtes gewartet.«
    »Oder auf jemanden.« Croy nickte.
    Kierons Blick sprang verwirrt zwischen den beiden hin und her. »Wa-was bedeutet das?«
    »Damit will die Katze sagen, dass all diese Legionäre euretwegen nach Nergal gekommen sind«, erklärte Shen. »Wenn das so ist, seid ihr von jemandem verpfiffen worden.«
    »Was?« Kieron schüttelte den Kopf. »Von wem denn?«
    »Von Novaro natürlich, Schwachkopf«, tönte Jago, der allmählich zu seiner alten Form und Sprechweise zurückfand. »Der Mistkerl wollte uns in eine Falle locken!«
    »Blödsinn.« Croy schnaubte. »Wir saßen doch bereits in seiner Falle, bevor er uns gehen ließ. Es ist unübersehbar, dass es um mehr geht als darum, ein paar hergelaufene Glücksritter unschädlich zu machen. Womöglich ist Novaro selbst ins Visier der kaiserlichen Behörden geraten – das würde bestätigen, was ich von Beginn an vermutet habe, nämlich dass der Großmercator eigenmächtig und ohne Wissen des Kontors gehandelt hat. Möglicherweise wurde er selbst verraten.«
    »Großmercator?«, wiederholte Shen und machte große Augen. »Handelskontor? Was habt ihr mit denen zu schaffen?«
    Croy antwortete nicht. Aber an der Art, wie sich seine Ohren spitzten und seine Züge veränderten, war zu erkennen, dass er etwas wahrgenommen hatte. Ein Geräusch von außerhalb …
    »Wir bekommen Besuch«, verkündete der Pantheride prompt, und im nächsten Moment vernahm auch Kieron die stampfenden Schritte, mit denen eine Abteilung Legionäre den Gang herabkam. Dann erschienen sie auch schon jenseits des Gitters – keine Goroptera, sondern gemeine Soldaten, Schakalkrieger mit ledernen Hauben und oval geformten Schilden, auf denen die Pyramide von Karnak abgebildet war, das Symbol des Kaiserhauses.
    Mit einem heiseren Befehl brachte ihr Anführer die Abteilung zum Stehen. Dann wandte er sich dem Gitter zu und spähte durch die Stäbe. Die meisten der Gefangenen, die vorn am Gitter kauerten, sprangen auf und huschten, krochen oder schleppten sich davon. Nur jene blieben, die nicht mehr die Kraft oder den Willen hatten zu fliehen.
    Auch Jago wollte die Flucht ergreifen, aber Croy packte ihn und hielt ihn unnachgiebig fest. »Bleib«, raunte er ihm zu. »Wenn du jetzt fliehst, machst du dich nur verdächtig.«
    Das Tor wurde geöffnet, und eskortiert von seinen Soldaten, betrat der

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