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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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ein guter Artikel für meine Zeitschrift gelingt, sagen wir über die Bedeutung des Teamgedankens hier in Amerika, dann habe ich dabei ein ganz gutes Gefühl. Auch als Patriot und nicht als einer, der sich abschottet.«
    »Das klingt plausibel.« Wade nickt nachdenklich. Er stützt sich auf die Ellbogen und beugt sich mit gefalteten Händen über den Teller. »Das kann ich Ihnen so abnehmen.«
    »Was ist denn die Bedeutung des Teamgedankens?« fragt Lynette und sieht alle am Tisch der Reihe nach an. »Ich weiß nicht mal richtig, was damit gemeint ist.«
    »Es ist ziemlich kompliziert«, sagt Wade, »würden Sie nicht auch sagen, Frank?«
    »Wenn man sich, wie ich, viel mit Sportlern und Trainern unterhält, dann bekommt man das ständig zu hören, vor allem von den Profis. Baseball, Football. Der springende Punkt ist, jeder hat eine Rolle zu spielen, und für den, der seine Rolle nicht spielen will, ist in den Plänen des Teams kein Platz.«
    »Für mich hört sich das vernünftig an, Frank«, sagt Lynette.
    »Das ist doch Kacke ist das.« Mit finsterer Miene blickt Cade auf seine eigenen Hände, die er vor sich auf dem Tisch liegen hat. »Alles Arschlöcher, einer wie der andere. Die haben doch keine Ahnung, was ein Team ist. Nichts als Schleimscheißer. Und die Hälfte ist auch noch schwul.«
    »Wie intelligent du wieder bist, Cade«, sagt Vicki. »Vielen Dank für deinen brillanten Beitrag. Nur weiter, du hast doch sicher noch mehr auf Lager.«
    »Das war aber nicht nett von dir, Cade«, sagt Lynette. »Du bist Frank ins Wort gefallen.«
    »Baah«, schnaubt Cade verächtlich und rollt die Augen.
    »Ist das eine neue Sprache, die du als Mechaniker gelernt hast?« sagt Vicki.
    »Mal im Ernst, Frank.« Wade stützt sich immer noch auf die Ellbogen wie ein Richter. Er hat ein Thema angeschnitten, das einiges hergibt, und er ist entschlossen, dranzubleiben. »Ich finde, was Lynette da sagt, ist nicht so leicht von der Hand zu weisen.« (Cades Meinung läßt er erst mal außer acht.) »Ich meine, was spricht dagegen, daß man seiner Aufgabe innerhalb des Teams nachkommt? Während meiner Zeit auf der Bohrinsel haben wir es genauso gehalten. Und ich kann nur sagen, es hat funktioniert.«
    »Nun, vielleicht bin ich in dem Punkt zu kleinlich. Aber wie diese Leute den Teamgedanken einsetzen, das erinnert mich zu sehr an eine Maschine, Wade. An einen Bohrturm etwa. Die vergessen dabei den Anteil des einzelnen Spielers – er spielt oder spielt nicht, er spielt gut oder nicht so gut, er gibt sein Bestes. Diese ganzen Leute denken beim Teamgedanken nur an Zahnräder in einer Maschine. Sie vergessen dabei, daß sich so ein Spieler täglich neu entscheiden muß, wieder sein Bestes zu geben, und daß Menschen nicht wie Maschinen funktionieren. Ich glaube nicht, daß das eine verrückte Überlegung ist, Wade. Es ist nur das Weltbild des 19. Jahrhunderts – Dynamos und der ganze Quatsch –, und dafür hab ich nicht viel übrig.«
    »Aber das Ergebnis ist letztlich doch das gleiche, nicht wahr?« sagt Wade ernst. »Unser Team gewinnt.« Er blinzelt heftig.
    »Wenn sich das jeder zum Ziel setzt, dann ja. Wenn sie ihre Rolle gut genug und lange genug spielen. Nur um das Wenn mache ich mir Gedanken, Wade. Und um die Zielsetzung wohl auch. Wir halten zu vieles für selbstverständlich. Was ist, wenn ich diesen unbedingten Siegeswillen nicht aufbringen will oder kann?«
    »Dann sollten Sie nicht im Team sein.« Wade scheint total verwirrt (und ich kann es ihm nicht verargen). »Vielleicht stimmen wir ja überein, und ich weiß es nur nicht, Frank?«
    »Es sind alles Nigger mit großen Gehältern, alles Fixer, wenn ihr mich fragt«, sagt Cade. »Wenn jeder eine Kanone bei sich hätte, gäb’s weit weniger Probleme.«
    »Ach du großer Gott!« Vicki schleudert ihre Serviette auf den Tisch und blickt von ihm weg ins Wohnzimmer.
    »Kenn ich nicht.« Cade glotzt in ihre Richtung.
    »Du wirst dich sofort zurückziehen, Cade Arcenault«, sagt Lynette scharf und bestimmt. »Geh und tu dich mit den anderen Höhlenmenschen zusammen. Sag’s Cade, Wade. Er wird uns jetzt verlassen.«
    »Cade.« Wade schickt einen unmißverständlichen, unaussprechliche Gewalttaten ankündigenden Blick in Cades Richtung. »Das Faß ist voll, junger Mann.« Aber Cade kann sein einfältiges Grinsen nicht lassen und lehnt sich, lauernd wie ein Verbrecher, auf seinem Stuhl zurück, verschränkt die kräftigen Arme und ballt haßerfüllt die Fäuste. Auch Wade ballt

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