Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
Verfahren verfügbar. Alle haben Stärken und Schwächen – wichtig ist es, diese zu kennen und möglichst mehrere Verfahren zu kombinieren. Gerade zum Textverständnis ist die Testlage nach wie vor unbefriedigend. Das vom Autor im Rahmen seiner Dissertation (Gebhard 2001, S. 191 ff.) »provisorisch« normierte Verfahren erscheint für das Grundschulalter aktuell immer noch eines der praktikabelsten.
Therapie bei Sprachverständnisproblemen/ Sprachverständnisstörungen
Für die Therapie von entwicklungsbedingten Sprachverständnisstörungen gibt es bisher keine allgemein anerkannten und überprüften Curricula. Allerdings ist in Veröffentlichungen und (universitären) Aktivitäten der letzten Jahre zu sehen, dass hier viel Neues entsteht. Die folgende Zusammenstellung ist einerseits durchaus literaturgestützt und andererseits in der eigenen Arbeit bei Sprachverständnisstörungen unterschiedlichsten Schweregrades erprobt.
»Basale Hilfen«
Grundlegend und durchgehend ist darauf zu achten, dem Kind in Alltag und Therapie viele »basale« verstehensfördernde Hilfen zu geben. Dazu, auszugsweise und etwas variiert, eine schöne Zusammenstellung (Baur & Endres 1999):
Die kommunikative Aufmerksamkeit des Kindes sichern (Blickkontakt herstellen, mit Namen ansprechen, antippen, andere Handlungen des Kindes unterbrechen).
Gezielt kommunizieren (das Kind nicht über weite Entfernung oder von hinten ansprechen, Kinder einzeln ansprechen, Gruppenaufträge bezieht das Kind evtl. nicht auf sich).
Die eigene Sprache modellieren (Mimik und Gestik einsetzen, deutlich und angemessen langsam sprechen, geeignete grammatikalische Komplexität beachten).
Viele der Kinder müssen (vielleicht auch als Folge von Resignation) erst wieder in das »kommunikative Boot« geholt werden. »Freude am Austausch haben«, »reagieren«, »beim Thema bleiben«, »einander zuhören«, wären hier einige konkrete Stichworte oder Arbeitsschritte.
Gezielte Therapie auf linguistischer Ebene
Hier geht es darum, in linguistisch konkret erfassten therapeutischen Zielbereichen in geeigneter Form zu üben, so dass das Kind pädagogisch förderlicheRückmeldung über Verstehen oder Nichtverstehen erhält (wie bereits gesagt: Für derartiges Nichtverstehen haben die Kinder primär kaum eigene Wahrnehmung!). Oft notwendig ist solches beim Arbeiten am Verstehen des Passivs oder zum Verstehen von Satzgefügen mit getauschter Vor-/Nachzeitigkeit (das, was als Zweites gesagt wird, wird als Erstes getan, z. B. »Bevor der Hund rennt, springt das Pferd.«). Eine praktische Möglichkeit für das Arbeiten ist hier das Agieren mit Spielfiguren. Manchmal genügt dabei bereits eine kurze Übungssequenz, um dem Kind Verstehen zu ermöglichen (»Ah, so ist das!«), oft aber auch bedarf es langen und vielmaligen und variierenden Übens an Sätzen, damit das Kind die darunter liegenden grammatikalischen Strukturen internalisieren kann. Eigene Erfahrungen und auch neueste Arbeiten lassen hoffen, dass dies ein erfolgreicher Weg sein könnte, den betroffenen Kindern über ihre Verstehensklippen hinwegzuhelfen (Eiber 2010). Von der Einordnung her befindet man sich hier im Übergangsbereich von »implizitem« und metasprachlichem therapeutischen Herangehen.
Metasprachliche Ansätze
Sehr hoffnungsvolle Ansätze ergeben sich auch aus noch dezidierterem metasprachlichen Herangehen an Sprachverständnisprobleme, was wohl schon vor dem Grundschulalter beginnen kann. Reflektieren über die eigene Sprache eröffnet dem Kind einen neuen Weg zur Lösung seiner Probleme, gerade da sein implizites unbewusstes Lernen der Zusammenhänge ja bisher nicht angemessen erfolgreich war. Zwei Vorgehensweisen sollen hier näher thematisiert werden, »Comprehension monitoring« und »Arbeit mit Schriftsprache«.
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Comprehension monitoring
« oder im Deutschen aktuell meist als »Monitoring des Sprachverstehens« (MSV) bezeichnet, kennzeichnet einen schon älteren (aber in Deutschland jetzt verstärkt diskutierten), in den USA entwickelten Ansatz zur Arbeit mit sprachverständnisgestörten Kindern. Knapp formuliert, geht das Ziel dahin, dem Kind Hilfen zur Einschätzung seines eigenen (Nicht-)Verstehens und geeignete Strategien zur Reaktion auf »Nicht-Verstanden-Haben« zu vermitteln. Wegweisend war hier ein Aufsatz (Dollaghan & Kaston 1986).
Anders als rezeptiv kompetente Kinder haben danach sprachverständnisgestörte Kinder eben gerade auch in diesen Bereichen Defizite im Vergleich zuden
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