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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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Tier …
    Ich kann sie mir vielleicht als Hund vorstellen. Sie mag Hunde, sie hatte auch mal einen Hund. Sie wäre kein kleiner Hund, kein Pudel oder einer, den man umhertragen muss, oder der schnauft, wenn er läuft, oder sehr kurze Beine hat, oder in einem Körbchen liegt. Eher so mittelgroß bis groß. Vielleicht ein Golden Retriever. Oder ein Irish Setter. Oder eine Mischung aus allem Möglichen. Ein lässiger, schöner Straßenhund, der sich durchgeschlagen hat und keinen Schiss hat. Anna glaubt an Mischungen. Bei Menschen jedenfalls. Vielleicht weil sie selbst auch durchmischt ist. Hannover, Brasilien, Italien. Ihr Großvater war schwarz. Sie wäre also ein mittelgroßer Hund, der beweglich ist. Ein Hund, der nicht morgens an der Tür kratzt, weil er pullern muss. Sondern mir über das Gesicht leckt oder in den Fuß beißt, weil er weiß: So weckt man effektiver und sekundenschnell. Ein Hund, der immer dabei ist und keinen großen Stress macht. Er braucht nicht viel. Ein Hund, der gerne rennt und gerne schläft. Der Mist baut, seltsame Sachen frisst, und wenn er Mist baut, so einen reuigen, wehmütigen, herzzerreißenden Gesichtsausdruck in den Augen trägt, der zeigt: Tut mir leid, aber es hat so viel Spaß gemacht … Und jetzt streichle mich.
    Ein Hund, über den man lachen muss. Ein Hund, den alle gerne mal eine Woche betreuen, falls ich mal eine Woche wegmuss.
    Aber nicht Lassie.
    Pflanze? Schnittblume. Tulpe vielleicht. Lilie. Weiß oder gelb oder rot. Eine klare, natürliche Farbe. Klassisch. Schlichte, elegante Form. Braucht keine Vase, um zu wirken. Ein Glas reicht.
    PS : Nach diesen peinlichen Tier- und Pflanzenoffenbarungen erwarte ich natürlich Gleiches von dir. Blatt für Blatt. Tatze für Tatze.
    aw:
    Moment, Moment, das Spiel hat doch gerade erst begonnen.
    Wenn Anna eine Farbe wäre …
    Wenn Anna eine Stadt wäre …
    Wenn Anna ein Film wäre …
    Wenn Anna ein Song wäre …
    Wenn Anna eine Nudel wäre …
    Wenn Anna ein Wochentag wäre …
    Wenn Anna eine Pizza wäre …
    re:
    Wenn Anna ein Atomkraftwerk wäre …
    Wenn Anna ein Berg wäre …
    Wenn Anna ein menschliches inneres Organ wäre …
    Spinnst du, Maxim?
    aw:
    Du sollst keine Fragen stellen. Du sollst antworten.
    re:
    Fragen darf ich nicht mehr, ja? Nur wie ein verdammter Anrufbeantworter Antworten rausschießen. Okay …
    Anna als Farbe?
    Weiß mit Rot.
    Anna als Stadt?
    Berlin passt ganz gut. Aber es könnte auch eine andere Stadt sein, eine unfertige, verrumpelte Stadt mit vollgestellten Bürgersteigen und einem Hafen.
    Anna als Film?
    Reality Bites.
    Anna als Song?
    Otis Redding: »Sitting on the dock of the bay«.
    Anna als Nudel?
    Gnocchi.
    Anna als Tag?
    Freitag.
    Anna als Pizza?
    Margherita.
    aw:
    Die Auflösung des Spiels bekommst du am Montag. Vielleicht.
    Grüße und ein schönes Wochenende, wünscht Dr. LOVE .

Tag 36
    An dem ein Mann aus einer WG flüchten will und über die Bedeutung von Schicksal und Zufall in der Liebe und im Leben gesprochen wird
    Lieber Jochen, Catherine war am Wochenende im Kloster, sie sucht Gott. Ich genüge ihr offenbar nicht mehr. Gott macht mich eifersüchtig. Zum Beispiel wenn Catherine betet und mir nicht erzählt, worum es ging. Manchmal beichtet sie sogar. Da frage ich mich natürlich, was denn meine Frau zu beichten hat. Aber gut, darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Ich will dir von der Party erzählen, auf der ich Samstag war. Eine gottlose Party war das, so viel ist sicher. Janine, eine alte Freundin, nahm mich mit. Die Party fand in einer ehemaligen Fabriketage statt. Drei Typen wohnen da seit dreizehn Jahren in einer Männer- WG zusammen. Frauen dürfen nur zu Besuch kommen. Ich war also gewissermaßen zu Gast in deiner Welt, Jochen.
    Die Fabriketage sah aus, als wäre sie von einem RTL -Setdesigner erschaffen worden, der die Aufgabe hatte, eine typische Männer- Single-WG zu entwerfen. Die Küche war eine Bar, mit riesigem Tresen, Barhockern und verschiedenen Sofas. An den Wänden hingen Rennräder und moderne Kunst. Ich habe mich dann länger mit einem der WG -Männer unterhalten. Er sagte, er würde bald ausziehen, weil es nicht mehr geht. Er sei jetzt 41 und will es noch mal ernsthaft mit einer Frau versuchen, was aber nicht funktioniere, solange er hier in der WG lebe. »Es ist so schön mit

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