Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
Argwohn der Freiheitlichen war nicht ganz unbegründet: Die geplante Zentralmoschee in seiner unmittelbaren Nachbarschaft würde nicht bloß Andachtsstätte sein, sondern ein Prunkbau mit angeschlossenem muslimischem Gewerbezentrum – Sammelplatz der Parallelkultur, Ort der Abgrenzung statt Symbol der Integration.

    Die Worte stammten von Rolfes. Der Schriftsteller traf den Nagel auf den Kopf.

    Das Telefon riss Moritz aus seinen Gedanken.

    Es war Carola. »Eine Frage, Moritz.«

    »Was gibt’s?«

    »Woher stammt das Geld der Freiheitlichen?«

    Moritz zählte auf: »Gräfe und ich werden von Bucerius bezahlt, Heike und dein Fahrer auch. Der Rest sind Spenden, ein paar große und viele kleinere. Unsere Flugblattverteiler scheinen recht eifrig zu sammeln. Wahlkampfkostenrückerstattung gibt’s jedenfalls erst im Sommer.«

    »Irgendetwas stimmt da nicht.«

    »Wieso?«

    »Gräfe hat mir da ein paar Sachen zum Unterschreiben gegeben. Wozu eigentlich? Hat er als designierter Geschäftsführer noch keine umfassende Vollmacht? Und ich kann nicht glauben, dass man auf der Straße so viel Knete sammeln kann. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Gräfe war gerade nicht da, deshalb habe ich mir die entsprechenden Ordner in seinem Büro selbst rausgesucht. Wusstest du, dass ich eine Banklehre absolviert habe, bevor ich zur Uni ging?«

    »Steht in deinem Lebenslauf.«

    »Jedenfalls kenne ich mich mit dem Kram ganz gut aus. Ich hab mir Gräfes PC vorgenommen. Stell dir vor, der Mann hat seine Passwörter auf Klebezetteln notiert und an den Monitor gepappt.«

    »Du hast tatsächlich …?«

    »Natürlich war keine Zeit, alle Dateien zu studieren. Vielleicht hätte ich sie kopieren sollen.«

    »Wozu?«

    »Ich muss doch wissen, wofür ich in Zukunft als Vorsitzende den Kopf hinhalte.«

    »Carola, wir sind eine Partei und ziehen am selben Strang.«

    »Das dachte ich auch, zumindest bislang. Aber es sieht danach aus, dass Gräfe oder Bucerius Schwarzgeld über die Bürgerbewegung waschen!«

    »Schwarzgeld?«

    Im Hintergrund brummte eine Männerstimme: »Mit wem telefonierst du da?«

    »Wer ist das?«, fragte Moritz.

    Carola flüsterte fast: »Du bist doch sicher schon mal einem dieser Parteiaktivisten über den Weg gelaufen. Hast du jemals gesehen, dass irgendwer eine Münze in die Spendendose gesteckt hat?«

    »Gräfe kann sicher alles erklären.«

    »Das muss er auch. Ich habe keine Lust, wegen Steuerhinterziehung oder Beihilfe vor ein Gericht gezerrt zu werden.«

    Erneut diese Männerstimme, jetzt näher und aggressiver: »Flirtest du mit deinem Scheißgeliebten?«

    »Ole tobt mal wieder«, erklärte Carola, fast belustigt.

    »Bedroht er dich? Ich kann in zwanzig Minuten bei dir sein.«

    Plötzlich protestierte Carola aufgebracht: »Ole, was machst du da?«

    Moritz fühlte sich hilflos. Er wusste nicht, was abging, und konnte nicht eingreifen, falls der Typ gewalttätig wurde.

    »Hallo?«, rief Moritz in den Hörer.

    Keine Antwort.

    Stattdessen vernahm er eine verschlafen klingende Kinderstimme.

    Und gleich darauf wieder das barsche Organ des Ehemanns: »Franzi, hör dir an, wie deine Mutter uns mit ihrem Scheißgeliebten betrügt!«

    Endlich war Carola in der Leitung. Sie klang verstört. »Er hat unsere Tochter aus dem Bett geholt.«

    »Will er euch etwas antun?«

    Im Hintergrund quengelte das Kind.

    »Geh ins Bett, Franzi!«, rief Carola. »Ole, lass Franzi los!«

    Moritz entschied: »Ich bin in zwanzig Minuten da.«

    »Nein, warte!«

    Ein Knall – Moritz erschrak, dann wurde ihm bewusst, dass Carola nur den Hörer abgelegt hatte.

    Sie stritt weiter mit ihrem Mann, doch jetzt in einem anderen Raum. Den Inhalt ihrer Worte konnte Moritz nicht verstehen. Nach einer Weile resignierte er und legte auf.

     
    Samstag, 14. März, Blitz, Titelseite:

    Anne Will: Maulkorb-Skandal!
ARD-Programmdirektor verbietet Auftritt von Carola Ott-Petersen Es wirkt wie das letzte Aufbäumen der etablierten Parteien: Gemeinsam torpedierten ihre Vertreter die Einladung von Carola Ott-Petersen, Bürgerbewegung Pro Freiheit, drohten mit Boykott der Talkrunde.
Der Skandal: ARD-Programmdirektor Nettelbeck gab dem peinlichen Drängen nach, verbot seinem TV-Star Anne Will, mit Ott-Petersen zu reden. In der morgigen Sendung werden die Herren der im Bundestag vertretenen Parteien unter sich bleiben. Zensur in der ARD – wie groß muss die Angst vor der mutigen Carola sein, die nicht nur auf dem Motorrad eine gute

Weitere Kostenlose Bücher