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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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vermuten, dass Allegras Spitzel den Wächtern der Minenkolonie nicht vertraute. Entweder, überlegte Kieron, der kleinwüchsige Spion der Kaiserin war von Natur aus ein argwöhnischer Geselle. Oder aber, er hatte allen Grund, misstrauisch zu sein, weil es bei der Jagd nach dem geheimnisvollen Artefakt um sehr viel mehr ging, als Rigo Novaro ihnen offenbart hatte …
    »Eines muss ich dir lassen, Mensch«, raunte Jago Kieron über die Schulter zu, während sie durch die unterirdischen Stollen huschten, »du warst wirklich verdammt überzeugend.«
    »Du aaa-aber auch.«
    »Ich brauchte nicht zu spielen – dieser erbärmliche Gestank hat mich wirklich um ein Haar zum Kotzen gebracht.«
    »War mir ein Vergnügen«, sagte Opossum, der lautlos neben ihm herschlich – der Atem der eigentümlichen Kreatur aus Shens Gefolge war es gewesen, der den beißenden Verwesungsgeruch verströmt und ihn entlang der Gitterstäbe verteilt hatte.
    »Spart euch das Gequatsche«, zischte Shen, die sich immer wieder um ihre Achse drehte, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand folgte. Die Sichelklinge, die sie dem toten Schakalkrieger abgenommen hatte, hielt sie dabei mit beiden Händen. »Wenn wir hier raus sind, könnt ihr euch mit Komplimenten überschütten. Aber nicht vorher, verstanden?«
    Sie gelangten in einen Gang, in dem es so dunkel war, dass nur noch der Rattenmann an der Spitze etwas sehen konnte. Sie entzündeten Fackeln, die sie aus Wandhalterungen nahmen, und huschten weiter durch das Labyrinth der Stollen, immer tiefer hinein in das felsige Fundament der Festung – bis Shen stehen blieb.
    »Einen Augenblick!«
    »Was ist?« Jago wandte sich zu ihr um.
    »Ich frage mich, wohin der Rattenzahn uns eigentlich führt. Eigentlich müssten wir die Oberfläche längst erreicht haben – stattdessen sind wir immer nur bergab gegangen.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Croy, der ebenfalls stehen geblieben war und sich zu ihr umgewandt hatte. Mit dem einen Arm stützte er sich auf Kieron, mit dem anderen auf Wits. »Wir gehen nicht zur Oberfläche zurück.«
    »Ach nein?« Shen stemmte die Arme in die Hüften und legte den Kopf schief. »Kann es sein, dass du vergessen hast, mir etwas mitzuteilen, Katzenmensch?«
    »Oben in der Zitadelle wimmelt es von Legionären und Goroptera«, erklärte Croy. »Unsere Chancen, ungesehen von dort zu entkommen, waren von Beginn an aussichtslos, also ist es nur vernünftig, einen anderen Weg zu wählen.«
    »Und wie sollen wir an ein Schiff oder einen Flugdrachen herankommen?«
    »Das werden wir sehen, wenn es so weit ist. Vorher haben wir noch etwas zu erledigen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Das Artefakt«, erklärte Croy rundheraus. »Im Austausch für sein Leben hat Wits versprochen, mich zum Artefakt zu führen. Das ist der Handel, den ich mit ihm geschlossen habe.«
    »Wie bitte?«, schnappte Jago. »Haben sie dir im Zuge der Folter auch den Verstand geröstet?«
    »Ich werde Nergal nicht ohne das Artefakt verlassen.«
    »Pah«, machte Jago und wandte sich ab. Auch Shen und ihre Leute machten kein Hehl daraus, dass ihnen die Sache nicht gefiel, zumal sie nicht vorher eingeweiht worden waren.
    »Es ist entschieden«, machte Croy ihnen klar. »Findet euch damit ab oder lasst es bleiben.«
    »Ich lass es bleiben«, verkündete Jago großspurig. »Ich habe es satt, nach deiner Pfeife zu tanzen, Katzmann. Ich will zurück nach Madagor, wo es mir gut ging und ich keine Sorgen hatte – bis zu dem Tag, da du mein Lokal betreten hast.«
    »Ich werde dich nicht aufhalten«, forderte Croy ihn auf. »Das gilt auch für alle anderen.«
    »Nicht für mmm-mich«, versicherte Kieron ohne Zögern. »Ich werde bei dir b-bleiben.«
    »Ist das dein Ernst?« Jago glotzte ihn fassungslos an. »Du bist nicht sein Sklave, Mensch! Du musst das nicht tun!«
    Kieron nickte grimmig. »Aber ich will es. Croy ist mein Freund. Außerdem habe ich nicht vergessen, dass er der Einzige ist, der weiß, wie man von Nergal flü-flü-flü…«
    »Gutes Argument«, kam Shen nicht umhin zuzugeben.
    »Was soll daran gut sein?«, tönte Jago. »Merkt ihr nicht, dass der Katzmann schon wieder dabei ist, uns zu manipulieren?«
    »Nein.« Croy schüttelte entschieden den Kopf. »Ich zwinge euch nicht, mir zu helfen. Es steht euch frei zu gehen.«
    Shens einzelnes Auge musterte ihn prüfend. »Was ist der Grund für all das?«, wollte sie wissen. »Was ist so wichtig an dem verdammten Artefakt, dass es alle so unbedingt haben

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