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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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ist geschieden und lebt mit ihren zwei Katzen in den West-Achtzigern oben in einer großen Etagenwohnung mit dunklen Wänden und hohen Decken, und sie versucht dauernd, sich mit mir zu verabreden, zum Essen bei Victor’s oder zu irgendwelchen Unternehmungen nach Feierabend. Bis auf einen qualvollen Abend nicht lange nach meiner Scheidung ist es mir allerdings immer gelungen, sie nach einem Drink im Bahnhof der Grand Central in ein Taxi zu setzen und mich dann rasch zur Penn Station und nach Hause zu verziehen.
    Rhonda ist eine große, grobknochige, aschblonde Frau Ende Dreißig, mit der altmodischen Figur eines Revuemädchens, aber mit dem Gesicht eines Rennpferds und einer lauten Stimme, die ich nicht mag. (Sich in eine Phantasie zu flüchten, wäre, selbst bei Dunkelheit, so gut wie unmöglich.) Die erste Zeit nach meiner Scheidung sah ich alles zutiefst ironisch. Die Sorgen anderer Leute wurden für mich zur Quelle von Belustigung und hämischem Spott, die ich mir nachts in Erinnerung rief, um mich besser zu fühlen. Rhonda half mir da heraus, indem sie mich ständig zum Essen einlud und mir Zettel auf den Schreibtisch legte, auf denen stand: »Ein Verlust ist immer relativ, Jack«, »An gebrochenem Herzen ist noch keiner gestorben« und »Nur die Jungen sterben gut«. An dem einen Abend, an dem ich einwilligte, mit ihr zu essen – im Mallory’s in der 70. Straße West –, landeten wir schließlich in ihrer Wohnung, wo wir uns auf Bauhausstühlen gegenübersaßen, und plötzlich überfielen mich grauenvolle Ängste, so schlimm, daß ich das Gefühl hatte, sie pfiffen durch die Heizungsrohre und wehten ins Zimmer wie ein dunkler Mistral. Ich müsse hinaus auf die Straße und an die frische Luft, sagte ich ihr, und sie war taktvoll genug zu glauben, es mache mir immer noch Schwierigkeiten, mich nach der Scheidung wieder ans Alleinsein zu gewöhnen, und nicht zu erkennen, daß ich eine panische Angst davor hatte, mit ihr allein zu sein. Sie ging mit mir hinunter und dann hinaus in die düsteren und windigen Schluchten der West End Avenue, wo wir am Bordstein standen und uns über ihr Lieblingsthema – die Geschichte der amerikanischen Möbel – unterhielten, und nach einer Weile bedankte ich mich, kletterte wie ein Flüchtiger in ein Taxi und brachte mich in Sicherheit – runter zur 33. Straße und zu meiner Bahn nach New Jersey.
    Was ich Rhonda nicht sagte und was immer noch gilt, ist, daß ich es nicht aushalte, nach Einbruch der Dunkelheit in New York allein zu sein. Gotham wird nachts von einer blitzenden Hektik geprägt, die ich einfach nicht ertragen kann. Die hellerleuchteten Bars demoralisieren mich, die auffällig glänzenden Taxis, die über die Fifth Avenue flitzen oder in Schräglage aus dem Tunnel der Park Avenue schießen, machen mich irgendwie verzweifelt, wühlen mich auf, bringen mich in Gefahr. Ich fühle mich entsetzlich hilflos, wenn die Redakteure und Vertreter in ihrer albernen Aufmachung aus ihren Büros am Rande des Zentrums schlendern, auf dem Weg zu Terminen, idiotischen Softballspielen oder Gratis-Cocktails. Ich kann die ganzen Kompliziertheiten nicht ertragen und sehne mich nach etwas, das nur Fassade ist, nicht hintergründig – so wie hier im traditionsbewußten Haddam der gemütliche Marktplatz im Pseudo-Kolonialstil; die Nikotinwolken New Jerseys in der Abenddämmerung, die ich beim Blick aus einem hohen Bürogebäude wie dem meinen sehe; die Bitterkeit einer nächtlichen Bahnfahrt, den langen Weg zurück nach Hause. Es war an diesem einen Abend schlimm genug, daß mich Rhonda drei Blocks weit bis zu einer guten Querstraße durchs West End »begleitete«, aber schlimmer noch war es, anschließend in diesem heftig schaukelnden, klapprigen Taxi den langen Weg bis zur Bahnstation zu fahren und dann – mit erfrorenen Füßen, wie mir schien – von der Seventh Avenue hereinzustürzen und mit der Rolltreppe hinunterzufahren, bevor die ganze Stadt nach mir griff und mich krampfhaft festhielt wie die blasse Hand eines toten Autofahrers.
    »Was soll das Einsiedlerleben da draußen, Frank?« Rhonda ist am Telefon heute morgen lauter als sonst. Aus Gründen der Gleichbehandlung redet sie uns Männer alle mit dem Familiennamen an, als seien wir beim Militär. Ich könnte nie etwas für eine Frau empfinden, die mich Bascombe nennt.
    »Eine Menge Leute leben genau da, wo sie hingehören, Rhonda. Ich gehöre auch dazu.«
    »Dabei bist du doch weiß Gott begabt.« Sie klopft dicht am Telefon

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