SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
ein alter Herr mit Hakennase und Glatze Namens Aristide Drusus Hartford, hatte die Versammlung begrüßt und ihr mitgeteilt, das der römische Senat und die regierenden Konsuln der republikanischen Mitgliedswelten einstimmig mit dem heutigen Tag die Verfassung Roms abgeändert hätten und nun der Erste Konsul Roms diese Änderungen vor dem Volk bekannt geben wollte.
Ebenso wie in der Marshalle, dem spirituellen Zentrum und Nabel Roms, führte diese Begrüßung, wie diese Versammlung überhaupt, zu einem sofortigen öffentlichen Kollaps. Niemand in der römischen Republik tat in diesem Augenblick etwas anderes als gebannt auf einen Monitor zu schauen. Alle Botschaften und Konsulate Roms, Orbitalstationen, Schiffe und Basen waren zugeschaltet. Auch außerhalb der Republik verfolgte ein großer Teil der Menschheit mehr oder weniger gebannt das Ereignis.
Da die Marshalle ebenerdig war und lediglich der Adler und die Standarten auf einem erhöhten Podest standen, konnte ab der dritten oder vierten Reihe niemand mehr Maximilianus sehen. Hier einen Großmonitor aufzustellen, verbot sich von selbst. Wer immer so eine Idee geäußert hätte, wäre seines Lebens nicht mehr sicher gewesen. Allein schon die versteckte Lautsprecheranlage war ein Zugeständnis, das seinesgleichen in der römischen Geschichte suchte.
Um den Ersten Konsul seinem Volk auch zu zeigen, hatten sich die Organisatoren etwas anderes ausgedacht. Einer antiken römischen Tradition folgend kam man zu dem Entschluss, den Konsul einfach hochzuheben, während er zu seinem Volk sprach. Daher auch die Legaten in ihren Rüstungen hinter ihm.
Als der Konsul nun ein Zeichen erhielt, trat er aus der Mitte der Kristallscheibe über dem Feuer zurück und wartete auf seine vier Legaten, die an die vier Ecken einer Nachbildung eines antiken römischen Scutum traten, das eilends von einem Prätorianer herbeigeschafft und vor Maximilianus niedergelegt wurde. Nachdem er auf den Schild getreten war, hoben die vier Offiziere ihren Konsul auf dem Schild stehend in die Höhe und arretierten die Gelenke ihrer mit Servomotoren verstärkten Rüstungen. So stand Maximilianus auf einem lebenden Podest seiner Garde, das wesentlich stabiler und sicherer dastand als alles, was man hier hätte „hinzimmern“ können, ohne einen Volksaufstand zu riskieren.
So aber war, nach ein paar wackligen Momenten des Anhebens, Maximilianus von den Händen seiner Soldaten getragen über die Versammlung gehoben worden. Eine Geste, die in ihrer Symbolhaftigkeit nicht hätte deutlicher ausfallen können. Seht her, hier steht unser Konsul. Getragen von seinen Soldaten in der Mitte seines Volkes!
Überwältigt wie die meisten anderen auch, obwohl er gewusst hatte, was kam, stand Marcus da und schaute zu Maximilianus auf, wie er da in fast drei Metern Höhe ruhig auf seinem Schild stand, getragen von den höchstrangigen Prätorianern Roms über dem ewigen Feuer direkt vor dem Adler mit seinen funkelnden Juwelenaugen. Wenn der Eindruck für die Anwesenden schon fantastisch war, wirkte es auf die über Holo-TV anwesenden Menschen noch viel ergreifender. Es war aus Kamerasicht, als wenn Maximilianus direkt vor dem Adler stand, der über und um ihn herum schützend seine Flügel hielt und jeden herausfordernd anfunkelte, der ihm zu nahe kam.
Wäre es nicht absolut verwerflich gewesen, in der Halle des Mars auchnur laut die Stimme zu erheben, wäre diese Szene jetzt wahrscheinlich im tosenden Beifall der Massen untergegangen, die sich nun nur noch schwer beherrschen konnten. Wie immer in solchen Momenten ging ein Gemeinschaftsimpuls durch die Menschen, der nur schwer zu beschreiben und noch schlechter zu erklären war. Gerade in einer Gesellschaft wie Rom, in der die Gemeinschaft alles war. Wie hieß es so schön: Römer wird man nicht durch Geburt; sondern durch Bekenntnis zum Staat.
Und nun wurde jemand so dargestellt, dass man sich sofort mit ihm und seinen Zielen identifizierte. Maximilianus war zudem sicher der mit Abstand beliebteste Konsul aller Zeiten. Er hatte für Rom einen wirtschaftlichen Aufschwung sondergleichen den Weg bereitet. Hatte Rom zu einer weit über die Grenzen der Republik hinausgehenden Bedeutung geführt. Hatte Rom die teilweise Kontrolle über die Sprungrouten durch die Republik und damit einen Teil von Autonomie erfochten. Er hatte Roms Legionen verstärkt und sie zum Sieg über die Hegemonieflotte im Manöver geführt. Hatte Rom zu einem wirklichen Machtfaktor in der
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