Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Vaters, auf dass ein großer Herrscher aus Euch werde!«
    »Majestät! Ihr seid bereits ein großer Herrscher! Groß in Eurer Freigebigkeit, weithin gerühmt für Euren guten Geschmack und Eure Großzügigkeit, Majestät … Majestät ?«
    Arions Augen weiteten sich entsetzt, als er seinen Monarchen den Weinbecher beiseitestellen und seine Hand zur Faust ballen sah – und noch ehe Arion ein weiteres Mal Einspruch erheben konnte, hatte Ardath den Siegelring bereits in das noch weiche Wachs gepresst und das Schriftstück Haronas damit zum königlichen Dekret erhoben.
    »Nein!«, rief der maior domus und starrte entsetzt auf das Pergament, das die Gildeschwester mit zufriedenem Lächeln an sich nahm und wieder zusammenrollte. »Was habt Ihr getan?«
    »Was er längst hätte tun sollen, um Parasiten deines Schlages vom Hof zu verbannen«, entgegnete die Gildemeisterin anstelle des Monarchen, der erschöpft schien von seinem Willensakt und wieder zum Weinbecher griff. »Wachen«, wandte sie sich dann an die Bewaffneten, die zu beiden Seiten des Throns postiert waren, »nehmt diesen Mann in Gewahrsam!«
    »M-mich?«, fragte Arion, auf seine schmale Brust deutend.
    »Hast du geglaubt, dass du ungeschoren davonkommt, nachdem du den König mit falschem Rat irregeleitet hast? Dass ich dich laufen lasse, obwohl du Teil der Verschwörung bist, die nach dem Thron von Tridentia greift?«
    »I-ich weiß nichts von einer Verschwörung«, stammelte der Hausmeier. Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln und rannen über seine gepuderten Wangen, wobei sie dunkle Streifen hinterließen. »Majestät, bitte glaubt mir, ich bin immer Euer ergebener Diener gewesen!«
    »Der König hat darüber nicht mehr zu befinden«, stellte die Gildemeisterin klar. »Wachen – bringt diesen Mann in den Kerker zur Befragung!«
    »Nein!«, protestierte Arion entschieden. »Niemals! Wisst Ihr denn nicht, wer ich bin?«
    Er wich zurück, doch den Bewaffneten, die ihm mit gesenkten Hellebarden den Weg versperrten, konnte er nicht entrinnen. Sie packten ihn und schleppten ihn hinaus, wobei er schrie und zeterte. Stieren Blickes gaffte Ardath ihm hinterher, bis sein Gebrüll verklungen war.
    »Was habe ich nur getan?«, fragte der König in die Stille.
    »Nur, was Ihr tun musstet«, entgegnete Harona, »für Euer Volk und für Euer Reich.«
    »Wie werdet Ihr mit ihm verfahren?«
    »Ich tue das, was notwendig ist«, gab die Gildemeisterin zur Antwort.
    »Ihn trifft keine Schuld«, sagte der König leise. »Ich bin es gewesen, der …«
    »Ich weiß das, und Ihr wisst es«, fiel Harona ihm ins Wort, »aber Eure Untertanen nicht. Wollt Ihr vor sie treten und ihnen sagen, dass Ihr Eure Pflichten vernachlässigt habt? Dass Ihr es vorgezogen habt, Euch in Fressgelagen und Orgien zu ergehen, statt Euren Regierungsgeschäften nachzukommen? Dass die Krone Tridentias auf dem Haupt eines Hurenbocks sitzt?«
    Prisca zuckte zusammen.
    Sie hätte nicht für möglich gehalten, dass jemand dem König gegenüber einen solchen Tonfall anschlug, noch nicht einmal eine numerata der Gilde, und tatsächlich sah es einen Augenblick lang so aus, als wollten sich Ardaths Gesichtszüge zornig verfinstern. Wenn der Herrscher von Tridentia jedoch etwas wie Wut empfand, so ertränkte er sie im nächsten Moment, indem er seinen Becher bis auf den Grund leerte und ihn dann von sich warf.
    Harona zog missbilligend eine Braue hoch. »Ihr werdet lernen müssen, Euch zu beherrschen, Majestät, andernfalls kann selbst ich Euch nicht mehr helfen.«
    »Was verlangt Ihr noch von mir?«, fragte Ardath matt.
    »Nichts«, entgegnete die Gildemeisterin schlicht und hielt das von ihm besiegelte Pergament hoch. »Das Wichtigste habt Ihr bereits getan. Nun wartet ab, bis wieder Recht und Ordnung in Eurem Reich eingekehrt sind.«
    »Und wenn ich nicht abwarten will?«
    Sie streifte ihn mit einem Seitenblick. »Wollt Ihr auch weiterhin die Unterstützung der Gilde beanspruchen?«, fragte sie. »Dann solltet Ihr lernen, Eure Wünsche mit den unseren zur Deckung zu bringen.«
    Meisterin Harona wartete nicht auf ihre Entlassung. Mit einer knappen Verbeugung wandte sie sich ab, stieg die Stufen des Thronpodests hinunter und verließ den Saal, gefolgt von Prisca, die sich ihr anschloss. Ardath Durandor blieb hinter ihnen zurück, ein geschlagener Mann, auf dessen goldenem Haupt die Königskrone ruhte.
    »Meisterin«, fragte Prisca, nachdem sie den Thronsaal verlassen hatten und sich unbeobachtet

Weitere Kostenlose Bücher