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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Flucht zu lange zurück. Seither sind viele neue Stollen und Gänge hinzugekommen.«
    »Also?«, fragte Shen, die merkte, dass er auf etwas hinauswollte.
    »Also braucht man einen ortskundigen Führer, wenn man von hier verschwinden will.«
    »Natürlich.« Sie schüttelte den Kopf, dass ihr langes Haar wild umherflog. »Man braucht ja auch nur zu fragen. Ich bin sicher, die Wachen werden uns bereitwillig Auskunft erteilen.«
    »Davon ist nicht auszugehen«, räumte Croy ein. »Aber es gibt jemanden, der uns führen könnte.«
    »Von wem sprichst du?«
    Statt einer Antwort hob der Panthermann seine verbliebene Hand und deutete an Shen vorbei auf eine Kreatur, die auf der anderen Seite der Kerkerhöhle in einem dunklen Winkel kauerte, so reglos, dass sie bei flüchtigem Hinsehen für einen Felsblock hätte gehalten werden können.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte sie. »Der Rattenzahn hat euch doch bereits einmal verraten, oder nicht?«
    »In der Tat – aber sein Verlangen danach, an diesem Ort zu sterben, dürfte ebenso gering sein wie unseres.« Erneut sandte er Kieron einen Blick, den dieser nicht recht zu deuten wusste. Lag ein unausgesprochener Vorwurf darin? War es Dankbarkeit? Womöglich war es auch eine eigentümliche Mischung aus beidem, doch in jedem Fall war der Junge dankbar dafür, dass Croy seine Notlüge nicht hatte auffliegen lassen.
    »Ich will offen mit dir sein«, sagte der Pantheride zu Shen. »Für den Jungen, das Chamäleon und mich gibt es keine andere Wahl mehr, als die Flucht zu versuchen – andernfalls werden sie uns nacheinander verhören und umbringen. Für dich gilt das nicht, Menschenfrau.«
    »Willst du mich für dumm verkaufen?«, fragte sie barsch. »Ich weiß, was mich in den Minen erwartet. Ich bin schon einmal von dort entkommen, und ich würde lieber auf der Flucht sterben, als dorthin zurückzukehren.«
    »Also schön.« Croy deutete ein Nicken an. »Ich stehe in deiner Schuld, und Pantheriden pflegen ihre Schulden stets zu begleichen. Ich werde dich also mitnehmen.«
    »Auch meine Leute«, stellte sie klar.
    »Da-da-das sind zu viele«, wandte Kieron mit Blick auf den Hünen und den Tiermenschen ein.
    »Wir gehen alle oder keiner«, stellte Shen klar. »Oder wäre es euch lieber, wenn ich eure Pläne an die Wache verpfeifen würde?«
    Wütend kniff Kieron die Lippen zusammen. Es hätte allerhand zu sagen gegeben, aber ihm war klar, dass es sinnlos gewesen wäre. Shens Dreistigkeit ärgerte ihn, während er sie zugleich einmal mehr für ihre Entschlossenheit bewunderte.
    »Einverstanden«, sagte Croy, der ähnlich zu empfinden schien. »Bleibt nur noch ein Problem zu lösen.«
    »Nämlich?«, fragte sie.
    »Der Rattenmann kann uns durch die Stollen führen, und wenn wir erst draußen sind, weiß ich, wie es weitergeht – aber wir müssen noch einen Weg finden, aus der Zelle zu entkommen.«
    Shen erhob sich, ein siegessicheres Grinsen auf ihren Zügen. »Ich kenne eine Methode, die schon einmal gut funktioniert hat.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, gestand der Panthermann lächelnd.
    »Wann?«, fragte Shen nur.
    »Noch heute Nacht.«
    »Ne-nein«, wandte Kieron ein, »dazu bist du noch zu schwach!«
    »Schwach oder nicht – wenn die mitbekommen, dass ich wieder bei Bewusstsein bin, werden sie mich abholen, um mich erneut zu befragen. Bis dahin muss ich verschwunden sein.«

20. Kapitel
    Veränderungen waren am Hof von Tridentia eingetreten, und sie hatten sich so rasch und deutlich manifestiert, dass niemand, vom König bis hinab zum geringsten Diener, sich ihren Auswirkungen entziehen konnte.
    Den Sterblichen zu dienen, wie die Grundsätze der Gilde es verlangten und es einst im Wortlaut des Paktes festgehalten worden war, war ein ehrenvolles und geachtetes Amt, dem die Menschen für gewöhnlich mit einigem Respekt begegneten; jedoch zu sehen, wie sie aus dem Weg gingen, sobald sich ihnen eine Gildeschwester näherte, wie sie die Blicke zu Boden schlugen und sich die Mienen furchtsam verkrampften, erfüllte Prisca mit ungleich größerer Genugtuung.
    So großartig und wunderbar sie auch sein mochte – die Fähigkeit der Levitation, die die Gilde über viele Generationen hinweg bereitwillig in den Dienst der Allgemeinheit gestellt hatten, hatte ihr nicht annähernd so viel Respekt eingetragen wie die Exempel, die Meisterin Harona statuiert hatte.
    Sechzehn Menschen waren innerhalb der letzten Tage bei lebendigem Leibe verbrannt worden.
    Sechzehn Ketzer, die mit dunklen

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