Sprengkraft
krächzte es aus dem Handylautsprecher.
»Du sagtest doch, dass es ihm eilig ist. Also werden wir die Bedingungen diktieren.«
»Aber die Info sollte euch Bullen schon jetzt etwas wert sein. Mein Honorar, verstehst du?«
»Erst müssen wir den Jungen drankriegen, dann bekommst du die Belohnung. Also streng dich an. Und kein Wort zu irgendwem!«
»Ist klar.«
Zander beendete das Gespräch, steckte das Mobiltelefon weg und hob den Daumen.
Anna wusste: Das romantische Wochenende mit ihrem Freund konnte sie knicken.
Der Besprechungsraum des für Drogendelikte zuständigen KK 15 befand sich auf dem gleichen Flur. Sie waren zu viert: Zander, Anna, Mordchefin Ela Bach und Benno Grüter, Leiter der Rauschgiftleute und Zanders früherer Vorgesetzter.
Der Raum war eine Mischung aus Büro, Teeküche und Rumpelkammer. Sechs Telefone auf vier Tischen, die in der Mitte zu einer Insel zusammengeschoben worden waren. An der Wand zwei Computerarbeitsplätze. Zudem gab es eine Mikrowelle, mehrere Kaffeemaschinen sowie eine Spüle und ganz vorn drei große Tafeln, auf denen noch die Lageskizzen des letzten Einsatzes aufgemalt waren.
Zander versuchte, sich den Kollegen gegenüber seine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Die ganze Woche über hatte er nebenher nach dem Maulwurf im ehemaligen Rauschgift-Einsatztrupp gefahndet, mit alten Kollegen geredet und in den Akten der Schnüffler vom Inneren Dienst gestöbert, die der Kripochef ihm überlassen hatte.
Die erste Woche war ohne jeden Fortschritt vergangen, doch nun glaubte Zander, einen Lichtstreif am Horizont zu erkennen. Er hielt es für denkbar, dass Rafi die Identität des Maulwurfs kannte. Als rechte Hand seines Bruders Noureddine war der Kleine wahrscheinlich in die Abläufe des Warnsystems eingeweiht gewesen. Und wenn Zander den jungen Marokkaner mit dem angebotenen Heroin schnappte, hätte er das nötige Druckmittel, um ihn zur Aussage zu zwingen – mit jeder Minute, die Zander darüber nachdachte, sah er die Chancen wachsen, heil aus seinem Schlamassel zu kommen.
»Fünfzehn Kilo«, staunte Benno Grüter, ein sportlicher Vierziger mit faltendurchzogener Stirn. Zander hatte sich immer gut mit ihm verstanden, denn Grüter hatte ihm freie Hand gelassen und dem Einsatztrupp den Rücken gestärkt, solange es ging.
»Kommt nicht oft vor, oder?«, fragte Bach.
»Neulich haben die Kollegen fast so viel auf der A2 geschnappt, aber in der Stadt gab’s diese Größenordnung noch nicht. Zumindest nicht, seit ich hier bin. Das wird natürlich auch die OK-Leute interessieren. Wir müssen unseren Inspektionsleiter einschalten. Am besten auch den Kripochef.«
Ela nickte nachdenklich.
»Mach halblang, Benno«, widersprach Zander. »Wir nehmen Diouri bei der Übergabe einer Probe fest, und basta. Das kriegen wir auch ohne großen Klimbim hin!«
»Was sind fünfzehn Kilo wert?«, fragte die KK-11-Chefin dazwischen.
»Dreihundertfünfzigtausend Euro, vielleicht auch mehr.«
Zander sagte: »Das Heroin ist zweitrangig. Wir ermitteln das Tötungsdelikt zum Nachteil des Noureddine Diouri vom August vorletzten Jahres. Wir verdrahten das Lokal, setzen uns an die Nachbartische und greifen zu, wenn Rafi die Probe auspackt. Sobald wir ihn zur Mordsache vernommen haben, kannst du ihn übernehmen, Benno.«
Grüter schüttelte den Kopf. »So läuft das nicht, Padre.«
Zander blickte seine Chefin an, doch sie reagierte nicht.
»Versteh doch«, erklärte Grüter. »Wir brauchen ein Mobiles Einsatzkommando und kommen auch um die Unterstützung durch das Landeskriminalamt nicht herum. Inspektionsleiter Thann wird die Einsatzleitung übernehmen wollen. Selbst wenn es zwei Kilo wären oder nur ein halbes, es geht um eine Rauschgiftsache und das KK 11 kommt erst ins Spiel, wenn wir den Anbieter gefasst haben.«
»Wofür das LKA?«, fragte Anna.
»Wir müssen einen Scheinkäufer einschalten. Einen verdeckten Ermittler, der auf diese Geschäfte spezialisiert ist. Über solche Leute verfügt nur das Landeskriminalamt. Auch wenn Martin sich das anders vorstellt, ist das keine Geschichte, die wir mal rasch zu viert stemmen könnten. Das sollten wir aus dem Scheitern des Rauschgift-Einsatztrupps gelernt haben.«
Zanders Handy spielte seinen Lieblingsrocksong. Er kramte es hervor und nahm das Gespräch an, ohne sich bei den anderen dafür zu entschuldigen. Betont barsch fragte er: »Was gibt’s?«
Hiwa Kaplan. »Rafi hat sich gemeldet«, sagte der Kurde. »Ihm
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