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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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viele neue Menschen in Cades Leben. Ich käme damit auch nicht gut zurecht.« Es gelingt mir, gleichzeitig zu lächeln und zu nicken.
    Vicki zieht eine Augenbraue hoch – ich bin ein fremder Mann mit unmaßgeblichen Meinungen über ihr Familienleben, und die sind ihr so willkommen wie ein Kropf. Sie nimmt einen Eßlöffel und zwirbelt ihn zwischen den Fingern wie einen Rosenkranz. Der Bootsausschnitt ihres pinkfarbenen Jerseykleids ist ein klein wenig zur Seite gerutscht und enthüllt ein Stückchen von ihrem schneeweißen BH-Träger. Der Anblick beflügelt mich, und ich wollte, unsere Bemühungen würden uns in diese Richtung führen anstatt in den ewig gleichen Trübsinn – obwohl ich ja selber schuld daran bin. Sic transit gloria mundi . Wann trifft das jemals nicht zu?
    »Dein Vater ist ein Prachtexemplar«, sage ich, und meine Stimme wird mit jedem Wort sanfter. Ich sollte still sein, einen ganz anderen Menschen beschreiben, sollte bei mir irgendwelche widerstreitenden Gefühle vortäuschen, um die ihren auszugleichen. Aber ich bin dazu einfach nicht in der Lage. »Er ist für mich wie ein großer Sportler. Ich bin sicher, er wird nie einen Nervenzusammenbruch haben.«
    Lynette klappert mit Dessertschalen und Kaffeetassen in der Küche. Sie hört uns zu, und Vicki weiß es. Alles, was von nun an gesagt wird, zielt auf eine breitere Öffentlichkeit.
    »Daddy und Cade sollten allein hier leben«, sagt Vicki. »Er hätte sich nicht mit der Alten zusammentun sollen. Als Junggesellen könnten die beiden so richtig einen draufmachen.«
    »Auf mich wirkt er ganz glücklich.«
    »Also bitte, erzähl mir bloß nichts von meinem eigenen Daddy. Ich kenn dich schon gut genug, oder? Da werd ich ihn ja erst recht kennen!« Ihre Augen blitzen jetzt vor Abneigung. »Was war das eigentlich für ’n Blödsinn, den du die ganze Zeit verzapft hast? Patriotismus. Teamgedanke. Du hast dich angehört wie ein Pfarrer. Ich bin fast gestorben.«
    »Das sind Dinge, an die ich glaube. Und ich sag dir auch, es wär kein Fehler, wenn noch mehr Leute so dächten.«
    »Wenn du schon so was glaubst, dann behalt’s wenigstens für dich. Ich ertrag das nicht.«
    In diesem Augenblick kommt Elvis Presley an die Wohnzimmertür und blickt zu mir hoch. Er hat etwas gehört, was ihm nicht gefällt, und will feststellen, ob ich dafür verantwortlich bin. »Ich mag einfach keine Männer«, sagt Vicki und starrt streitlustig auf ihren Löffel. »Ihr schafft es ja nicht mal zehn Minuten, glücklich zu sein. Da seid ihr gleich, du und Everett. Ihr führt euch auf wie geschlagene Hunde. Und daran seid ihr auch noch selber schuld.«
    »Meiner Meinung nach bist du’s, die unglücklich ist.«
    »Ach ja? Aber tatsächlich bist du’s, oder vielleicht nicht? Du haßt doch alles.«
    »Ich bin recht glücklich.« Ich zeige ein strahlendes Lächeln, aber ich bin tatsächlich tiefbetrübt. »Du machst mich glücklich. Das weiß ich. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »O Mann. Geht das schon wieder los. Ich hätte dir die Sache mit deiner Ehemaligen und diesem Wie-heißt-er-doch-gleich nicht erzählen sollen. Seither bist du hier der Ernste Eduard.«
    »Ich bin nicht der Ernste Eduard. Mir macht’s nicht mal was aus.«
    »Von wegen. Du hättest dein Gesicht sehen müssen, als ich’s dir erzählt hab.«
    »Dann sieh’s dir doch jetzt mal an.« Ich grinse von einem Ohr zum anderen, aber man kann nicht die eigene gute Laune verfechten, ohne sie restlos zu verderben und verdammt wütend zu werden. Elvis Presley hat genügend gesehen und geht wieder hinter die Couch. »Warum heiraten wir nicht einfach?« sage ich. »Ist das vielleicht keine gute Idee?«
    »Weil ich dich nicht genügend liebe, deshalb.« Sie blickt wieder weg. Wieder kommt Geklapper aus der Küche. Tassen werden geräuschvoll auf Untertassen gestellt. Weit weg, in einem Raum, von dem ich nichts weiß, klingelt leise ein Telefon.
    »Telefon«, hör ich Lynette vor sich hin sagen, und das Telefon ist still.
    »Doch, das tust du«, sage ich lebhaft. »Das ist doch alles Unfug. Ich geh jetzt augenblicklich auf die Knie vor dir.« Ich knie mich hin und rutsche auf Knien um den ganzen Tisch, dorthin, wo sie sitzt, die Schenkel fürstlich übereinandergeschlagen und in strammen Strumpfhosen begraben. »Ein Mann liegt vor dir auf den Knien und fleht dich an, ihn zu heiraten. Er würde dir treu sein und den Müll raustragen und den Abwasch machen und kochen oder zumindest jemanden für diese Arbeiten

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