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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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selbst zutraf. Der Einbruch an der Königsallee im Jahr 2000. Die Juwelen, die er an Schmiedinger, den Hehler, verkauft hatte. Seine wilde Zeit, die Engel gegen ihn verwandte.

    »Sei ehrlich, Martin, hat dich der Kripochef geschickt?«, fragte Grüter noch einmal.

    Zander schüttelte den Kopf.

    »Und jetzt? Was hast du vor? Deinen Kopf retten, indem du meinen präsentierst?« Grüter fuhr fort, seine Schenkel zu massieren.

    »Hör endlich auf, Benno. Du glaubst doch nicht im Ernst, ich könnte dich verpfeifen!«

    Der Kumpel starrte ihn an.

    »Die Drogen-Connection der PKK ist zerschlagen, nicht wahr?«, fragte Zander.

    »Das kann man wohl sagen. Die Kollegen vom Staatsschutz haben ganze Arbeit geleistet. Azad und Ömer sitzen im Knast.«

    »Du stehst nicht mehr auf ihrer Lohnliste.«

    »Es ist fast zwei Jahre her, dass ich zum letzten Mal Geld genommen habe. Und es war weniger, als du glaubst.«

    »Das heißt, du bist jetzt sauber und wirst es auch in Zukunft sein?«

    Grüter nickte.

    Zander nahm einen Schluck Wein, genoss das Aroma und fasste seinen Entschluss. »Dann wird das unter uns bleiben, Benno. Versprochen.«

    Grüter fragte: »Das heißt, du hast mit niemandem darüber geredet? Weder mit dem Kripochef noch mit sonst irgendjemand?«

    »Nein, habe ich nicht.«

    Grüter seufzte. »Ich brauch jetzt etwas Stärkeres als diesen Wein. Du auch?«

    Zander nickte.

    Der KK-15-Leiter ging hinaus und machte sich in der Küche zu schaffen.

    »Du musst mir aber einen Tipp geben, wie ich mit Engel umgehen soll«, rief Zander ihm durch die offene Tür hinterher. »Dir fällt doch sicher etwas ein.«

    Sein Kumpel kam zurück.

    In der Rechten eine Pistole.

    »Nein, tut mir leid«, antwortete Grüter und drückte ab.

56.

    »Ich glaube nicht, dass ich noch länger für die Freiheitlichen arbeiten kann, Herr Bucerius.«

    »Was sagen Sie da?«

    Der Blick vom Chefbüro im Industriegebiet von Duisburg-Mittelmeiderich ging hinunter auf den Rhein-Herne-Kanal. Jenseits davon existierten nur Lichtpunkte vor der Kulisse der Nacht. Sie bildeten Strukturen, Linien und Schleifen. Moritz glaubte, die Ruhr ausmachen zu können sowie zwei Autobahnen, die sich weiter südlich kreuzten. Er hatte Bucerius um das Gespräch gebeten. Zum ersten Mal wurde Moritz im Allerheiligsten der Bucerius KG empfangen. Die Einrichtung im Art-déco-Stil stammte vermutlich noch vom Firmengründer. Schwere Lederfauteuils, doch unter dem Hintern spürte Moritz die Stahlfedern.

    »Ich habe wirklich lange nachgedacht«, erklärte Moritz. »Mit Frau Ott habe ich mich sehr gut verstanden, sie stand für die Neuausrichtung. Ich sehe keinen, der das fortführen könnte. Das übrige Vorstandspersonal steht entweder zu weit rechts oder hat einfach nicht das Zeug dazu, eine Partei in die heiße Phase des Wahlkampfs zu führen. Frau Ott …«

    »Sie sind sich in den zwei Wochen recht nahegekommen, nicht wahr?«

    Moritz nickte. Er hatte die Kurve bei Uerdingen vor Augen. Die blasse Leiche auf der Rollbahre des Rechtsmediziners und den hässlichen Schnitt, der von der Obduktion herrührte. Das dunkel verfärbte Gesicht – offenbar hatte Carola mit dem Kopf nach unten im Gestrüpp gelegen.

    »Es ist schon ein Jammer«, sagte Bucerius. »Ich kannte ihren Vater recht gut. Und ich wusste, dass Carola in der CDU nicht glücklich war. Deshalb dachte ich sofort an sie, als ich beschloss, mich für die Freiheitlichen zu engagieren. Carola wird der Partei fehlen, aber das kann doch kein Grund dafür sein, dass Sie die Flinte ins Korn werfen!«

    »Warum ist Ihnen die Partei so wichtig?«

    »Mir, wieso?«

    »Ihr finanzielles Engagement ist ungewöhnlich.«

    »Ich habe nichts gegen unsere muslimischen Mitbürger, falls Sie das meinen. Wussten Sie, dass meine Firma die Zentralmoschee in Duisburg-Marxloh gebaut hat? Der weltanschauliche Kram hat mich nie gekümmert. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich bin Unternehmer und muss nach vorne schauen. Gerade in Zeiten wie diesen. Ich investiere, um einen Vorteil zu erhalten.«

    »Einfluss auf die Landespolitik.«

    Bucerius machte eine Geste, die Zustimmung andeutete. Er stellte zwei kunstvoll gravierte Gläser auf den Tisch und schenkte bernsteinfarbenen Sherry aus einer Karaffe ein.

    Moritz dachte an Carola, die wegen der Parteifinanzen beunruhigt gewesen war. Und daran, dass ihr Telefon vermutlich abgehört wurde. Schwarze Kassen, deren Inhalt über eine Partei gewaschen wurde – für einen Moment

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