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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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des großen Betts und lasse mich nieder, einen halben Meter von ihren herrlichen Knien entfernt. Das Unheil lauert jetzt im Zimmer, bereit, mit seinen kalten, sachlichen Klauen zuzuschlagen. Mein Herz hämmert auf einmal wie heute morgen beim Aufwachen, und ich habe so ein Gefühl, als könne meine Stimme unhörbar werden.
    Ich bin ertappt. Dabei würde ich alles tun, um den Augenblick zu retten, uns Ärger und das Bedauern und weitere Enthüllungen – Feind jeder Vertrautheit – zu ersparen. Ich wollte, ich könnte mit einer neuen Wahrheit herausplatzen; daß ich einen geheimgehaltenen Gehirntumor habe und manchmal unerklärliche Dinge tue, über die ich hinterher nicht reden kann; oder daß ich gerade einen Artikel über Basketballprofis schreibe und mir den Schluß des Spiels in Seattle ansehen muß, wo Seattle nur noch den Raum abdeckt und alles, so wie immer, von einem einzigen Wurf abhängt. Die Rettung des Augenblicks ist die wahre Kunst der Liebe.
    Doch jetzt, mit Vickis gemeißelten, kaum gepolsterten Knien vor Augen, bin ich offensichtlich verloren und spüre, wie mir das Höchste wieder entgleitet und vom schmerzlichen Verlust hinweggefegt zu werden droht.
    »Also, was hast du in meiner Tasche gesucht?« sagt sie. Aus ihrem finsteren Blick spricht konzentrierte Verachtung. Ich bin der am wenigsten gelittene Schüler, der dabei ertappt wird, wie er auf dem Schreibtisch der Lehrerin nach dem Zensurenheft sucht. Sie ist die freundliche Vertretung für nur einen Tag (obwohl wir alle wünschen, sie wäre die Klassenlehrerin), ist aber dennoch sofort im Bilde, wenn sie einen Leisetreter sieht.
    »Nichts, wirklich nicht. Ich hab nichts gesucht.« Natürlich habe ich gesucht. Und das ist die falsche Lüge, auch wenn eine Lüge unbedingt erforderlich ist. Das erste, winzige Geplänkel mit den Fakten muß ich auf der Sollseite abbuchen. Meine Stimme verliert zehn volle Dezibel. Das ist mir schon öfter passiert.
    »Ich habe keine Geheimnisse«, sagt sie jetzt, und ihre Stimme klingt stumpf. »Aber du, du hast ja wohl welche.«
    »Manchmal schon.« Ich verliere nichts, wenn ich das zugebe.
    »Und außerdem lügst du.«
    »Nur, wenn es unbedingt nötig ist. Sonst nie.« (Es ist besser, als mich ihr anzuvertrauen.)
    »Auch wenn du sagst, daß du mich liebst, nehm ich an?«
    Das Herz eines lieben Mädchens spricht immer die Wahrheit. Das Unheil erhält plötzlich einen unerwarteten Verweis. »Da irrst du dich«, sage ich, und nichts könnte wahrer sein.
    »Hm!« Die Brauen ziehen sich über kleinen Anklägeraugen zusammen. »Und das soll ich jetzt glauben, was? Wo du in meinen Dingen wühlst und Zigaretten rauchst, während ich träume?«
    »Du brauchst es nicht zu glauben, wahr ist es trotzdem.« Zur Bekräftigung stütze ich mich mit den Ellbogen auf die Knie.
    »Ich kann Schlangen nicht ausstehen«, sagt sie und streift den Aschenbecher mit einem kalten Blick, als läge dort zusammengerollt eine tote Schlange. »Wirklich nicht. Ich geh ihnen immer aus dem Weg. Ich hab nämlich schon mehr als eine erlebt. Verstehst du? Sie sind nicht schwer zu erkennen.« Sie wendet den Blick ab und schaut mit einem freudlosen, kurzen Lachen auf die Tür zum Flur. »Du hast mich schlicht angelogen, oder?«
    »Das wirst du wohl nur herausfinden, wenn du dich nicht vom Fleck rührst.« Draußen auf den kalten Straßen heult eine Polizeisirene über die breite, dunkle Avenue und verliert sich im Verkehr. Irgendeine arme Seele ist noch schlimmer dran als ich.
    »Und das mit dem Heiraten?« sagt sie schelmisch.
    »War auch ehrlich gemeint.«
    Sie verzieht den Mund zu einem Ausdruck der Ernüchterung und schüttelt den Kopf. Sorgfältig drückt sie ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Das alles ist für sie nicht neu. Motelzimmer. Zwei Uhr morgens. Fremde Städte mit ihren Geräuschen und Sirenen. Lügende Männer, die nur auf ihr Vergnügen aus sind, und eine kurze Heimreise. Leere Augenblicke. Der Geringste unter uns hat hundert erlebt. Es ist nichts Wundersames, und ihre zarte, gedämpfte Schönheit hat es so verdammt schwer. Selbst das Beste an ihnen ist bei weitem in der Minderheit und schlecht ausgerüstet.
    »Ach ja«, sagt sie und zuckt mit den Schultern, die Hände schicksalsergeben zwischen den Knien.
    Dennoch ist irgend etwas zurückgewonnen worden, irgendeine herannahende Tragödie abgewendet. Ich weiß nicht einmal genau, was es ist, denn das Unheil liegt immer noch auf der Lauer und füllt das Zimmer bis in den letzten

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