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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erreichte den Sitz der Levitatin und ließ sich darauf nieder, dankbar dafür, ihren Körper ausruhen zu können, während ihr Geist äußerster Anstrengung ausgesetzt war. Baramiro ließ die Beisegel setzen und auf schnellstem Wege Drumlin ansteuern, einen kargen Weltensplitter am Rande des Himmelswinters. Dort würde die Volanta festmachen, um das zerrissene Hauptsegel wieder instand zu setzen und der jungen Levitatin eine Rast zu verschaffen. Und während sich das Schiff in den Wind neigte und von den eisigen Böen davongetragen wurde, musste Kalliope an das denken, was ihre Meisterin zu ihr gesagt hatte, kurz bevor sie Ethera verließen.
    Dass sie schon bald Gelegenheit erhalten werde, sich neu zu bewähren – und dass nur das wirkliche Leben wahre Meisterschaft hervorbringe.

20. Kapitel
    Soweit das überhaupt möglich war, hatte Kieron sich daran gewöhnt, in geduckter Haltung im Sattel des Flugdrachen zu sitzen, den Wind in seinem Gesicht zu spüren und vom freien Fall in die Gurte gepresst zu werden, während er zwischen sich und der gähnenden Tiefe nichts weiter wusste als die weit ausgebreiteten Flügel des Drachen, die sich wie Segel blähten.
    Im Grunde konnte ein Flugdrache gar nicht fliegen. Die im Regenwald Madagors beheimatete Kreatur war lediglich in der Lage, auf den Schwingen des Windes zu gleiten, einem Blatt nicht unähnlich, das von seinem Zweig losgerissen wurde und langsam zu Boden fiel. Den Launen der Natur freilich war er weniger ausgeliefert; zwar konnte der Drache, anders als viele seiner Artgenossen, nur eingeschränkte Höhen und Entfernungen überwinden, doch war es ihm möglich, die starken Aufwinde so zu nutzen, dass die Gleitphasen lange andauerten und somit die Fortbewegung zwischen mehreren Welten ermöglichten. Für den Reiter des Drachen war es daher wichtig, die Reiseroute exakt zu kennen – und das war bei Croy ganz offenbar der Fall.
    Der Pantheride schien genau zu wissen, wohin die Reise ging. Wie ein geübter Drachenlenker saß er vorn im Sattel, die Zügel in den Händen, und dirigierte das Tier mit unnachgiebiger Härte. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto kleiner wurden die Abstände zwischen den Weltensplittern, deren Vegetation immer karger wurde, bis es sich schließlich nur noch um schwarze, bizarr geformte Gesteinsklumpen handelte, die den Himmel des Sanktuarions übersäten, umhüllt von fahlem Dunst, der sich zunehmend verdichtete.
    Wie schon unzählige Male zuvor kam ihr Flug zu einem plötzlichen Halt. Indem er seinen Unterleib nach vorn wölbte und seine Gliedmaßen spreizte, landete der Drache auf einem Gesteinsbrocken, der nur etwa zwanzig Schritte durchmaß und in dessen Mitte ein schmaler Durchbruch klaffte, durch den man hinabblicken konnte. Zwar waren dort nur gelbe Nebelschwaden zu sehen, aber der Gedanke an die schier unermessliche Tiefe und den Mahlstrom, der sich dort unten drehte, jagte Kieron eisige Schauer über den Rücken.
    Jago schien es nicht anders zu gehen. Wie immer, wenn er im Sattel saß, hatte die Schuppenhaut des Chamäleoniden eine ungesund wirkende, rötliche Färbung, die darauf schließen ließ, dass ihm ziemlich elend zumute war. »Wie lange noch?«, wollte er wissen. »Ich habe es allmählich satt, zwischen all diesen Trümmern herumzuhüpfen!«
    »Das ist der Gürtel von Rapa-Nor«, erklärte Croy, während er den Hals ihres Reittieres tätschelte und ihm einige faustgroße Maden ins Maul warf, die er während ihres Nachtlagers gesammelt hatte. »Die Legende sagt, dass der Zorn Rapas einst all diese Gesteinsbrocken geschmolzen und sie in den Himmel geschleudert hat.«
    »Was du nicht sagst. Und wer ist dieser Rapa?«
    »Die Gottheit, an die viele der Kreaturen auf den umliegenden Welten glauben.«
    »Idioten«, meinte Jago verdrossen. »Ich glaube nur an mich. Damit bin ich immer gut gefahren.«
    »Schön für dich«, beschied ihm der Pantheride trocken. »Dann solltest du zu dir beten, dass das auch so bleibt, denn wir werden Nergal bald erreichen. Der Geruch von Schwefel tränkt die Luft. Das bedeutet, dass die Minenwelt nicht mehr fern ist.«
    »Ich rieche gar nichts«, behauptete Jago und weitete die seitlich über seinem breiten Maul klaffenden Nasenlöcher. Kieron schnüffelte ebenfalls, doch auch sein menschlicher Geruchssinn konnte es nicht mit dem des Pantheriden aufnehmen.
    »Ihr werdet es schon bald merken«, prophezeite Croy, »so sehr, dass euch davon übel werden wird. Atmet nur flach, wenn wir den Nebel

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