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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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aus wie im Schlachthof!«

    »Aber warum …«

    »Keine Ahnung. Bislang ist das ein völliges Rätsel, aber ich halte dich auf dem Laufenden, sobald wir mehr wissen.«

    Sie räusperte sich. »Ich bin in spätestens vierzig Minuten bei euch.«

    Paul starrte sie fragend an.

    »Das ist nicht nötig, Anna«, sagte Thilo. »Wir sind genug Leute und kommen zurecht. Ich wollte nur, dass du es nicht aus den Medien oder so …«

    Anna beendete das Gespräch und stieg rasch in die Klamotten, die ihr am nächsten lagen.

    »Was ist los?«, fragte Paul.

    »Das Bad ist nebenan, ein frisches Handtuch findest du im Schrank. Mach dir Kaffee und Frühstück, Paul, aber ich muss los. Die Morgenbesprechung werdet ihr ohne mich abhalten.«

    »Sag schon, Anna, was ist mit Zander?«

    »Ich schätze, er ist bei unseren Ermittlungen auf etwas gestoßen, was seinem früheren Chef nicht gefallen hat.«

    »Und?«

    »Benno Grüter hat ihn heute Nacht erschossen.«

     
    Wie unter Hypnose erreichte sie Liedberg. Das Dorf war rasch durchquert. Eine Abzweigung hinter dem Ortsschild – das blaue Flackern der Einsatzfahrzeuge wies von Weitem den Weg.

    Autos verstopften die Zufahrt, grün-silberne und zivil lackierte, Anna setzte ihren Golf auf die Wiese und rannte auf den Bauernhof zu.

    Vor einem Stall luden zwei Männer in billigen Anzügen Müllsäcke auf eine Rollbahre. Die Bestatter, stellte Anna fest.

    In Tüten gepackt – ihr Herz schlug heftiger.

    Neben der Tür stand eine Einsatztasche mit Schutzkleidung. Hastig zog sie den weißen Plastikoverall an, Überschuhe, Kopfhaube und Handschuhe. Dann betrat sie einen weiß gekachelten Raum.

    Schlachthof – es war das richtige Wort.

    Das Geschmiere auf den Fliesen war bereits angetrocknet. Verstreute Kleidung und verdrecktes Werkzeug: Säge, Rosenschere, Beil. Verschiedene Messer. Zanders braune Lederjacke.

    Thilo Becker verteilte Schilder mit Ziffern und fotografierte. Die Zehn stellte er neben eine Handvoll blutiger Stummel – als Anna erkannte, worum es sich handelte, wurden ihre Knie weich und sie musste sich gegen die Wand stützen.

    »Hallo, Anna«, grüßte Thilo.

    »Erschossen, sagtest du?«, stieß Anna hervor, als sie Worte fand.

    Der Blondschopf nickte. »Es gibt eine Schleifspur vom Wohnhaus bis hierher. In einem Zimmer fanden wir zwei Weingläser und einen Blutfleck auf einem Sessel. Wegmann hat dort die Arbeit übernommen.«

    »Wo ist das Schwein?«

    »Düsseldorf, Polizeigewahrsam. Hat sich bislang nicht zur Sache geäußert.«

    Anna wollte sich auf den Weg machen, aber Thilo hielt sie fest.

    »Überlass ihn uns«, sagte er.

    In diesem Moment vernahm Anna einen leisen Klingelton, den sie kannte. Verzerrte Hardrock-Klänge, die älter waren als sie selbst – Zanders Handy.

    Mit ihren behandschuhten Fingern fischte sie es aus Zanders Lederjacke und drückte die Taste mit dem Hörersymbol.

    »Ja?«

    »Wer ist da?«, fragte eine männliche Stimme mit Akzent.

    »Anna Winkler. Am Apparat von Martin Zander.«

    »Ich spreche nur mit dem Effendi selbst.«

    Jetzt hatte Anna den Anrufer erkannt. »Hiwa Kaplan?«

    Stille im Äther.

    »Sind Sie noch dran, Herr Kaplan? Legen Sie nicht auf. – Bitte, es ist wichtig!«

    »Wo ist Zander?«

    »Was wollen Sie von ihm?«

    »Er will etwas von mir.«

    »Können wir uns treffen? Wir müssen reden!«

    »Das geht Sie nichts an. Sagen Sie ihm, er kann mich jetzt wieder erreichen.«

    »Zander ist tot.«

    Eine Pause – Anna hörte ihr eigenes Atmen.

    »Sie verarschen mich jetzt, oder?«

    »Nein, er wurde ermordet.«

    »Ich war’s nicht, ich schwör’s!«

    »Der Mörder ist bereits gefasst. Hören Sie zu, Hiwa, ich muss mich mit Ihnen treffen. Am besten gleich.«

    »Wer hat ihn denn umgebracht?«

    Anna zögerte. Sie blickte Thilo an. Dann sagte sie: »Ein Kollege.«

    »Grüter von der Rauschgiftfahndung?«

    »Woher wissen Sie das, Herr Kaplan?«

    »Hätt ich mir denken können, dass der Effendi den Maulwurf auch ohne meine Hilfe findet.«

    »Hiwa, wo kann ich Sie …«

    Freizeichen, aufgelegt.

     
    Anna zog frische Überschuhe an, bevor sie das Haupthaus betrat. Im Wohnzimmer stieß sie auf weitere Kollegen in weißer Verkleidung, darunter Wegmann und Ela Bach, die Leiterin des KK 11.

    Auf dem Tisch eine Packung Moltofill sowie eine Gummischale, in der das Zeug angerührt worden war. Daneben ein Foto im Glasrahmen, das einen schüchtern lächelnden Jungen auf einem Pony zeigte.

    Wegmann machte sich

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