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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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gemacht und komme mit nach Köln. Gib Paps einen Kuss von mir, Gret.

    »Volkan?«, fragte er.

    »Ein Türke, ja und?«, entgegnete Petra. »Für deine Partei ist das vermutlich Rassenschande. Aber du brauchst dich nicht aufzuregen. Offenbar ist es aus zwischen den beiden.«

    Den Kuss, den Petra mir von Gretchen geben soll, kann ich mir abschminken, dachte Moritz und freute sich trotzdem, dass seine Tochter zumindest wieder in seiner Nähe leben würde.

    Petra nahm ihr Handy zurück. »Gut, dass sie sich entschieden hat, bevor ich eine Wohnung nehme, die dann zu klein ist.«

    »Warum zieht ihr denn nicht hier ein?«, fragte Henning verwundert.

    »Das hat wahrscheinlich etwas mit dem drohenden Faschismus zu tun«, sagte Moritz und begann, die innenpolitischen Teile der Zeitungen in seine Tasche zu packen. Er würde sie im Büro lesen. »Komm, lass uns fahren.«

    Henning winkte ab. »Sorry, Alter, aber Düsseldorf kommt nicht infrage, schon rein zeitlich nicht. Vor meinem Laden wartet sicher schon Kundschaft.« Er drückte Moritz den Wanzensucher in die Hand. »Versuch es selbst. Du hast ja gesehen, wie es geht.«

47.

    »Du kannst hier nicht bleiben.«

    Rafi schlug die Augen auf. Die Deckenlampe schien ihm grell entgegen. Geblümte Vorhänge waren zugezogen, obwohl es Tag war. Aus der Küche nebenan kam leise Radiomusik.

    »Die Polizei sucht dich«, fuhr seine Schwester fort. »Sicher stehen sie bald auch hier auf der Matte. Und ich hab alles versucht, glaub mir. Deine Verletzungen sind schlimmer, als ich dachte. Du musst zurück in die Klinik, sonst wirst du den Tag nicht überleben.«

    Rafi glaubte ihr nicht. Er suchte nach Wörtern. »Hast du … Said erreicht?«

    »Said ist tot. Und Yassin ist auch tot. Ihr und eure Scheißbombe!«

    »Tot?«

    Rafi hatte sich bereits gedacht, dass etwas schiefgelaufen war. Aber mit dem Tod seiner Mitkämpfer hätte er nicht gerechnet. Wie hatte Allah das zulassen können?

    »Ihr habt euch in die Luft gesprengt«, sagte Fatima. »Weißt du das nicht mehr?«

    Rafis Erinnerungen lagen irgendwo im Nebel. Sein Umzug in das Gästezimmer der Moschee. Seine Verabredung mit Said und Yassin am Montagabend …

    Er fuhr seine Schwester an: »Mit wem hast du vorhin telefoniert, wenn nicht mit Said?«

    »Ich hab eine Kommilitonin angerufen, die vorbeikommen wollte. Es wäre dir sicher nicht recht, wenn sie dich hier sieht. Und jetzt müssen wir zur Klinik zurück, bevor die Polizei kommt. Ich kann nichts für dich tun.«

    »Du bist Ärztin.«

    »Quatsch, ich studiere noch. Mir fehlen sämtliche Mittel, um dich zu behandeln. Oder willst du auch noch draufgehen?«

    Rafi versuchte, sich durch den Nebel seines Gedächtnisses zu tasten. Yassin hatte angerufen und er, Rafi, ihm beschrieben, wo er klopfen sollte …

    »Du und deine beschissenen Freunde«, sagte Fatima.

    In Rafi keimte ein Verdacht.

    »Du hast mit den Bullen telefoniert, stimmt’s?«

    »Nein, mit einer Freundin, ehrlich! Und ich hab dich mit keinem Wort erwähnt. Hör zu, Rafi, wir beide gehen jetzt hinunter zum Auto und ich fahre dich zurück zur Klinik.«

    Was war nach Yassins Ankunft geschehen? Rafi erinnerte sich, dass sie guter Dinge gewesen waren. Sie hatten beschlossen, den Sprengstoff nicht selbst herzustellen.

    »Es war ein Fehler, dich hierher zu bringen. Die Polizei wird mich auch noch für eine Terroristin halten. Komm, lass uns aufbrechen. Das ist für dich am besten und für mich auch.«

    Yassin hatte schon am Vortag angedeutet, er könne eine Bombe beschaffen.

    »Hörst du mir zu, Rafi?«

    Chemikalien und Heroin hatten sie in einem Keller versteckt, weil sie vorerst nicht benötigt wurden.

    »Rafi!«

    In einem Keller, zu dem Said den Schlüssel hatte.

    Rafi fasste einen Entschluss. Er würde weiterkämpfen. Bis zum letzten Atemzug. Er war stärker, als seine dumme Schwester glaubte.

    »Hast du einen Dietrich?«, fragte er.

    »Bitte?«

    »Oder ein Stück Draht, das ich zurechtbiegen kann.«

    »Was hast du vor?«

    »Du bringst mich weg. Aber nicht ins Krankenhaus.«

    Auf Fatima gestützt, humpelte Rafi in die Küche. Dort half sie ihm, aus einem Kleiderbügel einen Dietrich zu fertigen. Im Radio kamen Nachrichten. Rafi vernahm, dass seine Flucht die Sensation des Tages war. Minutenlang redete der Sprecher nur von ihm, von der Bombe und was sie angeblich ausgelöst hatte.

    »Das bin ich«, sagte er stolz. »Abderrafi Diouri!«

    »Spinner«, antwortete Fatima.

    Rafis Blick fiel auf

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