SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
Brigade. Wieso fragst du?“
„Mein Vater war auch auf Assur. Er hat dort beide Beine verloren!“
„Das ist hart. Aber mit den neuen Prothesen merkt man Gott sei Dank keine starke Beeinträchtigung. Mein Großvater hat das immer gesagt, wenn er gefragt wurde, wie die Prothesen denn so sind“, stellte Mbeki fest.
„Ich denke, dass das Problem bei meinem Vater woanders liegt. Er spricht nicht sonderlich viel über seine Militärzeit. Eigentlich erst, als ich die Aufnahme geschafft hatte. Da ist damals etwas passiert, über das niemand bei uns sprechen will.“ Leonidas schüttelte kurz den Kopf und sagte: „Jedenfalls gab er mir das hier mit der Anweisung, zuzusehen, dass ich nie ein eigenes bekomme.“
„Und was ist das für ein Ding?“, fragte Thorwald.
„Das Blood Cross. Er erhielt es für seine Verwundung auf Assur.“
„Darf ich mal sehen?“, fragte Mbeki, nahm den Orden von Leonidas entgegen und betrachtete ihn eingehend.
„Sieht verdammt interessant aus“, stellte Thorwald fest.
„Ach, ihr wisst ja, ich komme aus einer alten Soldatenfamilie. Solche Dinger haben bei uns viele bekommen. Mein halbes Leben hieß es immer, ich solle mir ein Beispiel an dem und an dem nehmen, der irgendwo bei irgendwas geglänzt hat. Natürlich alles, ohne exakt zu sagen, wie das denn abgelaufen ist.“
„Ja, dazu kann ich auch ein Buch schreiben“, seufzte Nelson und gab ihm den Orden zurück.
„Sieh an, sieh an!“
Vor der Bank stand ein Sergeant aus dem Akademiestab, den die drei nicht bemerkt hatten, als sie ihre Talismane betrachteten. Wie der Blitz fuhren sie hoch und nahmen Haltung an. Mbeki, als Dienstgradhöchster, meldete: „Sir, Sergeant, Sir. Cadet-Sergeant Mbeki, Hörsaal 41, mit zwei Kameraden bei der, ähm, Freizeitgestaltung, Sir.“
„Rühren, Kadetten!“ Die drei Kadetten gingen in ein ‚Rührt-Euch’ über und schauten geradeaus. Der Sergeant wirkte nicht unfreundlich, wie Leonidas fand. In seiner nachtblauen Ausgeh-Marineuniform wirkten seine rot unterlegten goldenen Sergeantenstreifen wie Blickfänge. Er hatte auch eine Reihe von Ordensbändern, doch ein Blood Cross war scheinbar nicht dabei. „Darf ich Ihren Orden mal sehen, Kadett?“
„Sir! Jawohl, Sir“, antwortete Leonidas wie aus der Pistole geschossen und reichte dem Sergeanten den Orden, obwohl er ihn eigentlich nicht hergeben wollte. Der Unteroffizier betrachtete ihn eingehend und sagte: „Der ist schon ein wenig älter. Ist er Ihr Talisman, Kadett?“
„Sir! Jawohl, Sir. Habe ihn von meinem Vater bekommen – quasi als Erinnerung und Mahnung, nicht selbst einen zu bekommen, Sir!“
Der Soldat nickte. „Ein weiser Rat. Ich selbst habe nie an einem Gefecht teilgenommen. Bin auch nicht sonderlich scharf drauf. Wie heißt es so schön: Ein Feigling stirbt tausend Tode; ein tapferer Mann nur einen, doch der reicht!“ Dabei schaute er die drei Kadetten der Reihe nach an und wandte sich wieder an Leonidas: „Ist Ihr Vater noch aktiv?“
„Sir! Nein, Sir!“
„Wo hat er denn gedient, Kadett?“
Das war Leonidas jetzt ein wenig unangenehm. „Sir, ich weiß es nicht genau, Sir. Den Orden hat er auf Assur bekommen. Glaube ich zumindest, Sir!“
„Na, wenn Sie es genau wissen wollen, dann müssen Sie nur den Comp in der Ehrenhalle fragen, wenn Sie mal da sind. Der Orden hat, wie alle Auszeichnungen, eine Nummer. Diese Nummer ist gespeichert. Zusammen mit dem Verleihungstext. Da Ihr Vater Ihnen diese Auszeichnung scheinbar aus gutem Grunde gegeben hat, sollten Sie sich vielleicht einmal die Zeit nehmen, den Hintergrund ein wenig besser zu recherchieren und um zu verstehen, was Ihr Vater Ihnen damit zeigen will, Cadet-Corporal Falkenberg.“
„Sir, den Kadetten ist es nicht erlaubt, die Ehrenhalle zu besuchen, Sir!“
„Noch nicht, Cadet-Sergeant Mbeki. Aber Sie können Ihren Haus-Comp bitten, viaGWWeine Verbindung zum Kernspeicher der TDF-Bibliothek herzustellen. Dort können Sie Teile der Personalakte, die nicht als geheim eingestuft sind, einsehen. In der Regel sind dort auch die Auszeichnungen aufgeführt.“
„Sir! Und die sind auch für Kadetten einzusehen, Sir?“, fragte Thorwald ungläubig. Der Sergeant schüttelte den Kopf und sagte: „Kadetten im zweiten Jahr sind zwar noch weit davon entfernt, Admiral oder General zu sein, doch Sie sind nicht x-beliebige Zivilisten. Sie sind TDF-Angehörige wie ich auch. Ihnen stehen nicht alle Dateien und Quellen offen und es gibt Geheimhaltungsvermerke und
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