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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gewähren.
    Unterzeichnet war das Schreiben von Ardath Durandor II., König von Tridentia.
    »Ardath«, stieß Erik wie ein unheilvolles Echo hervor. »Der Goldene König hat seine Bluthunde geschickt. Er wird nicht zögern, Thulheim anzugreifen und es dem Erdboden gleichzumachen, wenn wir seine Forderungen nicht erfüllen.«
    »Eine Inquisitorin?« Kalliope, deren Erstaunen purer Verwirrung gewichen war, überflog das Schreiben noch einmal. »Das kann nicht sein. Die Inquisition endete vor vielen Jahren. Sie war ein Irrweg, der …«
    »Offenbar«, schnaubte Erik, »sind die Schwestern von Ethera auf diesen Irrweg zurückgekehrt – und der König scheint sie dabei tatkräftig zu unterstützen. Fragt sich nur, wer sie auf den Gedanken gebracht hat, dass ihr Eingreifen hier vonnöten sein könnte – denn darum ist es doch immer gegangen, nicht wahr? Genau wie mein Vater es vermutet hat.«
    »Du denkst, ich wäre das gewesen?« Kalliopes Verwirrung schlug in blanken Zorn um. »Vielleicht, Erik Thorson, solltest du dich lieber fragen, welche Schuld du selbst trägst an dem, was dort draußen geschieht.«
    »Wovon sprecht Ihr?«
    »Das weißt du genau«, erwiderte Kalliope, die ihrem Gegenüber die respektvolle Anrede weiter verweigerte. »Du bist es gewesen, der meine Meisterin bestialisch getötet hat.«
    Erik stand wie versteinert.
    »Alles spricht dafür, dass du es warst«, beharrte sie.
    »Alles? Wovon redet Ihr?«
    »Deine Kenntnis des Ortes, dein Hass auf die Gilde … und die Bestie in dir«, fügte sie nach einer kurzen Pause mit Blick auf seine behandschuhte Rechte hinzu. Mit Genugtuung nahm sie zur Kenntnis, dass Erik dabei zusammenzuckte und für einen kurzen Moment zu den Einherjar blickte. Offenbar kannten selbst seine Leibwächter das Geheimnis nicht, und Kalliope erwog, ob sie diese Tatsache nutzen, ob sie versuchen sollte, die beiden Krieger gegen ihren Herrn aufzubringen.
    Sie entschied sich dagegen.
    Die Folgen waren zu unabsehbar …
    »Was Ihr sagt, ergibt keinen Sinn«, verteidigte Erik sich.
    »Nein?« Trotz ihrer misslichen Lage blitzte Kalliope ihn wütend an, ihre Entrüstung war größer als ihre Furcht. »Wie kommt es dann, dass du genau wusstest, wo meine Meisterin getötet worden war? Dass du so überaus versessen darauf warst, den Verdacht auf die Wolfsmenschen zu lenken?«
    »Das habe ich nicht getan«, verteidigte er sich. »Im Gegenteil habe ich immer wieder versichert, dass kein Skoll in Thulheim eindringen kann.«
    »Weil du glaubtest, dass dieser scheinbare Widerspruch mich entmutigen und ich die Dinge auf sich beruhen lassen würde. Als du aber merktest, dass ich bitter entschlossen war, Cedaras Mörder zu finden, hast du so getan, als wolltest du mir dabei helfen – dabei ist es dir nur darum gegangen, deine eigenen Spuren zu verwischen.«
    »Du redest Unsinn!«, widersprach Erik heftig. »Hast du vergessen, dass zwei meiner Männer an der Fenrismark gefallen sind? Glaubst du, ich hätte ihre Leben geopfert, nur um von meiner eigenen Untat abzulenken? Oder glaubst du, ich hätte dir von meinem Misstrauen gegen die Gilde erzählt und von der Vergangenheit meines Volkes, wenn mir doch klar sein musste, dass ich mich dadurch nur verdächtig mache? Ich wollte dir die Augen öffnen, das ist alles!« Seine Stimme war so laut geworden, dass sie sich zuletzt überschlagen hatte. Sein bärtiges Gesicht war gerötet, sein Brustkorb hob und senkte sich heftig unter der Schuppenbrünne, und er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Ich habe deine Meisterin nicht getötet, Kalliope«, sagte er dann, »das musst du mir glauben!«
    »Offen gestanden weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll und was nicht. Ich dachte, du wärst mein Verbündeter, mein Freund!«
    »Das war ich.« Er deutete hinaus auf die Schiffe. »Ehe du des Königs Schlächter nach Jordråk gerufen hast!«
    »Du hast keinen Grund, mir zu misstrauen«, machte Kalliope klar. »Ich bin es nicht gewesen, der Dinge verheimlicht und Wahrheiten bewusst verschleiert hat!«
    Erik nickte und hob seine zur Faust geballte Rechte. »Und du glaubst, das macht mich zu einem Mörder?«, fragte er.
    »Und du denkst, meine Zugehörigkeit zur Gilde macht mich zur Verräterin?«, fragte sie dagegen.
    Einen ausgedehnten Augenblick lang standen sie einander auf dem Söller gegenüber, umgeben von den trutzigen Burgmauern auf der einen und den angriffsbereiten Schiffen auf der anderen Seite, über ihnen der düstergraue Himmel. Beide

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