Splitterwelten 01 - Zeichen
deutend, der einige Schritte von ihm entfernt in der Nähe des Tores lag. »Sein Kadaver muss unbedingt verschwinden!«
»Wir schaffen ihn morgen raus«, versicherte der Legionär.
»Bist du verrückt, der Gestank ist nicht zu ertragen«, beharrte der Gefangene und sprang zeternd am Gitter auf und ab.
Ein zweiter Posten gesellte sich hinzu. »Was geht hier vor?«, wollte er wissen.
»Der Katzenmann hat ins Gras gebissen«, erklärte sein Kamerad, »und das Glubschauge beschwert sich über den Gestank.«
»Jago«, erklärte der Chamäleonid, »mein Name ist Jago – und ich halte das einfach nicht mehr aus! Und auch die anderen Gefangenen nicht, das könnt ihr mir glauben!«
»Wie war das?« Der zweite Wächter senkte den Speer und bedrohte den Gefangenen durch das Gitter. »Bist du dabei, eine Meuterei anzustiften?«
»Da brauche ich nichts anzustiften. Wenn sich dieser elende Gestank erst im ganzen Kerker ausgebreitet hat, wird es ohnehin zum Aufstand kommen. Riecht doch nur einmal …«
Die beiden Posten ließen sich dazu herab, in Richtung des toten Pantheriden zu schnüffeln – und wanden sich mit Grausen. Denn der Verwesungsgestank war tatsächlich so stark und durchdringend, dass er wie eine Messerklinge in ihre Nasen stach und ihnen augenblicklich davon übel wurde.
»Du meine Güte«, machte der eine mit einem Seitenblick auf den Leichnam. »Wie kann eine einzelne Kreatur nur so erbärmlich stinken?«
»Das habe ich mich auch gefragt«, stimmte das Chamäleon zu. »Andererseits hat der Katzmann schon zu Lebzeiten nicht besonders gut gerochen.«
»Wir bringen ihn nach oben und werfen ihn über die Mauer«, schlug der andere Wächter vor. »Die Aasfresser werden sich freuen.«
»Von mir aus«, raunzte sein Kamerad, »aber ich werde es auf keinen Fall tun. Schon schlimm genug, dass wir hier unten Dienst schieben müssen. Als Leichengräber betätige ich mich nicht auch noch.«
»Das ist auch nicht notwendig.« Sein Kamerad ging einige Schritte am Gitter entlang, am verrottenden Kadaver des Pantheriden vorbei zu den Gestalten, die am Boden lagen und schliefen – die meisten von ihnen waren Menschen, wie geschaffen für diese Art von Drecksarbeit …
»He, ihr da! Sofort aufwachen!«, herrschte er sie an. »Hört ihr nicht? Macht gefälligst die Augen auf!« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, stocherte er mit dem Speer durch die Gitterstäbe. »Wollt ihr wohl aufstehen, faules Pack? Es gibt Arbeit!«
Die Gefangenen erwachten. Im einen Moment rieben sie sich noch die Augen, dann begannen sie sich auch schon über den beißenden Gestank zu beschweren, der sich immer weiter ausbreitete.
»Wenn euch der Geruch nicht passt, dann tut was dagegen«, verlangte der Wächter und deutete auf den toten Pantheriden. »Der Katzenmann ist dahin, also bringt ihn nach oben. Los doch, worauf wartet ihr?«
»Croy?« Einer der Gefangenen, ein junger Bursche mit kurzem schwarzem Haar, schien erst jetzt zu begreifen, was geschehen war. Ungläubig starrte er in Richtung des toten Panthermannes. »Nein«, ächzte er mit brüchiger Stimme. »Das kann nicht sein!«
Hastig stürzte er zu dem Leichnam und vergewisserte sich, dass er tatsächlich tot war, worüber Jago nur hämisch lachen konnte. »Was soll das, Junge?«, fragte er. »Der Kerl ist so tot, wie er nur sein kann, riechst du das nicht?«
»Aber er … er … er … war auf dem Weg der Besserung!«
»Na wennschon! Nun hat sich sein Zustand eben verschlechtert. Endgültig, sozusagen.«
»Aber er … er war mein Freund!«
»Dann wirst du dir wohl einen neuen Freund suchen müssen.«
Die Wächter lachten derb und sorgten dafür, dass auch die anderen Gefangenen erwachten, die vorn am Gitter lagerten – eine Menschenfrau und ein Mann, außerdem ein Tiermensch von einer eigentümlichen Spezies, wie die Schakale sie noch nie zu Gesicht bekommen hatten.
»Los doch, los doch! Worauf wartet ihr? Der Katzenmann muss nach oben gebracht werden, ehe sein Gestank den ganzen Kerker verseucht!«
»Nein! Nein!«, schrie der Junge und brach bei dem Leichnam nieder, klammerte sich hilflos daran fest. »Croy!«
Die anderen Gefangenen wollten den Kadaver zum Tor tragen, aber der Junge ließ sie nicht. »Wagt es nicht, ihn anzurühren, hört ihr?«, schrie er sie an und erhob sich, die Hände zu Fäusten geballt. »Wer ihn anrührt, wird von mir erschlagen, ha-ha-habt ihr verstanden?«
»Was soll das Theater?«, fragte der Wachtposten, als die anderen Gefangenen
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