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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Darg und Opossum hatten sich auf die Jagd begeben und ein großes, ziemlich seltsam aussehendes Tier erlegt, das auf vier Beinen ging und riesige Ohren hatte. Croy hatte es »Fennek« genannt, und die letzten Reste davon brieten noch über dem Feuer.
    »Verdammt!«, ereiferte sich Jago, der vor der Felswand, an der er kauerte, kaum auszumachen war. Offenbar hatte der Chamäleonide bereits geschlafen. »Könntest du dir das dämliche Geschrei vielleicht bald abgewöhnen?«
    Kieron war noch immer wie benommen – denn was nur ein Traum gewesen sein konnte, hatte sich nicht wie einer angefühlt. Noch ganz deutlich konnte er die Bilder jener Winterwelt vor seinen Augen sehen. Er hatte den Wind gespürt, den Geruch des Eises in der Nase gehabt. Und auch die Bedrohung durch jene furchterregende Wolfsbestie hatte sich erschreckend wirklich angefühlt …
    Woher, fragte er sich, kamen diese Träume? Und wieso verfolgten sie ihn, seit er Madagor verlassen hatte?
    »Weißt du, was ich denke?«, maulte Jago weiter. »Ich denke, dass deine dämliche Träumerei schuld ist an deinem Gestammel. Würdest du nicht ständig irgendwelchen Unfug träumen, müssten wir uns auch nicht fortwährend dein elendes Radebrechen anhören«, war der Chamäleonide überzeugt.
    »M-meinst du?«
    »Unsinn«, knurrte Croy, der auf der anderen Seite des Feuers saß und dabei war, einen erbeuteten Dolch zu Wurfzwecken zurechtzuschleifen. Immer wieder zog er die Klinge über einen flachen Stein, dann prüfte er den Schliff im Feuerschein. »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.«
    »Womit denn sonst, Katzmann?«, fragte Jago, der offenbar Streit suchte. »Mit dem großartigen Artefakt, das du gefunden hast? Mit diesem Blechschild, dessentwegen wir alle unsere Haut riskiert haben?«
    »Das Zeichen ist immerhin aus Gold«, gab Shen zu bedenken, die soeben mit Opossum von ihrer Wachschicht zurückkehrte. Die nächste Runde würden Darg und Wits übernehmen.
    »Vielleicht«, wandte Jago giftig ein. »Vielleicht ist’s aber auch nur Katzengold, das wäre doch passend, oder nicht? Wäre schließlich nicht die erste Enttäuschung, die wir auf dieser Fahrt erleben.«
    »Aaa-also ich bin ganz zufrieden«, meinte Kieron, der sich von seinem Albtraum wieder einigermaßen erholt hatte. »Immerhin sind wir von Nergal entkommen, und ich bin lieber hier, als zu Hause auf Madagor im Kerker zu schaaa-machten.«
    »Schmachten«, verbesserte Jago. »Kannst du nicht mal mit dem Unfug aufhören?«
    Kieron errötete.
    »Wie lange sprichst du schon so?«, erkundigte sich Shen, die sich ein Stück Fennek-Fleisch abgeschnitten hatte und sich damit zu Kieron setzte.

    »Seit ich de-de-denken kann.« Kieron errötete noch mehr. Das Thema war ihm unangenehm. »Ei-ei-eigentlich schon immer.«
    »Wie wahr«, pflichtete Jago entnervt bei.
    »Halt die Klappe, Schuppenmaul«, fuhr Shen ihn an. »Auf meiner Heimatwelt Katana«, wandte sie sich dann wieder an Kieron, »heißt es, dass jene, deren Augen mit Blindheit geschlagen sind, dafür mit dem Herzen sehen. Und dass jene, die viel besitzen, oft arm sind an Geist und an Seele. Für alles, was wir haben oder nicht haben, schafft die Natur an anderer Stelle Ausgleich. Es ist das Gesetz der Schöpfung.«
    Kieron lächelte. Weder hatte er erwartet, jemals etwas Derartiges aus dem Mund der jungen Frau zu hören, die er zuletzt als ebenso geübte wie erbarmungslose Schwertkämpferin erlebt hatte, noch hatte er auch nur im Ansatz eine Ahnung, was die Worte zu bedeuten hatten.
    »Damit will ich sagen, dass deine Unzulänglichkeit nicht von Bedeutung ist. Deine Sprache mag unzureichend sein, dein Herz ist es nicht. Du hast Verstand bewiesen, als es darum ging, den Katzenmann zu retten, und Mut, als wir kämpfen mussten. Und du hast einiges Geschick darin gezeigt, den Carcharodon zu steuern – das ist doch auch etwas.«
    »Da-danke«, brachte Kieron nur hervor.
    »Womöglich ist da noch mehr, du weißt es nur noch nicht«, beschied Shen ihm mit einem Lächeln, das unerwartet sanft war. »Und bis du es herausgefunden hast, solltest du dir von niemandem etwas anderes erzählen lassen. Von niemandem, hast du verstanden?«
    Kieron nickte.
    Shen riss ein Stück von dem Fleischbrocken ab, den sie sich abgeschnitten hatte. »Hunger?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Auch gut«, sagte sie mit einem Schnauben, das einem Tauriden zur Ehre gereicht hätte, und schob sich das Fleisch selbst in den Mund. Alle Sanftmut schien plötzlich aus ihrem

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