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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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eine Visitenkarte, die auf dem Tisch lag: Martin Zander, Kriminalhauptkommissar.

    »Was ist das, du Schlampe?«, schrie Rafi und stemmte sich aus dem Stuhl. Der Schmerz schoss durch sein Bein. Fast hätte er wieder das Bewusstsein verloren.

    »Du brauchst eine Infusion.«

    »Nein. Kein Gift! Rede, was ist das für eine Karte?«

    »Die Polizei war gestern hier und hat nach dir gefragt. Das ist normal, wenn der Bruder zum Staatsfeind geworden ist.«

    »Arbeitest du für die Bullen? Hast du vorhin die Bullen verständigt?«

    »Natürlich nicht.«

    »Lügnerin!« Rafi stieß sie weg, ihr Kopf schlug gegen den Türrahmen.

    Fatima glitt zu Boden. Rafi angelte ihren Autoschlüssel aus der Handtasche.

    Seine verfluchte Schwester regte sich. Rafi riss Schubladen auf und suchte nach einem Messer, um der Verräterin den Rest zu geben. Dann sagte er sich, dass er dafür keine Zeit hatte. Jeden Moment konnte dieser Zander hier sein.

    Auf dem Hosenboden rutsche Rafi die Treppenstufen zur Haustür hinunter. Das eine Bein war praktisch nutzlos, aber Allah leitete ihn.

    Rafi stolperte ins Freie.

    Keine Polizei zu sehen.

    Rafi wankte auf Fatimas alten Corsa zu. Er würde ein zweites Zeichen setzen.

48.

    Ein plötzlicher Schauer, Moritz schaltete die Scheibenwischer schneller, die Gummiblätter quietschten über das Glas. Irgendwo im Motor des Mondeo rasselte etwas. Moritz ging trotzdem nicht vom Gas. Er war spät dran.

    Er verstand Petras Haltung nicht und hasste die bornierte Art, wie sie ständig politisch korrektes Geschichtsbewusstsein demonstrieren musste. Als sei Deutschland nicht schützenswert, nur weil die nötigen Maßnahmen sie entfernt an Nazimethoden erinnerten. Moritz hoffte, dass sich Gretchen nicht zu sehr von ihrer Mutter beeinflussen ließ.

    Vergiss Petra, sagte er sich. Es war der dritte Tag nach der Bombe von Düsseldorf und es gab eine Menge zu tun. Moritz wollte erreichen, dass die Republik auf die Freiheitlichen schaute. Die Chance dazu war da.

    Sein Handy klingelte. Moritz nahm das Gespräch an und versuchte, sich unverändert auf die Fahrbahn zu konzentrieren. Mit hundertzwanzig Sachen schlingerte der Wagen durch Spurrillen voller Regenwasser.

    »Moritz Lemke.«

    »Rossberg, Kripo Düsseldorf«, antwortete eine junge Frauenstimme. Moritz erinnerte sich an die Beamtin mit dem Pferdeschwanz. Es ging also um Carola.

    Sein Herz schlug schneller. »Was gibt’s?«

    »Können Sie uns nach Duisburg-Wedau ins Städtische Klinikum begleiten?«

    »Wieso?«

    »Herrn Petersen erreichen wir nicht, er sitzt im Flieger, ist auf dem Weg zu einem Kongress oder so, und da dachten wir, dass Sie doch genauso gut die Identifizierung vornehmen könnten.«

    »Identifizierung? Heißt das etwa …«

    Moritz überholte einen Lastzug. Aufgewirbeltes Wasser schlug gegen die Scheibe und raubte ihm für einen Moment die Sicht.

    Kommissarin Rossberg nieste Moritz ins Ohr.

    »Gesundheit«, sagte er automatisch. Er konnte wieder sehen und beschleunigte.

    Die Beamtin antwortete: »Die Krefelder Kollegen haben heute früh nahe des Rheins bei Uerdingen einen Motorradunfall mit einer weiblichen Leiche entdeckt. Die Maschine ist auf Carola Ott-Petersen zugelassen und die Tote weist Ähnlichkeit mit der Vermissten auf. Behaupten die Kollegen. Treffen wir uns im Präsidium am Jürgensplatz?«

    »Bin in fünfzehn Minuten da.«

    Moritz brauchte drei Anläufe, bis er die Taste fand, um das Gespräch zu beenden. Er schleuderte das Handy auf den Beifahrersitz und umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad, bis seine Knöchel weiß hervortraten.

    Ein Motorradunfall bei Uerdingen – wenn es Carola war, was hatte sie dort zu suchen?

     
    Der Rechtsmediziner öffnete den Kühlraum, verschwand hinter dem Vorhang und kam mit einer Rollbahre zurück. Eine nackte Frauenleiche lag darauf. Zu ihren Füßen ein Helm und Kleidung.

    Moritz erkannte eine Motorradkombi.

    Es war Carola.

    Ihr Gesicht war dunkel angelaufen. Ein langer, hässlicher Schnitt vom Hals bis zum Schambein, mit groben Nähten verschlossen. Sicher hatte der Rechtsmediziner auch den Schädel geöffnet. Moritz spürte, wie ihm schlecht wurde.

    »Sie haben sie obduziert?«, fragte er.

    »Der Staatsanwalt hat es so gewollt«, antwortete der Rechtsmediziner.

    Rossberg schnäuzte sich in ein zerknülltes Tempo und fragte: »Ist sie es?«

    Moritz nickte. »Wie ist sie gestorben?«

    »Hirntrauma, stumpfe Gewalt«, erklärte der Arzt. »Die Frau ist mit ihrem

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