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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Gefühle kennt er nicht, er doch nicht.
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor, Walter. Aber ich weiß nicht, woher.«
    »Ihr Bild war letztes Jahr in allen Zeitungen, Frank. Eine ältere Dame mit einer Frisur wie in den vierziger Jahren. Es sah wie eine Art von Werbung aus, und in gewissem Sinn war es das auch. Die Frau, die einfach verschwand? Die an der Penn Station aus dem Taxi stieg, mit zwei kleinen Pudeln an der Leine, und die seither niemand mehr gesehen hat? Die Familie veröffentlichte die Anzeigen mit ihrem Bild und bat um Anrufe, falls jemand etwas wußte. Jemand, der ihnen lieb und teuer war, stieg aus und verließ die Welt. Einfach so.« Walter schüttelt den Kopf; daß es auf der Welt so seltsam zugeht, tröstet und erstaunt ihn zugleich. »Sie hatte psychische Probleme gehabt, Frank, war in Kliniken gewesen. Das kam dann alles heraus. Die Familie muß wohl eingesehen haben, daß die Zeichen nicht besonders gut standen. Der Impuls, sich umzubringen, muß für jemanden in dieser Lage ziemlich stark sein.
    Walters blaue Augen leuchten vielsagend, und ich sehe mich wieder gezwungen, die Block-Insel ins Visier zu nehmen. »Man kann nie wissen, Walter. Es gibt Leute, die sind zehn Jahre verschwunden, und dann wachen sie eines Tages in der Sonne Floridas wieder auf, und alles ist in Ordnung.«
    »Ich weiß schon. Das stimmt.« Walter starrt auf seine Slipper hinunter. »Wir haben das alles durchgesprochen, Frank, Yolanda und ich. Sie hielt dieses Bild in der Zeitung für einen Schwindel, sie dachte an einen Massagesalon oder so was. Aber ich konnte das nicht so sehen. Ich wußte auch nicht mehr als sie. Aber da war nun mal das Bild dieser Frau, Frank, die wie die Mutter von jemandem aussah, von dir oder mir, die Haare zurechtgemacht wie in den vierziger Jahren, und ein ängstliches Lächeln im Gesicht, als wisse sie, daß sie in Schwierigkeiten war, und ich war da einfach nicht bereit, an einen Schwindel zu glauben. Ich sagte Yolanda, sie sollte nicht an einen Schwindel glauben, einfach weil die Möglichkeit bestand, daß es keiner war. Weißt du, was ich meine?«
    »Ich glaube schon.« Tatsächlich habe ich das Bild gesehen, mindestens zwanzigmal. Wer immer dafür verantwortlich war, hatte die glorreiche Idee, es im Sportteil der Times zu veröffentlichen, den ich noch vor den Todesanzeigen lese. Ich hatte mich selber gefragt, ob Ida Simms nicht ein Unisex-Friseurladen oder ein erotischer Partyservice war, für den jemand einfach mit dem Bild seiner Mutter warb. Ich hatte die Geschichte schließlich vergessen, weil mich die aktuellen Spielerwechsel mehr interessierten.
    »Eines Tages also«, fährt Walter fort, »sagte ich beim Zeitunglesen: ›Ich möchte bloß wissen, wer diese arme Frau ist.‹ Und Yolanda – das war eigentlich typisch für sie – sagte: ›Es gibt da keine Frau, Walter. Das ist doch nur ein Werbegag für irgendeinen Blödsinn. Wenn du mir nicht glaubst, rufe ich an, und du kannst am anderen Apparat mithören.‹ Ich sage ihr, ich dächte gar nicht daran mitzuhören, denn selbst wenn sie recht haben sollte, müßte sie sich eigentlich irren. Ich würde jedenfalls nicht wollen, daß man mich einfach aufgibt, du vielleicht?«
    »Wie ging es dann weiter?«
    »Sie rief an, Frank. Und ein Mann meldete sich. Yolanda sagte: ›Wer ist denn am Apparat?‹ Und der Mann antwortete wohl: ›Hier spricht Mr. Simms. Haben Sie irgendeine Nachricht von meiner Frau?‹ Es war natürlich ein eigens eingerichteter Anschluß. Und Yolanda sagte: ›Nein, das nicht. Aber ich hätte gern gewußt, ob diese Geschichte eigentlich sauber ist.‹ Und der Mann sagte: ›Aber ja, das ist sie. Meine Frau ist seit Februar verschwunden, wir drehen bald durch vor Sorge. Wir können auch eine Belohnung anbieten.‹ Yolanda sagte nur: ›Tut mir leid. Ich weiß nichts‹, und legte auf. Das war etwa sechs Wochen, bevor sie mit diesem Pitcock-Typ durchging.« Walters Augen werden ganz schmal, als habe er Pitcock im Fadenkreuz eines Hochleistungsgewehrs.
    »Was hat denn das mit irgendwas zu tun?«
    »Es ist einfach zynisch, darum geht’s mir. Das ist alles.«
    »Ich glaube, in dem Punkt bist du viel zu kleinlich, Walter.«
    »Schon möglich. Aber ich mußte dauernd dran denken. Diese arme Frau, die weiß Gott wo umherirrt. Verrückt. Und alle denken, ihr Bild sei ein Werbegag für irgendeine Schweinerei, nur ein dreckiger Witz. Diese Hilflosigkeit hat mich einfach fertiggemacht.«
    »Alles ist möglich, Walter.« Ich kann

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