SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
zu stecken, konnte man ungestört seinen Geschäften nachgehen,die da hießen Schmuggel und Piraterie. Da die Kilikische Föderation industriell sehr unterentwickelt war, schaute der Staat nicht so genau auf die Einhaltung der Gesetze, was den Rest der Hegemonie auf die Palme brachte. Manche vermuteten zu Recht, dass der Föderationsrat ein doppeltes Spiel trieb. Einerseits politisch – soll heißen verbal – gegen die Piraterie vorzugehen, um andererseits im rechten Augenblick nichts zu sehen, wenn es Einnahmen versprach. Die Bürger der Föderation sahen daran nichts Anstößiges, da das alte England unter Elizabeth I das genauso gemacht hatte und letztlich nicht schlecht dabei gefahren war, Spanien auszurauben und selbst eine Weltmacht zu werden. Man musste nur den richtigen Blickwinkel bewahren.
So war auch die Kuppelortschaft De Graat so ein Unterschlupf für die weniger ehrenhaften Elemente der interstellaren Geschäftsleute. Sechs bis sieben Frachter hatten hier ihren festen Stützpunkt für ihre „Handelsreisen“ in die Vereinten Drachen und die Technokratie. Der bescheidene Wohlstand der Ortschaft war nicht zu einem unerheblichen Teil auf die „Erlöse“ dieser „Geschäftsaktivitäten“ zurückzuführen. Und solange die TDF keinen Vorwand hatte, die kleinen modifizierten Frachter genauer zu untersuchen, die hier ein- und ausflogen, hatte auch keiner einen Grund, wirklich besorgt zu sein, zumal die Föderation sich solchen Vorstößen politisch vehement entgegenstellte, wann immer es nötig wurde. Der Vorfall auf Susa VIII war zwar bedauerlich, doch Susa war nicht Jerusalem und lag schließlich am anderen Ende der Zentralsphäre der Hegemonie. Außerdem hatten die Römer die Kerle gefasst. „Echte“ kilikische Kaufleute hatten mit diesen Frauenschändern schließlich nichts gemein. Und hier in De Graat ging man, wenn schon nötig, dann auch anständig auf Beutezug. Darauf legte man Wert. Schließlich hatte man einen Ruf zu verlieren…
Leider gab es ein paar Umstände, die, wenn sie den Bürgern in De Graat bekannt gewesen wären, sicher zu einer schlagartigen Panik geführt hätten. Zunächst einmal waren die Streitkräfte vom politischen Tauziehen in der Piratenfrage frustriert. Der Hochkommissar de Croix stand im Senat einer Mauer der Ablehnung gegenüber, wenn er auch nur ein schärferes Vorgehen unter bestimmten Prämissen vorschlug.
Von einem generellen Schlag war überhaupt keine Rede mehr. Asgard, die Handelsföderation und die Kilikische Föderation sowie die Ökologen auf Paradise waren gegen jede Verschärfung in der Frage. Die Ökos glaubten fest daran, dass Rom am Verschwinden ihres Luxusliners verantwortlich war, während die Handelsföderation zwar ein schärferes Vorgehen begrüßte, aber bitte ohne Konvoisystem. Das ruiniere nur die Märkte. Dass die Kiliker gegen diese Maßnahmen waren, war jedem schon im Vorfeld klar. Und das Sternenkönigreich von Alesia konnte sich den Pazifismus hinter dem Wall von TDSF-Schiffen leisten, der in ihren drei Systemen stationiert war und sie relativ sicher schützte. Auch die Islamischen Welten waren gegen eine Verschärfung, da sie ohnehin weit ab vom Schuss lagen. Die vielen kleineren planetaren Nationenunter einen Hut zu bekommen war genauso aussichtslos wie zeitraubend. Lediglich Newton und Rom waren davon überzeugt, ein schärferes Vorgehen wäre angebracht, gerade im Anbetracht der dauernden Schiffsverluste. Auch hatte Rom durch seine Politik der Wehrhaftigkeit und Eigenverantwortung in den Reihen der einfachen Soldaten der TDF viele Anhänger gefunden. Besonders nach dem Erfolg der Aufbringung und Übergabe der Mogul, die die TDF-Basis auf Susa VIII überfallen hatte, hatte Rom viele Sympathien eingebracht.
Dagegen waren die TDF-Angehörigen von der eigenen Führung weniger angetan. „Weicheier“ war zwar eine einhellige, wenn auch noch die am harmlosesten zum Ausdruck gebrachte Meinung über das Oberkommando der TDF. Das Oberkommando selbst war hin und her gerissen zwischen der Verantwortung den Besatzungen und Verbänden gegenüber und dem Primat der Politik. Dieser Spagat wurde zunehmend schwerer und unglaubhafter für alle Seiten. Kurz: Die Angehörigen der TDF fühlten sich zusehends im Stich gelassen. Von der Politik, von der Öffentlichkeit und auch dem eigenen Oberkommando!
Kommandeure der unteren Ebene suchten „kreative Lücken“ in der Befehlsgebung, um „den Feind zu stellen“. Dieses Verhalten wurde zunehmend von
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