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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Außenstelle. Veller drückte den Knopf und wartete vergeblich. »Komm«, sagte er zu Anna.

    Sie umrundeten das Gebäude und erreichten den garagenartigen Anbau, der zur Dienststelle gehörte.

    Das Tor stand einen Spalt auf. Im Lichtschein, der von innen auf den nassen Asphalt fiel, stand eine Kollegin, die eine laubfroschgrüne Regenjacke trug und rauchte.

    »Klaus ist drinnen«, sagte sie zu Veller und nickte Anna einen Gruß zu.

    Ein kahler, schlecht geheizter Raum. Mehrere Tische waren zu einer langen Reihe zusammengeschoben. Darauf häufte sich ein Großteil der Bruchstücke, die am Ort der Detonation von Bispings Leuten eingesammelt worden waren. Ein gigantisches Puzzle.

    Bisping inspizierte etwas mit einer dicken Lupe. Über ihm summten Neonröhren.

    »Hallo, Klaus«, grüßte Veller.

    Der schnauzbärtige Kollege reichte ihm die Lupe und wies wortlos auf ein winziges Teil.

    Eine Glasscherbe, nur wenige Millimeter groß. Eine Ecke war abgerundet. Winzige Buchstaben waren neben der Bruchkante aufgedruckt: oom.

    Veller gab die Lupe an Anna weiter und fragte Bisping: »Deshalb hast du uns das Abendessen vermiest?«

    »Das ist es wert.«

    »Lass hören, Klaus.«

    »Die Scherbe ist uns schon gestern aufgefallen, aber da konnten wir uns noch keinen Reim auf sie machen. Fundort ist der Hof der Moschee. Erst heute sind wir dazu gekommen, auch die Dachrinne des Vorderhauses zu untersuchen. Dabei haben wir das hier gefunden.«

    Bisping zog mit spitzen Fingern etwas kleines Rundes an den Rand des Tisches.

    Ein Stück Metall, etwa sechs oder sieben Millimeter im Durchmesser, schätzte Veller. Mit bloßem Auge erkannte er das eingestanzte Firmenlogo, das aussah wie zwei Pfeilspitzen oder ein M.

    »Motorola«, erkannte Veller und zog sein Mobiltelefon aus der Tasche. Der gleiche Knopf saß ganz oben zwischen den Schlitzen des Handylautsprechers.

    Bisping fragte: »Und wo befindet sich bei deinem Gerät die Kameralinse?«

    Veller drehte das Handy um. Die Linse war mit einem trapezförmigen Glasplättchen bedeckt. Abgerundete Ecken, unten rechts eine Beschriftung. Veller nahm die Lupe zu Hilfe.

    4xzoom.

    Er zeigte es Anna.

    Bisping deutete nach draußen. »Sandra wusste sofort Bescheid. Sie hat auch so ein Ding.« Er dirigierte seine Besucher an das andere Ende des Tisches und zeigte ihnen ein winziges Häufchen schwarzer Krümel.

    »Plastik«, stellte Veller fest. »Und?«

    Der Chef der Tatortgruppe nickte. »Kann natürlich alles Mögliche sein. Aber die meisten Handys sind schwarz und aus dieser Sorte Kunststoff gefertigt. Nachdem wir den Knopf mit dem Logo identifiziert hatten, haben wir uns gefragt, ob wir irgendwelche Teile übersehen hätten, aber das hier ist alles, was sonst noch von einem Motorola-Handy stammen könnte.«

    »Was bedeutet das?«, fragte Anna.

    »Das Telefon ist regelrecht zerbröselt worden, war also ziemlich nah am Sprengstoff.«

    »Wie nahe?«

    »Gute Frage.« Bisping schüttelte eine Zigarette aus der Packung. »Raucht ihr?«

    Anna verneinte. Veller schüttelte den Kopf.

    Sie gingen hinaus zu Sandra, die gerade ihre Kippe austrat. Bisping steckte seine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Hab’s eigentlich aufgegeben«, sagte er.

    Sandra ließ ein raues Lachen hören.

    Bisping verbesserte sich: »Das heißt, ich bin jetzt bei drei Stück pro Tag.«

    »Kann man eine Bombe per Mobiltelefon zünden?«, fragte Veller.

    »Genau das ist der Punkt«, sagte Sandra. »Es geht tatsächlich. Du bettest das Ding in den Sprengstoff, legst die Leitung frei, die vom Akku zum Lautsprecher führt, und verbindest den Draht mit der Zündkapsel. So kannst du die Bombe fernsteuern. Du musst nur mit deinem Telefon die Nummer des eingebauten Handys anwählen. Das heißt, du lässt es nicht klingeln, sondern buchstäblich krachen.«

    »Das funktioniert?«

    »Vorausgesetzt, der Akku ist geladen. Das heißt, man darf die Bombe nicht endlos lagern.«

    Bisping strich über seinen Schnauzbart: »Übrigens eine beliebte Methode zum Beispiel bei Palästinensern. Wenn sie einen Selbstmordattentäter mit einem Sprengstoffgürtel ausstatten, vertrauen sie nicht immer darauf, dass der Typ scharf auf die Paradiesjungfrauen ist. Oft bauen sie zusätzlich ein Handy ein und helfen nach, sobald der Attentäter zögert.«

    »Schweine«, kommentierte Anna.

    »Lasst mich mal zusammenfassen«, sagte Veller. »Da war also ein Mobiltelefon der Marke Motorola im Spiel, das vielleicht als Bestandteil

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