Sprengkraft
der Bombe unserer Terrorzelle gedient hat.«
»In Anbetracht der Spurenlage müssen wir das in Betracht ziehen«, antwortete Bisping.
»Deshalb ist es denkbar, dass die Bombe ferngezündet wurde, wie ihr es geschildert habt.«
»Richtig.«
»Von einem vierten Täter, der die anderen drei in die Luft gejagt hat.«
Sandra nickte. Bisping nahm einen letzten Zug, hustete und schnipste die Zigarette in eine Pfütze. Es zischte leise.
Für einen Moment sagte keiner etwas.
Veller runzelte die Stirn. Der unbekannte Vierte warf alle bisherigen Theorien über den Haufen.
58.
Zitternd vor Konzentration machte sich Benno Grüter an die Arbeit. Er trug eine Plastikplane aus der Scheune herbei, zerrte den schweren Leichnam darauf, wickelte ihn ein und schleifte ihn durch den Küchenausgang, über den nassen Rasen hinter dem Haus bis zum ehemaligen Stall. Vor Monaten hatte er begonnen, das kleinere Nebengebäude zur Wellnessoase auszubauen. Die Wände waren bereits eingezogen, es gab ein Klo und eine übergroße Duschkabine mit allem Schnickschnack. Komplett gefliest – hier konnte er das Blut leicht wegspülen.
Zuerst versengte er Zanders Fingerkuppen und Handinnenseiten mit dem Feuerzeug. Dann holte er eine Eisenstange, um die Zähne auszuschlagen – wenn man die Leiche fand, sollte sie nicht mehr zu identifizieren sein.
Grüter versuchte zu treffen, ohne hinzusehen, doch der Hieb ging daneben, eine Fliese brach. Er riss sich zusammen und zielte genau. Ein Dutzend Schläge, dann ließen sich die Zähne entfernen.
Ihm wurde schlecht.
Nur so kannst du deine Familie schützen, dachte er, ging in die kalte Nacht hinaus und atmete tief durch, bis sich sein Magen wieder beruhigt hatte.
Zurück im Wohnzimmer hob er die Patrone auf und zog das Geschoss, das Zanders Schädel durchschlagen hatte, aus dem Wandputz. Er rührte Gips an, füllte das Loch und kaschierte die Stelle, indem er ein paar Zentimeter darüber einen Nagel einschlug und ein gerahmtes Foto seines Sohnes anbrachte, das bis dahin neben seinem Bett gestanden hatte.
Ein Blick auf seine Rolex, die stets zuverlässig ging.
Die Schicht seiner Frau endete um sechs Uhr. Vor halb sieben würde sie nicht aus Mönchengladbach zurück sein. Also noch gut fünf Stunden – die Zeit würde genügen.
Grüter brachte Werkzeug in den Stall und entkleidete den Toten. Die Sachen würde er zuletzt gemeinsam mit seinen eigenen verbrennen. Es durften keine Spuren zurückbleiben.
Das Zerteilen der Leiche bereitete Grüter größere Probleme, als er gedacht hatte. Beim Rumpf geriet er ins Schwitzen.
Zwischendurch kotzte Grüter ins Klo. Er drehte die Dusche auf, brauste sich den Kopf ab und trank Leitungswasser. Reiß dich zusammen, sagte er sich. Du machst das für Lene und Patrick.
Mülltüten fand er in ausreichender Zahl. Die abgetrennten Arme konnte er knicken, weil die Leichenstarre noch nicht ausgeprägt war. Die Beine musste er jeweils im Kniegelenk zersägen, damit sie in die Tüten passten.
Um drei Uhr hatte er den letzten Sack verknotet. Er hörte ein Summen wie von dicken Fliegen, doch das Geräusch saß in seinem Kopf. Am liebsten hätte sich Grüter ins Bett gelegt. Eine Tablette eingeworfen und den ganzen Tag verpennt. Doch das kam nicht infrage.
Er kalkulierte eine Stunde für das Verscharren im Wald, eine weitere, um im Stall gründlich sauber zu machen. Schließlich eine Stunde, um sich um all das zu kümmern, was er eventuell vergessen hatte – er durfte nicht schlappmachen.
Grüter fuhr seinen Geländewagen mit dem Heck an die Stalltür und öffnete die Klappe.
Als er die dritte blaue Tüte in das Auto lud, vernahm er ein Motorengeräusch und das Rollen von Reifen in der Hofeinfahrt. Lichtkegel strichen über Scheune und Stall. Das Brummen erstarb, die Scheinwerfer blieben an. Grüter blinzelte.
Es war der Wagen seiner Frau.
Lene stieg aus. »Benno, was machst du da?«
Das Brummen in seinem Kopf wurde stärker, ein hohes Pfeifen war hinzugekommen. Bleib cool, sagte er sich. »Und du?«
Seine Frau hob ihre verbundene linke Hand. »Ein blöder Unfall. Hab mich verbrüht. Der Arzt hat mich nach Hause geschickt.«
»Schlimm?«
»Nein, halb so wild, ich hab Salbe, vielleicht kann ich morgen schon wieder …« Sie unterbrach sich und fragte: »Warum schläfst du nicht?«
»Ich mach nur noch schnell etwas fertig.« Er setzte den Müllsack ab und verbarg seine blutigen Finger hinter dem Rücken.
»Mitten in der
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