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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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einem dunklen Schlafzimmer. Eine raumsparende, kompakte Küche liegt hinter der offenen Theke, alles ist aufgeräumt und sauber. Es gibt genügend große, bequeme, neu aussehende Möbel – eine rote Ledercouch gegenüber einem großen RCA 24 mit Schraubenlöchern oben, wo Walter seine Schrotflinte befestigt hat. Verschieden große Hanteln lehnen in einer Ecke, und auf mehreren Tischchen stehen Lampen mit interessanten orientalischen Schirmen. An der einen Wand steht ein kleiner Mahagonisekretär, auf dem leeres Papier und Bleistifte säuberlich bereitgelegt sind, als habe sich Walter ernsthaft ans Schreiben machen wollen.
    An der Wand vor der Schlafzimmertür ist eine Galerie aus gerahmten Fotografien zu sehen, die mich brennend interessieren. Ein Schwarzweißfoto zeigt Grinnells Ringermannschaft aus dem Jahr 1966, und Walter kniet als schlaksiger Federgewichtler in einer alten Turnhalle mit Drahtglasfenstern, die kräftigen Arme verschränkt, nüchtern wie ein Indianer. Darunter ist ein hübsches blondes Mädchen mit einer etwas vollen Oberlippe und weit auseinanderstehenden Augen – Yolanda, ohne Zweifel –, aufgenommen in einem Ruderboot bei windigem Wetter. Hier sind die Delta Chi-Bundesbrüder auf verschieden hohen Podesten; hier sind auf einem Bild zwei streng dreinblickende Senioren zu sehen, ein Mann in einem steifen wollenen Anzug, eine Frau in einem geblümten Kleid – Ma und Pa Luckett in Coshocton, keine Frage. Hier ist Walter mit einem eingegipsten Bein im Streckverband auf einem Krankenbett neben einer hübschen Schwester, und beide halten strahlend den Daumen nach oben; und Walter mit Sträflingsanzug und Mütze neben Yolanda auf einem Kostümball, beide feixend. Walter hat die Aufnahmebestätigung der Harvard Business School gerahmt, und daneben hängt ein Bild, das einen jüngeren Walter zeigt, wie er vor einem Stapel wichtig aussehender Papiere an einem Schreibtisch sitzt und eine Meerschaumpfeife raucht. Unten hängt zu meiner Überraschung ein Foto des »Klubs der Geschiedenen Männer«, auf dem wir um unseren großen runden Tisch im August versammelt sind. Es wurde bei einem unserer Donnerstagabende aufgenommen. Ich habe einen gewaltigen Bierkrug in der Hand und ein idiotisches Grinsen im Gesicht und höre munter irgendwelchen Sprüchen zu, die Knöterich Knott von sich gibt, und langweile mich zweifellos zu Tode. Knöterich hält das Lachen offenbar nur mit Mühe zurück, aber ich habe keine Ahnung, wovon wir geredet haben könnten. Ich kann mich nicht einmal an jenen Donnerstag erinnern, und wenn ich dieses Bild sehe, habe ich das Gefühl, Walter müsse sich das alles eingebildet haben.
    Ich stecke meinen Kopf in das Schlafzimmer und mache das Deckenlicht an. Hier hinten ist die Möblierung kärglicher, aber auf eine eigene Art durchaus befriedigend. Ein Aquarium steht auf dem Toilettentisch, und in seinem fahlen Licht sieht man winzige schwarze Mollies herumschwimmen. Auf Walters Bett liegt eine Decke mit geometrischem Design, dazu drei übergroße Kissen, und auf dem Nachttisch liegt ein Exemplar meines Buches, Blauer Herbst , mit meinem Autorenporträt nach oben, und es ist ein bemerkenswert mageres und ironisches Gesicht. Ich habe mir in einer Kneipe unter freiem Himmel in San Miguel Tehuantepec einen Platz erkämpft und trinke ein Bier. Ich habe einen Bürstenschnitt und rauche eine Zigarette und könnte nicht lächerlicher aussehen. »Mr. Bascombe«, steht in den biographischen Notizen, »ist ein junger Amerikaner, der in Mexiko lebt. Er wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs geboren, war bei den Marines und hat die Universität von Michigan besucht.« Ich nehme das Buch in die Hand und sehe, daß es das Exemplar aus der örtlichen Bücherei ist und daß lediglich der Plastikeinband abgenommen wurde. (Walter hat es geklaut! Er erzählte mir zwar im Manasquan , daß er ein Exemplar aus der Bücherei habe, aber ich glaubte ihm nicht.) Er hat gewisse Titel im Inhaltsverzeichnis mit kleinen Pluszeichen oder Nullen markiert. Ich würde mir das gern näher ansehen, das Buch vielleicht auch mitnehmen, aber ich weiß auch, daß Sergeant Benivalle eine Bestandsliste bei seiner Akte hat. Ich lege das Buch zurück und schaue mich kurz um – Schuhe, Schuhleisten, ein schmaler Schrank mit Anzügen und Hemden, ein Behälter für kleine Abfälle, ein Computer-Terminal am Boden in der Ecke, eine von außen her installierte Klimaanlage, ein Wimpel von Grinnell – die nicht außergewöhnlichen

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