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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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sie endlich mal zum Essen eingeladen oder ins Kino?«

    Zander versuchte, in Grüters Gesicht zu lesen, ob er es ernst meinte oder ihn nur auf den Arm nahm.

    »Vielleicht, wenn der ganze Ärger vorbei ist«, antwortete Zander. Aber nein, dachte er. Fünf zu eins, dass Hiwa Kaplan sich auch morgen nicht meldet und Engel, der Stinker, ihn, Martin Zander, zum Paria stempelt.

    »Welchen Ärger meinst du?« Grüter stellte zwei besonders bauchige Gläser auf den Tisch. »Sag schon, Alter!«

    »Will deine Frau nicht auch einen Schluck?«, fragte Zander, weil er nicht wusste, wie er seine Beichte beginnen sollte.

    »Nachtschicht.« Grüter hatte den Chianti entkorkt und goss ein. »Eigentlich müsste das Stöffchen ein wenig chambrieren, bevor man es trinkt.«

    Chambrieren – der Mann kannte sich aus. Benno Grüter war tough, hatte es zu etwas gebracht und seine Karriere war noch längst nicht am Ende.

    »Kann man eigentlich schon zum Lehrgang für den höheren Dienst gratulieren?«

    »Nein, erst am Montag erfahre ich, ob ich zugelassen werde.«

    Sie stießen an. Jetzt bemerkte auch Grüter die Ähnlichkeit ihrer Armbanduhren.

    »Zeig mal. Hey, eine Yacht-Master, willkommen im Club! Guter Geschmack erweist sich auch bei der Wahl des Chronometers, was, Padre?«

    Zander wurde bewusst, dass Grüters Rolex echt war und der KK-15-Leiter davon ausging, auch er hätte Tausende von Euro für eine Uhr ausgegeben. Das Guter-Geschmack-Getue war Zander peinlich. Er bemerkte, dass sein Chronometer schon wieder stehen geblieben war.

    Der Hausherr kaute den Wein, bevor er ihn schluckte. »Sag schon, Padre, wo drückt der Schuh? Du fährst doch nicht zum Spaß zu mir aufs Land hinaus.«

    »Bist du immer sauber geblieben, Benno?«

    Stirnrunzeln. »Ich denke schon.«

    »Stets korrekt, all die Jahre?«

    »Was fragst du da?«

    In Zanders Kopf jagten sich plötzlich die Gedanken. Engels Ultimatum – Grüters Bewerbung um den Lehrgang in Münster-Hiltrup. Als KK-15-Leiter war Grüter über die Razzien des Einsatztrupps Rauschgift weitgehend im Bilde gewesen. Er lebte auf relativ großem Fuß. Und er brauchte Engels Zustimmung für den Lehrgang.

    Plötzlich sah Zander es sonnenklar: Der Kripochef verdächtigte Benno Grüter.

    Unmöglich.

    Zander holte tief Luft und begann: »Weißt du, Benno, ich hab mal Mist gebaut, großen Mist, schon lange her, praktisch verjährt. Aber Engel ist dahintergekommen. Da glaubst du, alles perfekt eingefädelt zu haben, und dann kommt es doch ans Tageslicht.«

    »Und?«

    »Der Stinker setzt mich unter Druck. Er will mich fix und fertig machen, wenn ich ihm nicht bis morgen Nachmittag den Maulwurf nennen kann.«

    »Den Maulwurf im alten Einsatztrupp.«

    »Ja.«

    »Was hat der Kerl gegen dich in der Hand?«

    Zander trank einen Schluck und fragte zurück: »Deine Uhr ist echt, oder?«

    Grüter lachte unsicher. »Deine etwa nicht?«

    Verdammte Scheiße, dachte Zander. Warum hatte ihm der Kripochef nichts von seinem Verdacht erzählt? Weil er wusste, dass ich mit dem Kerl befreundet bin, fiel es Zander ein. Der Stinker befürchtete, ich würde ihm nicht glauben. Ich sollte selbst darauf kommen.

    Zander sagte: »Und zum Abitur eures Sohns lässt du dich auch nicht lumpen. Viertausend hat der Oldtimer gekostet, sagtest du. Und die Privatschule ist sicher auch nicht billig, zumal mit Internat.«

    »Worauf willst du hinaus, Martin?«

    »Und der umgebaute Bauernhof. Schick renoviert. Ich könnte wetten, dass bestimmt auch ein gutes Stück Land dazugehört.«

    »Lene und ich haben zwei Einkommen, machen Überstunden, geben sonst nicht viel aus.«

    »Klar.«

    »Hey, Padre, dein Gerede gefällt mir nicht.«

    »Trotzdem hat dir der Innere Dienst nichts nachweisen können. Als Dienststellenleiter haben sie dich doch ebenfalls unter die Lupe genommen, oder?«

    »Glaubst du wirklich …«

    »Der Kripochef scheint sich sicher zu sein.«

    »Hat er dich geschickt?« Grüter wurde laut und lief rot an. »Bist du dienstlich hier? Trägst du etwa Mikro und Rekorder unter der Lederjacke? Ist das jetzt eine Vernehmung? Kommst du so in mein Haus? Hey, Sie haben vergessen, mich über meine Rechte aufzuklären, Kollege Zander!«

    »Schrei nicht so.«

    Der Kollege verstummte. Auf seiner Schläfe pochte eine Ader. Er rieb die Hände auf den Schenkeln.

    Ausgerechnet du, dachte Zander.

    »Mensch, Benno, wie konntest du nur solch eine Scheiße bauen?«

    Dann fiel ihm ein, dass sein Vorwurf auch auf ihn

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