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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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dir. Du sprichst von Willen und Sturheit. Ich würde noch Stolz und mangelnde Kommunikation hinzufügen.
    Deine Abneigung gegen Schiffshebewerke sowie gegenüber sämtlichen baulichen Tätigkeiten und deine Passion für nächtliche Männergespräche über die Liebe sind natürlich bedenklich. Bist du sicher, dass du komplett heterosexuell bist? Vielleicht hat dich dein Vater mit seiner Autorität verschreckt, und du willst jetzt kein Mann mehr werden, sondern nur noch ein Junge sein. Aus Angst, nie so ein Mann sein zu können, wie dein Vater einer ist. Ich weiß, das ist knallharte Küchenpsychologie, aber ich spüre einen Zusammenhang zwischen deinem Selbstbild als Mann und deiner Paarverweigerung.
    PS : Ich fühle mich übrigens sehr männlich.
    re:
    Lieber Clint Eastwood, ich muss an den Film Schtonk denken. Es gibt eine Szene, in der Götz George aus dem Bett steigt. In dem Bett liegt eine Frau, mit der er gerade Sex hatte. Die Frau ist nicht mehr jung, vielleicht Mitte vierzig oder Mitte fünfzig, das macht bei Frauen ja kaum einen Unterschied. Die Frau ist die Nichte von Hermann Göring, dem Reichsfeldmarschall, der auch einen Bademantel hatte. Götz George streift sich diesen Bademantel über. Der ihm leider zu groß ist. Zudem trägt George ein leberwurstfarbenes Korsett, um seinen Bauch wegzuschnüren. Götz George fühlt sich verwandelt – durch den Bademantel. Irgendwie größer. Die Frau spürt das, schnurrt an ihn heran, umschmiegt ihn wie ein Kätzchen. George streicht ihr über den Kopf, die Frau schaut zu ihm auf und sagt: »So männlich schaust aus. Mächtig und männlich.« Und George fühlt sich plötzlich »mächtig und männlich«, obwohl er nur einen zu großen Ex-Nazi-Bademantel trägt und ein leberwurstfarbenes Korsett.
    Bei der Szene muss ich immer irgendwie an dich denken, Maxim.
    aw:
    Ich trage keine Nazi-Bademäntel. Aber selbst wenn ich es täte, würde das meine Männlichkeit nicht beeinträchtigen.
    re:
    Verehrter Reichsfeldmarschall, lieber Hermann, auf meine Frage, was das Männlichste wäre, was du je getan hast, schreibst du: Baum gefällt. Fußnagel rausgerissen. Das finde ich wunderbar komisch. Weil es so hilflos ist. Die Bilanz deines Mannseins: ein Baum und ein Fußnagel.
    Ich kenne dich ein wenig und weiß daher: Du bist kein besonders körperlicher Mensch. Nicht kräftig, nicht sehr sportlich, nicht sehr zäh, eher gemütlich, ein bisschen faul, trickreich, und wenn es gefährlich werden könnte, bist du vermutlich einer der Ersten, der wegrennt. Was, ohne Frage, klug ist.
    Das heißt, du lebst in einem männlichen Selbstbild, dem du, von außen betrachtet, überhaupt nicht entsprichst. Wie viele Menschen wird es geben, die sagen: Maxim ist wahnsinnig männlich? Außer deiner klugen Frau, die die Ehe nicht gefährden will und dich deshalb mal einen Nagel in die Wand klopfen lässt, damit du deine Männlichkeits- Vibrations wieder fühlst?
    Du orientierst dich an der Männlichkeitsfigur deines Vaters. Seiner Stärke, seiner Freiheit, seinen Faustschlägen, seinen Frauengeschichten. Du lebst in deiner Männlichkeitsfantasie, in der deine Frau natürlich »eine Prinzessin« ist und du ihr »starker Mann«. Du fühlst dich vermutlich Clint Eastwood schon ganz nahe, nur weil du dir nicht den Sack rasierst und weißt, wo im Baumarkt der Fensterkitt steht.
    Ich kenne bereits mehr Männer, die zum Psychologen gehen, als ich Männer kenne, die angeln. Sind die jetzt unmännlich?
    Mich schreckt der Begriff »Männlichkeit« nicht ab, wie du vermutest, er hat nur gerade wenig Bedeutung für mich. Vielleicht weil ich nicht mit einer Frau zusammenlebe. Vielleicht lässt Männlichkeit sich überhaupt nur noch definieren in Abgrenzung zur Weiblichkeit.
    aw:
    Kannst du erklären, was unmännlich ist? Wenn du schon nicht weißt, was männlich ist?
    re:
    Männer mit Fahrradhelmen. Männer ohne Körpergefühl. Männer, die ihre Frau fragen: »Schatz, was soll ich anziehen?« Männer, die sagen: »Meine Frau sagt …« Männer, die einen sehr kleinen Hund haben. Männer, die stets folgsam sind. Männer, die nichts kochen können. Männer, die an nichts glauben. Männer die sagen: Über Minderheiten macht man keine Witze.
    aw:
    Verehrter Nichtmann, lieber Jochen,

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