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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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einen Anorak, der ihm zu groß war, und roch nach Schweiß. Taliban, dachte Veller unwillkürlich und sagte: »Hör zu, ich muss jetzt Schluss machen. Bis später.«

    Er steckte das Handy weg und schimpfte sich einen paranoiden Spießer – wahrscheinlich war der Kerl nur ein harmloser pakistanischer Student, dem einfach eine Dusche und ein Deo fehlten.

    Der Zug ruckte und fuhr weiter.

50.

    Rafi spürte, dass er Blut verlor und den Autositz einsaute. Fast wäre er während der Fahrt eingenickt. Beim Versuch, vor dem Chez Chef einzuparken, rammte er zwei Autos. Als Rafi in den Hausflur humpelte, hörte er Stimmen – Männer liefen aus dem Restaurant, um den Schaden zu begaffen.

    Ihr werdet gleich noch mehr staunen, dachte Rafi.

    Gott gab ihm die Kraft, die Kellertreppe zu bewältigen, doch unten versagte sein kaputtes Bein endgültig. Auf allen vieren kroch Rafi voran, eine breiter werdende Blutspur auf dem rauen Betonboden verschmierend.

    Said hatte besorgt, was nötig war. Rafi würde die Mission vollenden, inschallah. Er würde ein Haus in die Luft jagen.

    Das erstbeste: dieses Haus.

    Er hielt inne, denn für einen Moment war ihm, als hätte Gott ihm bereits einen Blick ins Paradies gegönnt. Gischt und weiße Schleier, blendend hell – schöne Frauen, die in einem Wasserfall badeten.

    Dann waren die Schmerzen wieder da. Rafi arbeitete sich weiter. Als er die Tür zum Kellerraum der Boussoufas erreichte, fiel ihm ein, dass er den selbst gebastelten Dietrich in Fatimas Küche vergessen hatte.

    Ich habe es im letzten Moment vergeigt, dachte Rafi.

    Von irgendwoher kamen Stimmen. Die Bullen, die Fatima auf ihn gehetzt hatte. Rafi zog sich am Türrahmen hoch. Seine Häscher sollten ihn nicht in unwürdiger Stellung entdecken. Wieder blitzte der weiße Wasserfall auf.

    Er schwankte gegen die Tür, die plötzlich nachgab. Rafi fiel auf seinen Hintern. Er lag im Kabuff der Boussoufas, vor ihm der Schrank.

    Es war ein Wunder.

    Gott selbst hatte ihm geöffnet, al-hamdulillah!

    Noch drei Meter, die Rafis ganze Kraft verlangten. Seine Finger tasteten nach der Sperrholztür. Er musste nur die Chemikalien im richtigen Verhältnis mischen. Das schaffte er auch im Liegen. Das alte Gemäuer würde mit einem Riesenknall in sich zusammensacken.

    Die Scharniere ächzten – auch diese Tür war unverriegelt!

    Rafi starrte in einen leeren Schrank.

    Kein Aceton, kein Wasserstoffperoxid. Auch die Tasche mit dem Heroin und seiner Pistole war weg.

    Rafi wollte schreien, doch er brachte nur ein Stöhnen zustande. Er war von Gott verlassen, dessen Prüfung er doch so freudig angenommen hatte. Ihm war, als stürze alles, was jemals in seinem Leben schiefgelaufen war, zugleich auf ihn ein.

    Er wäre gern wieder Kind gewesen. Der kleine Junge, den Noureddine, der große Bruder, lobte. Der Stolz seiner Schwester, die ihn beim Spielen den ganzen Tag kaum losließ.

    Dann wurde es zum letzten Mal weiß vor seinen Augen.

    Auf dem Gang näherten sich Schritte. Erregte Rufe kommentierten die Blutspur. Zwei Bewohnerinnen des Hauses stürzten in den Raum, bückten sich nach Rafi und schüttelten ihn.

    Sie begannen zu kreischen, als sie erkannten, dass sie eine Leiche entdeckt hatten.

51.

    Zander befand sich auf der Rückfahrt von Dortmund, als sein Handy Piepstöne von sich gab. Vermutlich ging dem Akku schon wieder der Saft aus.

    Er hatte die Zentrale der Dahme-Gruppe besucht, die im westfälischen Raum zahlreiche Anlagen zum Abfallrecycling betrieb, aber auch mit Baustoffen handelte und im Sauerland an zwei Standorten Kalkstein förderte. Er hatte sich einiges Gelaber über Körnungsgrößen vom Sand über Edelsplitt bis hin zum Schotter anhören müssen und dabei das Gefühl gewonnen, sich völlig umsonst über die verstopfte Autobahn gequält zu haben.

    Ja, in beiden Steinbrüchen werde mit Eurodyn 2000 gearbeitet. Nein, es habe noch nie Unregelmäßigkeiten gegeben. Ein Angestellter hatte Zander die Belege gezeigt. Sehr ordentlich, das Ganze, fand Zander, soweit er das beurteilen konnte.

    Dann hatte der Angestellte Gerüchte kolportiert: Bei einem Konkurrenzunternehmen, das im Westerwald Natursteinplatten und Asphaltmischgut produziere, sei schon mal etwas weggekommen. Und eine Firma in Ibbenbüren, der die Insolvenz drohe, besitze den Ruf, schlampig abzurechnen. Zander hatte sich Notizen gemacht – vielleicht würde Kommissionsleiter Veller das für eine Spur halten.

    Als das Handy wieder piepste, wühlte Zander es

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