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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wurde, die ein Schiff sicher in den Zielhafen gebracht hatte, war gängig und durch die Statuten des Paktes festgelegt; dass man auch einer Schülerin diese Ehre erwies, war außergewöhnlich. Von dem Tag an, da sie das Schiff im tosenden Schneesturm vor dem Absturz bewahrt hatte, hatte es keine vorwurfsvollen Blicke mehr gegeben, keine Anfeindungen und keine Begehrlichkeiten. Nach allem, was sie für den Segler und seine Besatzung getan hatte, war Kalliope ein anerkanntes Mitglied der Besatzung geworden.
    Auf dem schmalen Landungsrost, das sich unterhalb einer steilen Klippe befand, von der aus eine schmale Steintreppe am Weltenrand emporführte, hatte die von ihren Verletzungen wieder genesene Cedara die Volanta zur Landung gebracht. In Windeseile hatten die Matrosen das Schiff vertäut, begierig darauf, nach Wochen der Überfahrt endlich wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Normalerweise wären sie nur so lange geblieben, bis die von Cedara abgelöste Levitatin sie wieder zu den Innenwelten zurückgebracht hätte; da Meisterin Glennara jedoch spurlos verschwunden war, würden sie bleiben müssen, bis sie entweder wieder auftauchte oder Cedara und ihre Schülerin wieder abreisten.
    In einigen Wochen, wie Kalliope hoffte.
    Vielleicht aber auch erst in ein paar Monaten …
    Es war ein eigenartiges Gefühl, den Fuß wieder auf festes Land zu setzen. Zwar hatte Kalliope im Lauf der Überfahrt wiederholt Gelegenheit gehabt, auf anderen Weltensplittern für kurze Zeit von Bord zu gehen. Sich am Ziel der Reise zu wissen, fühlte sich jedoch anders an, und zu gerne hätte sich die Gildeschülerin ein erleichtertes Aufatmen gegönnt – hätte sie nicht gewusst, dass die Herausforderung, der ihre Meisterin und sie sich stellen mussten, nun erst begann.
    Jenseits des Kais wartete eine Gruppe von Männern, deren ungewöhnliches Aussehen bereits erahnen ließ, was die Gildeschwestern auf Jordråk erwartete.
    Vier von ihnen waren Krieger, die in wollene Hosen gekleidet waren und Umhänge aus dickem Fell über ihren Schuppenpanzern trugen. Mit Hörnern bewehrte Brillenhelme, durch deren Öffnungen eisblaue Augen starrten, ruhten auf ihren Köpfen, flachsblondes Haar quoll darunter hervor. Ihre runden Holzschilde waren mit primitiven Symbolen bemalt, an ihren Seiten hingen lange, breitschneidige Schwerter.
    Der fünfte im Bunde war kein Mensch, vielmehr ein Animale, wie Kalliope mit Unbehagen feststellte. Und, was sie noch mehr verstörte, er schien ihr Anführer zu sein. Sein gedrungener Körper steckte in einem weiten grauen Gewand, der Kopf unförmig und mit breitem Maul, aus dessen Mundwinkeln zwei dolchartige, nach unten gebogene Zähne ragten. Ein schwarzes, für Kalliopes Geschmack entschieden zu neugieriges Augenpaar musterte die beiden Frauen über einen borstigen Bart hinweg.
    »Abgesandte der Gilde, wie ich annehme?«
    Es kam einer offenen Beleidigung gleich, dass kein Mitglied der Herrscherfamilie oder zumindest ein hoher Beamter erschienen war, um die Gildeschwestern zu begrüßen – aber vielleicht war in diesem entlegenen Teil des Sanktuarions auch schlicht unbekannt, was sich geziemte und was nicht.
    »Cedara, numerata und Meisterin ersten Grades«, entgegnete Cedara, ohne eine Reaktion zu zeigen. »Dies ist meine Elevin Kalliope.«
    »Mein Name ist Hakkit, erster Diener des Fürsten«, entgegnete der Animale und neigte das Haupt, das unmittelbar auf seinem walzenförmigen Körper saß.
    »Erster Diener des Fürsten?«, hakte Kalliope nach, die ihre Überraschung nicht verbergen konnte.
    »Das überrascht Euch wohl?« Die Augen des sonderbaren Wesens blinzelten schalkhaft. »Vielleicht solltet Ihr bedenken, dass Ihr Euch hier nicht auf einer Innenwelt befindet, sondern am Rand dessen, was Ihr als Zivilisation bezeichnet.«
    »Ja«, stimmte Cedara ungerührt zu, »das sollten wir wohl. Wirst du uns zu deinem Herrn bringen?«
    »Deshalb bin ich hier«, bestätigte der Diener und hob eine seiner wulstigen Flossenhände, um die Treppe hinaufzudeuten. »Wenn Ihr mir folgen wollt – mein Herr erwartet Euch bereits.«
    »Wie kann er das?«, wollte Kalliope wissen, während sie sich in Bewegung setzten, eskortiert von den vier Kriegern. »War er über unser Kommen unterrichtet?«
    »Nicht direkt«, wandte Hakkit ein, »aber nach allem, was vorgefallen ist, war zu erwarten, dass die Gilde jemanden schicken würde. Und als wir sahen, dass sich ein Schiff nähert …«
    »Ich verstehe«, sagte Meisterin

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