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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Chamäleonide jedoch. Das Rauschen verstärkte sich, und es wurde klar, dass es wirklich nicht von den Böen stammte, die um die Himmelskörper von Rapa-Nor strichen. Der tatsächliche Ursprung des Geräuschs offenbarte sich, als sich nur wenige Augenblicke später der Nebel teilte und die Umrisse eines riesigen gedrungenen Körpers sichtbar wurden, der majestätisch durch die Lüfte glitt. Im einen Moment waren sie nicht mehr als eine vage Ahnung, doch schon einen Lidschlag später schärfte sich der Blick, und als würde ein Vorhang beiseitegezogen, traten die Formen eines Sturmwals aus den Schwaden hervor.
    Es war ein Monodon, ein Gasatmer, von dunkler Hautfarbe und nur mittlerer Größe, dennoch übertraf er die Länge von Kierons Reittier um das Zehnfache. Der Mittelteil seines walzenförmigen Körpers war aufgebläht, das breite, von einem gewundenen Sporn überragte Maul des Tieres, durch das es die für andere Spezies giftige Luft aufnahm, sie nach Nahrung durchforstete und dann durch eine Öffnung am Rücken wieder ausstieß, stand weit offen. Unterhalb seines wulstigen Körpers hing eine schiffsförmige Gondel, die an den Seiten stachelbewehrt und an Bug und Heck mit Pfeilgeschützen versehen war.
    Eine kaiserliche Galeere.
    »Da bist du ja«, knurrte Croy.
    »U-und jetzt?«, fragte Jago. Da sie die Besatzung auf Deck nur schemenhaft ausmachen konnten, war im Gegenzug auch keine Entdeckung zu befürchten. Dennoch schien sich der Chamäleonide in seiner Schuppenhaut alles andere als wohlzufühlen.
    »Die Galeere bringt uns nach Nergal«, erklärte Croy kurzerhand.
    »Du … du willst ihr folgen, Katzmann?«, fragte Jago fassungslos. »Und wenn man uns entdeckt?«
    »Spar deinen Atem«, riet ihm der Panthermann und ließ, noch während die Galeere den Felsen passierte, die Zügel schnalzen. Der Drache stieß sich ab und breitete erneut die Flügel aus, sodass er nach einigen Augenblicken freien Falls, die Jago mit einem heiseren Stöhnen begleitete, wieder in einen steilen Gleitflug überging, der Galeere entgegen.
    »Wir sind zu schnell«, zischte Jago.
    Auch Kieron hatte den Eindruck, dass Croy sowohl die Geschwindigkeit als auch den Fallwinkel ihres Reittiers falsch eingeschätzt hatte. Pfeilschnell schossen sie auf die riesige Masse des Sturmwals zu, der nun zwischen ihnen und der Galeere war. Von den Schlägen seiner breiten Schwanzflosse getrieben, glitt das Tier, dessen vordere Hälfte bereits wieder im Nebel verschwunden war, durch die Luft – und im nächsten Moment hatte der Flugdrache es eingeholt!
    »Vorsicht!«, ächzte Jago, als sie die Schwanzflosse nur um Haaresbreite verfehlten. Einen Lidschlag später brachte Croy ihr Reittier zur Landung – auf dem breiten Rücken des Wals!
    »D-d-das …«, stammelte der Chamäleonid, während er wie gebannt auf den Luftstrahl starrte, den der Wal zischend aus seiner Rückenöffnung stieß und der für wilde Wirbel im umgebenden Nebel sorgte.
    »Mach den Mund wieder zu«, beschied ihm Croy. »Nergal erwartet uns.«

21. Kapitel
    Die Reise war zu Ende.
    Später als erhofft, aber doch eher als befürchtet.
    Als Kalliope sah, wie sich die Umrisse Jordråks aus dem dichten Schneefall schälten – jener Welt, die ihrer Meisterin und ihr für die nächste Zeit als Heimat dienen würde –, legte sich ein Schatten auf ihre Seele. Gerade hatte sie begonnen, sich mit den Gegebenheiten an Bord zu arrangieren, hatten Kapitän Baramiro und seine Besatzung angefangen, in ihr etwas anderes zu sehen als ärgerlichen Ballast, den man am liebsten bei nächster Gelegenheit über Bord geworfen hätte, da erreichte die Volanta ihr Ziel.
    Sich die Entfernung zwischen hier und Ethera vorzustellen, war Kalliope schlichtweg unmöglich. Zu groß war die Wegstrecke, die der Segler bewältigt hatte, zu bedeutend die Dinge, die unterwegs geschehen waren. Als Schülerin hatte Kalliope die Gildewelt verlassen, verängstigt und eingeschüchtert. Inzwischen hatte sie sich im Einsatz bewährt, und diese bestandene Prüfung hatte sich positiv auf ihr Befinden ausgewirkt, auf ihr Selbstverständnis und ihre Art, die Dinge zu sehen. Inzwischen hatte sie das Gefühl, dass sie die vor ihr liegenden Fährnisse überwinden konnte, wenn sie es nur wirklich wollte und die Kontrolle über ihr inneres Gleichgewicht behielt.
    Als Kalliope die Volanta auf Jordråk verließ, war die gesamte Besatzung zu ihrer Verabschiedung angetreten. Dass solche Ehrerbietung einer Levitatin entgegengebracht

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