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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zurückwichen. »Lasst ihr euch von so einem Grünschnabel einschüchtern? Du, hau dem Jungen was aufs Maul und dann tragt den Kadaver endlich hier raus!«
    Der Angesprochene, ein rothaariger Fleischberg von einem Mann, nickte und bewegte sich auf den Jungen zu, der sich jedoch nicht einschüchtern ließ. »Ich warne dich«, stieß er hervor – und als der Hüne die Pranken hob, um ihn zu packen, schlug er zu. Der Fausthieb traf den Hünen so hart am Kinn, dass er stöhnend niederging.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, schnauzte der Wachtposten.
    »So sind die Menschen eben«, erklärte der Chamäleonid von der anderen Seite des Gitters, »für alles zu dumm und für nichts zu gebrauchen.«
    »Das werden wir sehen!« Mit vor Wut zitternden Klauen griff der Posten nach dem Schlüssel, den er an seinem Gürtel trug.
    »Was hast du vor?«, fragte der andere.
    »Ich habe genug von diesen Schwachköpfen«, gab er zur Antwort und öffnete die schwere Kette, mit der der Zugang zum Kerker gesichert war. Rasselnd fiel sie zu Boden, mit metallischem Krächzen schwang die Gittertür auf. Mit gesenkten Speeren drangen die beiden Wächter in das Gefängnis ein.
    »Zurück! Los, zurück!«, fuhr der eine der beiden den jungen Menschen an, der noch immer über dem toten Panthermann kauerte und seiner Trauer freien Lauf ließ. »Verschwinde endlich, oder ich sorge dafür, dass man dich gleich mit nach oben tragen muss, hast du verstanden?«
    Der Junge nickte. Schwerfällig richtete er sich über dem leblosen Körper auf – und hatte zur Verblüffung des Wächters ein breites Grinsen im Gesicht.
    »Was bei den Feuern von Apex …?«
    Der Gedanke, dass sie hereingelegt worden waren, dämmerte den beiden Legionären in dem Augenblick, als sich die Augen des toten Pantheriden öffneten.
    »Hallo«, sagte Croy trocken.
    Einen Augenblick lang waren die beiden Schakalkrieger wie erstarrt vor Überraschung.
    Ein Augenblick, der sie das Leben kostete.
    Den einen tötete Darg, indem er ihn von hinten packte und mit derartiger Wucht an seinem Genick riss, dass es brach. Den anderen erschlug Shen mit einem scharfkantigen Stein, den sie unter ihrer Tunika verborgen hatte. Schnell schleppten sie die Wärter aus dem Lichtschein der Fackeln, die draußen auf dem Gang brannten. Durch das Geschrei und den Kampflärm waren inzwischen auch andere Gefangene erwacht, die vorn am Gitter lauerten. Schlaftrunken richteten sie sich auf, wurden jedoch sofort hellwach, als sie sahen, was vor sich ging.
    »Wird es gehen?«, erkundigte sich Kieron bei Croy, während er sich den unverletzten Arm des Pantheriden über die Schulter legte, um ihn beim Aufstehen zu stützen.
    »Keine Sorge«, brummte der.
    »Croy?«
    »Ja, Junge?«
    »Ich bin fff-froh, dass du leee-lebst.«
    Der Panthermann grinste. »Geht mir nicht anders.«
    Shen und Darg kamen zurück. Sie hatten die Waffen der Legionäre an sich genommen und waren nun mit deren Sichelklingen und Speeren bewehrt – ob es viel nützen würde, wenn sie auf ihrer Flucht auf Widerstand trafen, bezweifelte Kieron allerdings.
    »Los jetzt«, drängte Shen, die sich wachsam umblickte. Die ersten Mitgefangenen hatten sich erhoben und kamen näher, betrachteten das offen stehende Tor mit ungläubigen Blicken. »Lasst uns verschwinden. Wo ist unser Führer?«
    »Wits hier«, meldete der Rattenmann, der sich abseits von den anderen gehalten hatte, um, falls die Sache schiefging, nicht mit ihnen in Verbindung gebracht zu werden.
    »Also schön«, knurrte Croy. »Du weißt, was du zu tun hast. Und ich warne dich! Versuche noch einmal, uns zu hintergehen, und ich stopfe dir dein hässliches Gesicht in den Hals!«
    »Wits verstanden«, versicherte der Ratterich und huschte auf seinen kurzen Beinen durch das offene Tor. Die anderen folgten ihm. Shen und Kieron, die die Nachhut übernehmen sollten, huschten als Letzte hinaus. Das Gitter ließen sie offen stehen – zwar würde ihre Flucht dadurch eher bemerkt, jedoch würden die anderen Gefangenen so viel Unruhe stiften, dass die Wachen zunächst anderes zu tun haben würden, als eine Handvoll Flüchtlinge zu verfolgen.
    Durch den Vorraum der Kerkerhöhle ging es in einen nur spärlich beleuchteten Stollen, auf den ein weiterer Gang mündete. Daraus waren leise Stimmen und lautes Schnarchen zu hören – ganz offenbar befand sich dort das Wachlokal, in dem die Soldaten die Zeit zwischen ihren Patrouillen verbrachten. Dass die Gefangenen von Legionären bewacht wurden, ließ

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